Berg 2023 – L’Alpe 100

Ob Jahrbuch oder Vierteljahreszeitschrift: Beide Publikationen warten mit ganz starken Texten und Bildern auf.

«Woher kommt das Wort Schi? Soll man im Deutschen „Schi“ sagen wie im Norwegischen, Italienischen und Ungarischen? Oder „Ski“ wie im Dänischen, Englischen oder Französischen? Soll man im Deutschen Ski oder Schi schreiben? Woher stammen die beiden Schreibweisen? Und welche ist letztlich richtig?»

Fragen über Fragen, mit denen Christoph Höbenreich seinen Beitrag im neuen Alpenvereinsjahrbuch „Berg 2023“ einleitet. Und er gibt in „Fahren wie Ski oder Schi? Historische Schwünge einer sportlichen Schreibweise“ überzeugende und verblüffende Antworten, bis hin zum Abschwung: „In diesem Sinne: Schi und – wer will – Ski Heil!“ Der mit klugen Abbildungen (insbesondere die Shi-nesische Karikatur von Thomas Wizany!) illustrierte Beitrag ist nur einer von vielen, womit die gemeinsame Zeitschrift der Alpenvereine von Deutschland, Österreich und Südtirol auch in diesem Jahr aufwartet.

Schwerpunkte im neuen Band mit der Nr. 147 sind die Wildspitze (3768 m), der höchste Berg Nordtirols und der zweithöchste Österreichs, sowie das Mountainbike. Zur gleichen Zeit, als die Eröffnung der Pitztaler Gletscherbahn 1983 die Wildspitze zur bequemen Tagestour mache, begann in den Alpen der Siegeszug einer anderen Technologie: Das Mountainbike eroberte die Berge – und tut es immer noch, E-Technologie sei dank. In der Rubrik BergSteigen stellt der neue Chronist Andi Dick die Fragen: Welche Leistungen sind es eigentlich wert, festgehalten und herausgestellt zu werden, und nach welchem Massstab trifft der „Gatekeeper der Alpingeschichte“ seine Auswahl? Jochen Hemmleb seinerseits schildert seine persönliche Liaison mit dem höchsten Berg der Welt, der für ihn nicht das Objekt der eigenen alpinistischen Begierde war, sondern eher ein Lebensgefährte, dem er nie zu nah getreten ist. In BergWissen erläutert die Glaziologin Andrea Fischer, wie Gletscher gerade im Prozess ihres Verschwindens der Wissenschaft Kopfzerbrechen bereiten, und der Geograf Werner Bätzing schreibt darüber, warum auch die traditionelle Alpwirtschaft gänzlich zu verschwinden droht und ihre Betreiber kaum noch ernähren kann. Der Fremdenverkehr bietet eine Alternative, kann aber auch zu einer Sackgasse werden, wie Selma Mahlknecht in „Der Preis des Erfolgs. Bergtourismus zwischen Klasse und Masse“ feststellt.

Genau davon handelt das Portfolio in der Jubiläumsnummer der 1998 lancierten französischen Vierteljahreszeitschrift „L’Alpe“. Die mit „Haller 3.0“ eingeleitete Fotostrecke zeigt Aufnahmen von Hans Peter Jost (mehr zu ihm hier: https://bergliteratur.ch/alpen-blicke/). Thema des 100. Heftes sind 7000 Jahre Alpengeschichte(n), von den ersten Siedlern über die Römer und die immer schneller anreisenden Besucher bis zum Verschwinden der Gletscher. Wie üblich höchst lesenswert und brillant bebildert. Am Schluss von N° 100 die Hinweise auf Ausstellungen, Aufführungen und Bücher, zum Beispiel auf „Après-Lift“ im Alpinen Museum in Bern. Da könnte sich die Frage stellen: Après-Ski oder Après-Schi?

Berg 2023. Alpenvereinsjahrbuch 147. Tyrolia Verlag, Innsbruck 2022. € 20,90.

L’Alpe N° 100. Printemps 2023: Alpins. 7000 ans d’histoires. Éditions Glénat, € 18.-, www.lalpe.com.

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