(Alpen-)Gärten

Sonne verspricht der Wetterbericht über die Auffahrtstage. Ab in den Garten, in den eigenen oder, weniger anstrengend, einen fremden.

«Edelweiss (Leontopodium alpinum). En médecine vétérinaire populaire, il servait à traiter les diarrhées des animaux, mais n’avait pas d’usages chez les humains. L’industrie du cosmétique a identifié de nombreux antioxydants fabriqués par la plante pour se protéger du stress environnemental lié à l’altitude. On l’a donc depuis intégrée dans de nombreuses crèmes anti-âge, mais à partir d’une filière de culture car la plante est relativement rare dans la nature. L’edelweiss permet aussi de réaliser une liqueur d’agrément d’une intense couleur verte.»

Armes Edelweiss! Und es geht hier nur um die Pflanze. Nicht um alles andere, wofür der Name auch gebraucht wurde und wird. Allein beim Scrollen durch die Begriffserklärungsseite https://de.wikipedia.org/wiki/Edelweiß wird einem schwindlig, wie nach einem Gläschen zu viel vom Likör mit der intensiv grünen Farbe. L’edelweiss also: Die gesuchte alpine Blume gegen Durchfall bei Tieren und gegen das Älteraussehen bei Menschen heisst im Französischen gleich wie im Deutschen. Seine oben erwähnten Eigenschaften sind beim Buchstaben E im Beitrag „P comme pharmacopée“ im Frühlingsheft der Zeitschrift „L’Alpe“ aufgelistet, die sich den Gärten widmet. Dieses pflanzliche ABC wächst von A wie Arnica über den G wie Génépi bis V wie Vulnéraire des Chartreux – schon wieder ein Schnaps, non-de-Dieu! Aber das Gartenheft liefert nicht nur Verdauungstipps, mais non. Schmackhaft das Kapitel „Dis-moi pourquoi tu jardines“. Bitter dasjenige zu Henry Correvon: Der Gründer der Alpengärten La Linnaea beim Col du Grand-Saint-Bernard und La Rambertia auf den Rochers-de-Naye war auch ein (zu) eifriger Verkäufer von Alpenpflanzen. Aufgefrischt die Zusammenstellung zu den Alpengärten; in den Alpen wächst ein Drittel der europäischen Flora. Blühend das Interview zum wissenschaftlichen Garten auf dem Col du Lautaret. Schwarzweiss das Porträt von Armand Schulthess, dessen ganz besonderer Garten in Auressio im Valle Onsernone in der Erzählung „Der Mensch erscheint im Holozän“ von Max Frisch eine wichtige Rolle spielt. Bunt die Galerie mit Gartengemälden bekannter und unbekannter Künstler; doppelseitig der „Bauerngarten“ von Cuno Amiet. Wie immer überzeugt auch die jüngste Ausgabe von „L’Alpe“ mit den Illustrationen.

La Rambertia, La Linnaea, die Alpengärten Schatzalp und Schynige Platte, aber auch der Landschaftsgarten Alpenblick in Kerns oder das Garten Museum Walserhaus in Bosco-Gurin. Sie sind enthalten im „Gartenführer Schweiz“, der 330 Gärten und Parks vorstellt – eine Einladung, die Schweiz neu zu entdecken. Etwas Vorbereitung braucht es, oft muss man sich anmelden, vor allem bei den privaten Gärten. Selbstverständlich hat Sarah Fasolin, Gartenjournalistin und Zeithistorikerin, notiert, wo man sich melden muss. Wie überhaupt die Infos passen, inklusive Angaben zu Führungen, öV, Rollstuhlgängigkeit, Pflanzenverkauf etc. Dazu Übersichtskarten und immer ein Foto pro Garten. Aber darüberhinaus ist der „Gartenführer Schweiz“ ein Geschichtsbuch: einerseits zu all den vorgestellten Gärten, mindestens einem aus jedem der 26 Kantone, und andererseits genau dazu, was jeden der Kantone gartenmässig auszeichnet. Das dicke Buch ist also auch eines zu einer ganz besonderen, sicher wenig bekannten Geschichte unseres Landes, und natürlich ebenfalls zur Geschichte der Gartenbaukunst ganz allgemein. Schon nur beim Durchblättern in der Buchhandlung kommt Freude auf. Wie denn erst zuhause auf dem schattigen Balkon mit dem aufgestängelten Edelweiss.

Jardins. L’Alpe, N° 104, printemps 2024. Éditions Glénat Grenoble. Fr. 26.-
Sarah Fasolin: Gartenführer Schweiz. Die 330 schönsten Gärten und Parks. AT Verlag, Aarau 2024. Fr. 38.-

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