Biken am Fusse des Hochwang

An Pfingsten gehts am ringsten. Was auch immer damit gemeint ist: wir erproben es ob Furna im Prättigau. Eine fast in Vergessenheit geratene Erkenntnis breitet sich schnell aus: Biken ist nicht nur fahren. Biken ist auch schieben und buckeln und stolpern. © Annette Frommherz

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Eifrige Blog-LeserInnen mögen sich erinnern: an denselben Hängen zog es die beiden im Frühjahr hoch; mit Skiern und Fellen. Nun sind es die Räder, die Auslauf brauchen. Mächtige Wolken trödeln am Himmel vor sich hin. Keine Eile auch bei den Alpenrosen, die ihr dunkles Rot grossflächig auf der Alpweide entfalten. Die Alpweide also eine Augenweide. Wir können uns kaum satt sehen an den Enzianen, an den farbigen Polstern zwischen kargen Steinen, an der Trollblume, die in einem goldgelben Strauss herrschaftlich auf der Ebene thront. Die Trollblume (lat. Trollius europaeus) ist im gängigen Dialekt bei uns besser bekannt als Ankebälleli. Später wird mir erklärt, es gehöre zur grossen Familie der Hahnenfussarten, was sich doch ganz originell anhört.

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Wer immer diesen Platz auf Erden geschaffen hat: er ist gelungen. Gut zu wissen auch, dass unsere Tour in keinem Bike-Führer zu finden ist; oder nur ein kleiner Teil davon. Wir kreieren unsere eigene Route, indem wir eine neue erfinden. Unsere Räder lassen sich gerne buckeln und über Drähte schwingen. Sie holpern und stolpern neben uns, während sie uns mit den Hinterrädern ab und zu gekonnt eins in die Waden rempeln. Auch das ist biken, sinniert mein Vortraber. Das Bike spazieren führen über morastige Bodenwellen. Sich auf die erhoffte Abfahrt einer frisch entdeckten Singletrail freuen. Der Pflanzenpracht ausweichen. Seinesgleichen vergeblich suchen, weil wirkliche Biker auf realen Routen unterwegs sind.

Wer meint, die verdauten Überreste einer Wiederkäuerin seien zu nichts nutze, der hat Unrecht: Aus einem achtlos hingepflotschten und mittlerweile trockenen Kuhfladen drängen Pilze ans Tageslicht und schimmern, als wären sie mit Blattgold bepinselt worden. Pilze mit breiteren Hüten gedeihen wenig weiter dicht neben Steinen, weshalb mein Begleiter behauptet, es seien Steinpilze. Das sei nichts als logisch.

Wenn das Fahrgestell bockt, gestaltet sich der rettende Salto mortale zur zirkusreifen Nummer. Andere hätten sich die Knochen gebrochen; mein Mitstreiter aber steht grinsend im Hang. Meine Blicke tasten mögliche Schlaglöcher ab, während das Bike neben mir ungeduldig bei Fuss geht. Den Draht am Boden achte ich nicht. Ich falle weich, mein Bike auch – auf mich. Abenteuer mögen noch so klein und unbedeutend sein; Hauptsache, man ist dabei.

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