Rigi & Co.

Beide Bücher kosten 20 Franken, beide sind an Umfang und Dicke eher klein. Aber nur eines ist inhaltlich gross.

Uuf, i d’Hand d’r Bärgstock g’noh,
mir wei mit’nand uf d’Rigi goh!
Es söll m’r dört g’wüss lustig sii.
M’r seit, sie heige guete Wii.

So soll die erste und ziemlich unbekannte Strophe des bekannten Rigilieds lauten. Googeln wir nämlich „Rigilied Text“, so erscheint in Zehntelsekunden an erster Stelle der Refrain, den wir doch alle kennen und hoffentlich auch mitsummen können: „Vo Luzärn uf Wäggis zue/bruucht me weder Strümpf no Schue.“ Christian de Simoni, in Bern lebender Schriftsteller, hat sich auf die Socken gemacht und einen witzigen und hintergründigen, ernsthaften und (selbst)ironischen Essay über dieses Rigilied geschrieben, darin er Herkunft, Bedeutung und Besteigung gekonnt auf- und vermischt. Wir wissen nicht immer, wie fest der Boden unter unseren Schuhen ist, auf dem wir uns lesend der Königin der Schweizer Berge nähern, mit einigen Umwegen in die fast allgemeine Literatur- und ziemlich persönliche Lebensgeschichte. Fest den Bärgstock in der Hand, immer einen Jodel auf den Lippen und wenn möglich nicht zu viel vom feinen Wein trinkend, machen wir fröhlich die Wanderung mit, auf die uns der Autor mitnimmt. Zum Beispiel so: „Das Rigilied wurde rasch zum Soundtrack, die Hymne der Hobbyberggänger. Der Sommerurlaubs-Hit, die Rigi war das Mallorca des 19. Jahrhunderts.“ Holje-guggu, holje-guggu!

Etwas weniger jodeln vermögen wir mit einem Buch, darin die Rigi selbstverständlich auch ihren Auftritt hat: In „Das kleine Buch der groβen Berge“ schreibt Patrick Brauns über „50 Berge, die Sie kennen müssen, um die Schweiz zu verstehen“. So lautet der schöne Untertitel. Im Bergregister sind 103 Namen aufgelistet, von Allalinhorn über Bundesterrasse und Münsterhügel, Schlossberg Vaduz und Toblerone bis Zugerberg, das Inhaltsverzeichnis umfasst 90 Berge, Pässe und Anhöhen wie Muottas Muragl und Vue des Alpes, Monte Rosa und Monte Verità. Durchaus interessant und richtig, dass sich besondere Schweizer Berge auch unterhalb von 1000 Metern befinden. Aber warum sich nicht auf 50 wirklich grosse Berge beschränken, so klein sie topografisch auch sind? Nicht die einzige Frage zu diesem Buch. Auf Seite 23 heisst es, dass das Bietschhorn den ältesten Bergnamen der Schweiz hat (1233), auf Seite 149 steht, dass der Moléson schon um das Jahr 1000 namentlich bekannt war. Das Matterhorn ist nicht der vierthöchste Berg der Schweiz, unter seinen Erstbesteigern befanden sich nicht nur Engländer und Zermatter, sondern auch ein Bergführer aus Chamonix. Und Aussichtspunkte mit dem Attribut „Rigi“ locken nicht nur in der Schweiz und in Süddeutschland Besucher an, sondern auch in Frankreich, Italien, Indien und Wales. Ob man dort das Rigilied auch kennt? Möglich ist’s, insbesondere in Italien. Denn, so schreibt Christian de Simoni, finde sich schon in der römischen Lyrik Versatzstücke des Rigilied-Mythos:

Die Rigi zu besteigen, ist wie Feuer,
Es wärmt dich und erfreut
Und regt dein Verlangen an
Zu tanzen.

Christian de Simoni: Das Rigilied. Herkunft und Bedeutung. Mit einem Nachwort von Elio Pellin. edition taberna kritika, Bern 2017, Fr. 20.- www.etkbooks.com, www.rigilied.ch

Patrick Brauns: Das kleine Buch der groβen Berge. 50 Berge, die Sie kennen müssen, um die Schweiz zu verstehen. Midas Verlag, Zürich 2017, Fr. 20.- www.midas.ch

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