BERG 2021

Das neue Jahr mit dem neuen Alpenvereinsjahrbuch beginnen – ma certo! Gerade im 2021 mit dem Schwerpunkt Karnischer Kamm.

«I bintsch a glickseligis nais johr, s’òlte is gor unt s’naje is do.
A vrischis, a gesunts unt a lòngis lebm unt òlbm gearn gebm.»

Verstanden? Aber gewiss doch, liebi Bärgfründe. Wenigstens der Spur nach. Zur Sicherheit sei dieser Neujahrswunsch auf Plodarisch hier noch auf Hochdeutsch wiedergegeben: „Ich wünsche ein glückliches neues Jahr, das alte ist um, das neue ist da. Ein neues, gesundes und langes Leben und alleweil gerne geben.“ Klar, machen wir. Hoffen wir, gerade auf ein gesundes Leben. Aber um Gottes Willen, was ist denn das für eine Sprache: Plodarisch? Dieses deutsche Idiom, verwandt mit dem Zahrischen und dem Tischlbongarischen, wird in der Sprachinsel Sappada-Plodn gesprochen, einer von vier deutschsprachigen Enklaven auf der italienischen Seite der Karnischen Alpen. Die drei andern sind Sauris-Zahre, Timau-Tischlbong und Val Canale-Kanaltal. Nachzulesen ist der Beitrag über die deutschen Sprachgemeinschaften in Friaul-Julisch Venetien, einer der 20 Regionen von Italien, im Alpenvereinsjahrbuch BERG 2021. Haupthemen im frischen Jahrgang: der Karnische Kamm und das Wandern.

Wandern ist einer der bevorzugten Freizeitbeschäftigungen von Österreichern, Deutschen und Schweizern. Der Soziologe Hartmut Rosa erklärt im Gespräch die grundlegende Resonanzerfahrung, die das Gehen in der Natur ermöglicht. Weitere Beiträge widmen sich den gesundheitlichen Aspekten des Wanderns, folgen der dreimonatigen Wanderung von Joseph Kyselak durch die Ostalpen anno 1825 oder beleuchten Wanderwege unter E-Bike-Strom knapp 200 Jahre später.

Die Rubrik BergMenschen bringt neben einem Porträt der bayerischen Bergsteigerlegende Hermann Huber (der langjährige Chef von Salewa feierte 2020 seinen 90. Geburtstag) auch eines mit Andrea Eisenhut. Die erste deutsche Meisterin im Sportklettern (1991) klettert auch mit 60 Jahren noch im 10. Grad und hat in den letzten Jahren zahlreiche schwierige Alpinrouten erschlossen. Mit Christoph Ransmayr steht einer der großen Erzähler der Gegenwart im Blickpunkt der Rubrik BergKultur. Warum haben unverfügte Räume wie Gebirge, Meere und Wüsten in seinem Werk eine so zentrale Bedeutung? In BergWissen geht es unter anderem um das im Zuge des Klimawandels wachsende Risiko von Steinschlag auf alpinen Wegen, und wie man es beurteilen und mit ihm umgehen kann.

Aufgepasst also, liebe Bergwanderer, wenn Ihr in diesem Jahr den Karnischen Höhenweg unter die Füsse nehmen wollt (sofern denn ein Wandern im Ausland wegen der Coronapandemie überhaupt möglich ist). Auf der Höh muss ja kaum mit herabfallenden Steinen gerechnet werden. Aber der Weg (er dauert eine knappe Woche) quert auch abschüssige Hänge. Und wer unterwegs gar noch den Monte Coglians/die Hohe Warte (2780 m), den höchsten Gipfel der Karnischen Alpen, erklimmen will, muss auf der Normalroute durch die Südseite mit losem Fels umgehen können. Die zahlreichen Totentafeln auf dem Gipfel scheinen eine klare Sprache zu sprechen. Am 18. Juli 2013 fotografierte ich unter anderem eine zweisprachige Erinnerungsplakette: „A Davide fra la sŏs monts“.

BERG 2021. Alpenvereinsjahrbuch, herausgegeben vom Deutscher Alpenverein (DAV), Österreichischer Alpenverein (OeAV) und Alpenverein Südtirol (AVS). Redaktion Anette Köhler und Axel Klemmer. Tyrolia-Verlag, Innsbruck 2020, € 20.90.

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