Brünnelistock

Kein bedeutender Gipfel, den ich betrachte wie ein Objekt der Erinnerung. Zum ersten Mal «privat» am Seil mit Hansruedi Horisberger.

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Aus dem Oberseetal betrachtet, sieht er beeindruckend aus: Der Brünnelistock, der sich schon durch seinen Namen sehr klein macht. Mit so einem Berglein ist kein Staat zu machen. Obwohl: Die Gipfelkalotte, eine kühne Gesteinsfalte, ist sicher für Geologen  interessant. Für uns war es der Nordgrat, den wir angeseilt meisterten, vor 50 Jahren, an einem Nebeltag. Dann weiter über Rossälplispitz zum Zindelspitz. Eine Art Initiation, am Seil mit Hansruedi Horisberger habe ich einige meiner grössten Touren gemacht, bevor er mir davonkletterte, Bonattipfeiler und Eiger-Nordostwand und die Erstbegehung des Gandschijen Südpfeilers. Und lange vor mir das Bergsteigen aufgab. «Privat klettern», das war damals fast ein Vergehen. Die Jugendorganisation des Alpenclubs, IO Bachtel, verweigerte uns fortan, dass wir ihre Seile und Pickel benutzen durften, denn bald nach dem Brünnelistock gehörten wir zu den «Extremen». Generationenkonflikt im Gebirge. Das Thema hat mich begleitet und begleitet mich noch immer. Dem Brünnelistock begegne ich auch in der Biografie von Lorenz Saladin, die Annemarie Schwarzenbach verfasst hat, und die ich mit Robert Steiner neu herausgegeben habe: Lorenz Saladin, ein Leben für die Berge. Sie erzählt, wie Saladin am Brünnelistock einen Abgestürzten rettet. Denn diese unscheinbaren Berge sind doch nicht so harmlos. Am Rossälplispitz stürzten einst zwei Junge aus der IO Bachtel auf einer Privattour zu Tode. Der Standhaken, schlecht geschlagen, brach aus.

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