Plouf!

Die Sommerhitze hat unserem Alpinrezensenten offenbar so heftig zugesetzt, dass er für einmal Literatur für Bade- statt für Bergfreunde bespricht. Wobei: wer macht nach einer heissen Berg- oder Klettertour nicht gern einen Sprung ins kühle Nass! Plouf! So platscht es zum Beispiel am Lac Léman. Und auf geht’s, erfrischt zur nächsten Tour.

«Quin ne connaît pas les vins de St-Saphorin? Mais, qui connaît les Bains Reymond ? Aussi poétiques que le village, en bordure du vignoble omniprésent à St-Saphorin. Les Bains Reymond, on les ‘déguste’, on les ‘savoure’.»

Stellte Gilbert Schopfer vor einem Vierteljahrhundert im Führer «64 Plages autour du Léman» fest. Der Genfer See ist mit 582,36 km2 der grösste See am Rande der Alpen – die Bains Reymond sind wahrscheinlich die kleinste Badi der Schweiz. Eine felsige Plattform, die ins Wasser hinausragt. Platz für vielleicht ein Dutzend Badegäste, wenn sie sich gut mögen. Ein Sprungbrett. Ein Kieselstrand für eine Mutter mit einem Kind. Zwei kleine Umkleidekabinen, halb im Bahndamm drin. Aber zwischen dem Ufer und den Geleisen noch ein kleiner Rebberg. Nicht ganz in Bahnhofsnähe, weil man von der Station St-Saphorin noch knapp zehn Minuten gehen muss.

Direkt bei einer Haltestelle hingegen befindet sich der Plage de Rivaz. Die Unterführung dient nämlich gleichzeitig als Zugang zum Strand. Wir können in den Badekleidern aus dem Zug und in den Léman steigen – und umgekehrt. Und dann zur Station Epesses weiterfahren, wo nochmals zwei offizielle Badeplätze auf uns warten. Richtung Montreux ein Kiesuferplätzli, Richtung Lausanne die Bains de Moratel, die grösste der drei Seebadis von Cully. Kiesig, grasig, grosszügig, mit Pinien wie am Mittelmeer. Warum denn in die Ferne schweifen? Ferienlektüre haben wir auch schon zur Hand: Den Roman «Samuel Belet» von Charles Ferdinand Ramuz: «‘Setzen Sie sich, da ist es angenehm.‘ Und wirklich, es war angenehm. Man sass im feinen Sand, er gab nach wie ein Federkissen. Vor uns war der See; an jenem Tag wehte die Bise, sie trieb die Wellen auf den See hinaus; es schienen gar keine Wellen zu sein, denn man sah nur ihre sanft ansteigende Fläche, erst weiter draussen kamen die Schaumkronen. Das Wasser war so blau, dass es schwarz schien.»

Ein zweites Buch passt ebenso gut: «Plouf! Une histoire de la baignade dans le Léman» von Lionel Gauthier. Die Begleitpublikation zur gleichnamigen Ausstellung im «Musée du Léman» in Nyon zeichnet schön ausgelegt wie Badetücher (und ebenso farbig!) die Geschichte des Badens im Genfer See nach. Von einst, als baden und waschen noch am gleichen Uferabschnitt stattfand, bis heute, wo das Plaisir mit Action wie dem Flyboard aufgespritzt werden muss. Sonnige (und freilich manchmal auch trübe) Geschichte(n), Aufsehen erregende Illustrationen (und Badekleider) – das Buch bringt uns das Baden näher, im Léman und anderswo. Und macht natürlich Lust, mindestens eine der 121 offiziellen Badeplätze rund um den Leman zu entdecken. Hier schon mal ein paar Begriffe zum Badevokabular: barboter, patauger, faire trempette, boire la tasse, faire la planche, piquer une tête, nager et plonger.

Compris? Verstanden? Teilweise wenigstens. Wer lieber auf Deutsch schwimmt und taucht, hier ein kleiner Hinweis. Unter den Schweizer Outdoor-Publikationen ist ein neues Heft (nicht Hecht!) aufgetaucht: Bergwelten. Für deutsche und österreichische Leser gab es Bergwelten schon. Nun können damit auch die schweizerischen ihr Land neu entdecken. Die zweite Ausgabe vom Sommer 17 mit 150 Seiten widmet sich im Hauptthema dem Wandern am Wasser. 20 Touren führen zu Bergseen und Wasserfällen. Auf bzw. hinein geht’s! Platsch!

Lionel Gauthier: Plouf! Une histoire de la baignade dans le Léman. Éditions Glénat Suisse, Morges/Musée du Léman, Nyon, 2017, Fr. 22.90.

Musée du Léman & Aquarium à Nyon: Offen von Dienstag bis Sonntag, April-Oktober 10-17 Uhr, November-März 14-17 Uhr.
Die Ausstellung «Plouf! Une histoire de la baignade dans le Léman» ist noch bis zum 20 September 2018 zu sehen. www.museeduleman.ch
Und das Paléo Festival Nyon beginnt am 18. Juli 2017.

Bergwelten Schweiz ist am Kiosk erhältlich. Das Herbst-Heft wird am 14. September 2017 erscheinen. www.bergwelten.com

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