SAC im Visier

In den grossen Jubel um die 150-Jahr-Feiern des SAC platzt eine Zeitungsnachricht, die zu Denken gibt. Folgt auf den Champagner etwa die grosse Abrechnung?

Der Schock sass tief, als ich am Dienstag den Wirtschaftsteil der NZZ aufschlug. Offenbar, so dachte ich, ist nun auch der SAC in den Fokus der nimmersatten amerikanischen Justizbehörden geraten. Gebannt starrte ich auf den Untertitel, 1,8 Milliarden Dollar Strafe soll der brave Bergsteigerclub nach Washington überweisen, falls es sich nicht um ein Versehen oder eine Zeitungsente handelt. Bevor ich zum Telefon greifen und den Alpinjuristen Gregor Benisowitsch alarmieren konnte, raste in meinem Hirn der eingebaute Rechner ab: 1,8 Milliarden geteilt durch 140’000 Mitglieder. Das macht rund 13’000 pro Nase. Zum Glück, schoss mir durch den Kopf, sind seit 1980 auch Frauen im Club genehm, so dass sie mittragen könnten an der erheblichen finanziellen Last, die allenfalls auf uns zukommt.

Aber worum soll es sich denn bei diesem ominösen Insidervergehen handeln, dessen Fährte die amerikanischen Schnüffler aufgenommen haben? Steckt etwa Edward Snowden mit seinen Enthüllungen dahinter? Schon sein Name klingt ja irgendwie alpin, der Vorname erinnert an den skandalumwitterten Erstbesteiger des Matterhorns, der Nachname an einen Berg in Wales.

Leider konnte mir auch der Haushistoriker des SAC, Daniel Anker, nicht weiterhelfen. «Ich bin sprachlos», war das einzige, was ich ihm entlocken konnte. Und dann fügte er noch bei: «Als Berner lese ich halt die NZZ nicht und im ‹Bund› stand nichts davon.»

Bevor ich weitere Kreise alarmierte, schaute ich mir auf dem Internet nochmals den Fernsehbeitrag zur 150-Jahrfeier des SAC an. Vielleicht, dachte ich, liegt in der Geschichte unseres Vereins der dicke Hund begraben. Etwa in den Dreissigerjahren, als in den Reihen der SAC-Mannen und Vorstände einige Fröntler und sogar Nationalsozialisten aktiv waren (Siehe: Helvetia-Club. 150 Jahre Schweizer Alpen-Club). Geht es etwa um Raubkunst von Bergbildern? Aber leider drehte sich der Film fast nur um die Fründenhütte und wie man dort so fein schläft und dabei schlief ich gerade selber ein.

«Alpine Raubkumst», lachte unser Haushistoriker, als ich nochmals anrief. «Mitnichten!» Als Nachfahre von Albert Anker hat er ja auch einen guten Draht zur Kunstwelt.

Weitere dunkle Punkte in der Vereinsgeschichte? Etwa der kleine «Bschiss» des SAC-Gründervaters Simler mit seiner behaupteten Erstbesteigung des Piz Russein? «Fehlanzeige, ist längstens verjährt und korrigiert. Schliesslich hat Rudolf Theodor dort oben auf dem Simlergrat, wie man ihn heute nennt, die Jahrhundert bzw. Jahrhundert plus fünfzig Idee zur Gründung unseres Clubs gehabt.»

Und dann gab mir Anker noch einen Tipp: «Lies doch den Artikel erst mal zu Ende.» Er kennt mich doch und weiss, dass ich selten weiter als bis zum zweiten Satz lese. Das Rätsel hat sich schliesslich gelöst. Inzwischen herrscht wieder Freude.

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