Amüsant, hintergründig, selbstironisch, komisch, heiter, erotisch und nicht ganz ernst gemeit. Auch das gibt es in der Alpinen Literatur, eher selten, aber gerade deshalb: Zubeissen!
„Die Lektüre dieses Buchs trägt Züge einer Klettertour oder einer Bergexpedition. Es gibt schwindelerregende Einblicke, holprige Passagen, kühne Metaphern und atemberaubend gewagte Überleitungen. Sie müssen sich durch Flachpassagen quälen, durch kalte Gags, abgründige Witze, und irgendwann sind Sie sicher: Das ist ja wohl der Gipfel! Bei all dem sollte Kaffeetrinken ein integraler Bestandteil des Lesens sein. Und am Ende werden Sie das Buch erschöpft schließen, glücklich, dass es vorbei ist, aber auch stolz, dass Sie es geschafft haben. Und wenn Sie jemand fragt, warum man dieses Buch lesen sollte, werden Sie antworten: Weil es da ist.“
So endet der Einstieg in ein amüsantes, unterhaltendes, vorder- und hintergründiges Bergbuch, das Bergsteiger, aber auch Nichtbergsportler, lesen sollten. Geschrieben hat es der deutsche Kabarettist und Kletterer Georg Koeniger, der seit 20 Jahren auf der Bühne und dem Berg steht. In „Cliffhänger. Klettercomedy für Schwindelfreie“ lotet er die Komik des Bergsteigens im Allgemeinen und des Kletterns im Speziellen aus: Warum ist die Sandalenfraktion immer schneller am Gipfelkreuz, weshalb sollte man fürs Klettern mit dem Partner immer ein GenderPositioningSystem (GPS) zur Hand haben, und ist es nicht elektrisierend, wenn sich Funktionsunterwäsche beim Kuscheln entlädt? Wir begleiten den Icherzähler und seine Petra (er lernt sie natürlich beim Klettern kennen) von den Kletterhallen und Bergsportgeschäften durch Kliffs und Campgrounds bis nach dem fernen Hawaii, wo ein Viertausender bestiegen und nicht befahren werden soll. Wunderbar! Die richtige Lektüre – jetzt wo die (Hütten)abende länger werden. Zum Beispiel auch in dieser Seillänge:
„Da vergeht mir ja jeder APENNIN!“, ruft plötzlich jemand vom Nachbarstisch dazwischen. Bald regnet es Vorschläge von allen Seiten und es kommt sogar eine Art Geschichte dabei heraus, die ich mir auf einer Wanderkarte aufschreibe:
Also ich esse ja eigentlich wie ein MÖNCH, ich benehme mich bei Tisch auch nicht wie eine JUNGFRAU, ich esse eigentlich alles, da bin ich gar nicht EIGER. Es gibt allerdings eine Ausnahme: Ich KAU-KA-SUShi.
Fertig beblödelt? Nobis! Wer selbstironische, nicht ganz ernst gemeinte Geschichten vom Klettern und Bergsteigen mag, sollte „Mit alles und scharf“ zu sich nehmen, das neue Buch von Peter Brunnert. Im Panico Alpinverlag hat er schon mit den beiden Bänden „Wir müssen da hoch“ und „Wirklich oben bist du nie“ für Aufmerksamkeit und Lacher gesorgt. Und wieder spielt das Klettern manchmal nur eine Nebenrolle, wie im Leben halt auch. Deshalb: Zubeissen!
Das sollten Sie natürlich auch beim genialen Vorgänger all der Bergsteigerhumoresken: bei „Tartarin in den Alpen“ von Alphonse Daudet. Der Roman, als „Buch der Woche“ am 3. August 2011 vorgestellt, grad richtig zum 200-Jahr-Jubiläum der Erstbesteigung der Jungfrau durch Meyer & Co., wartet nun in den Buchläden auf gierige Leser.
Und: Am Donnerstag, 15. September 2011, halte ich einen Vortrag zum Thema „Jungfrau – eine alpinistische und literarische Besteigung“; Treffpunkt Bahnhof Aarau, Aufschluss Meyerstollen, Eingang vis-à-vis Bahnreisezentrum im UG1, 19 Uhr.
Georg Koeniger: Cliffhänger. Klettercomedy für Schwindelfreie. Ohne Vorwort von Reinhold Messner. Piper Verlag, München 2011, Fr. 15.90
Peter Brunnert: Mit alles und scharf. Mit einem Geleitwort von Harald Schmidt. Panico Alpinverlag, Köngen 14.90