Liebe am Berg – eine alte Geschichte. Diese handelt im Winter 1906 auf der Zugspitze, eingeschneit.

„Am frühen Nachmittag begann es zu nieseln. Nur ein Hauch von Nässe zunächst, so sanft und leicht wie Löwenzahnsamen in der Frühlingsluft. Doch aus dem Nieselregen wurde Regen, der immer mehr an Stärke zunahm und schließlich in Schnee überging. Da war es kurz nach drei. Als er um fünf die Wettermeldung durchgab, lagen auf der Terrasse vor Wetterstation und Münchner Haus ziemlich exakt achtunddreißig Zentimeter frisch gefallener Schnee.
Der Winter war jetzt da.“
Einen Winter lang muss der 27jährige Wetterwart Anselm Straub auf der Zugspitze (2962 m) Dienst tun: Messungen durchführen, Prognosen erstellen und alle Daten telefonisch nach München durchgeben. Es ist das Jahr 1906, und Straub lebt in völliger Abgeschiedenheit. Bis er vor seiner meteorologischen Station eine total erschöpfte Frau im Neuschnee findet: die 42jährige Grosskaufmannswitwe Lidia von Berneis aus Dresden, die sich in die Idee verrannt hat, im Spätherbst ganz allein den höchsten Berg Deutschlands zu besteigen. Doch auf dem Gipfel gibt es kein Zurück mehr. Alle Wege sind tief verschneit und von Lawinen bedroht. Sie muss den ganzen Winter bei Straub bleiben. Essen haben die beiden genug, Zeit auch. Aber was macht er? Meldet er den Fund nach München? Finden sich Anselm und Lidia, notgedrungen? Kommen sie überhaupt vom hohen Berg runter? Und wie, wenn sie den Rückweg in die Gesellschaft wagen?
Wie dieser Berg- und Liebesroman ausgeht, sei hier nicht verraten. Selber lesen! Zum Beispiel in einer Berghütte an einem stürmischen Winterabend, wenn der Wind um die Hausecken heult und man draussen Stimmen zu vernehmen meint.
Stefan König: Auf dem hohen Berg. Eine Liebesgeschichte. Anno 1906. Auf der Zugspitze. Verlag Berg & Tal, München 2008, Fr. 31.60.