Der Gulmen ruft

Es musste ja einmal so kommen. Die Ski aus dem Keller geholt, entstaubt, Felle aufgezogen und ab mit Öv nach Amden. Kleiner Berg, ganz gross.

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Nebel und weit herum grün. Da und dort Schneeresten. Doch höher oben zeigt die Natur Erbarmen. Etwas Schnee ist gefallen über Nacht, deckt alle Gräser (nicht Gräber) zu. Wir steigen auf. Bald stossen wir durch die Nebeldecke und auf die offizielle Aufstiegsspur, wo da und dort ein Menschlein sich dem Gipfel zu bewegt, der nicht weit und hoch aber als schön geformte Pyramide vor uns steht. Wir erinnern uns, dass wir hier einmal an einer Mutter mit Tochter vorbeifellten, sie motivierte ihr Kind mit einer «Hin- und Her-Geschichte». Wir nahmen den Faden auf, auch uns wurde der Aufstieg leichter. Bei der Hütte vor dem Schlusshang warteten wir auf die beiden und verglichen, wie sich unsere Geschichten entwickelt hatten. Die Tochter fand unsere Version nicht so lustig wie wir.

Also gut, rasten wir ein bisschen, trinken einen Schluck Tee.

Der Gulmen ist ja nun nicht der Berg, der in die Alpingeschichte eingegangen ist. Ein Datum sticht trotzdem hervor. Am 25. April 2010 bestiegen zwei weltbekannten Extrembergsteiger und Alpinschriftsteller, der Brite Andy Kirkpatrick und der Deutsche Robert Steiner den Gipfel. Dass grossen Bergsteigern auch ein kleiner Berg nicht zu klein ist, zeigt doch ihre wahre Grösse. Die Tour wurde dann fast noch zum Abenteuer, als Roberts Wagen streikte und Andy beinahe den Flug verpasste.

Nun, dem kleinen Tourenskifahrer von heute ist der kleine Gipfel schon beinahe zu gross geworden. Atem- und Kreislaufbeschwerden und Stollen unter den Fellen und eine angelaufene Sonnenbrille machen die letzten Meter im Schlusshang zur Qual. Bald schon, sagt er sich, wird auch der kleinste Berg zu klein sein. Hier hilft weder das Zählen der Schritte noch eine Hin- und Her-Geschichte noch die Sonne weiter, die den für kurze Zeit Nebel verdrängt. Sandwiches, Tee, ein halber Muffin.

Die Abfahrt dann überraschend fein im schon ziemlich sonnenweichen Schnee. Zu unterst fast wie auf einer Frühlingstour die letzten Meter vor Amden ein paar Schwünge über nasses Gras mit einem Zentimeter Neuschnee.

Im Alter

«Man ist so alt, wie man sich fühlt» ist ein Gemeinplatz, mit dem man sich gern darüber hinwegtröstet, dass man mit der Zeit loslassen sollte. Die einen schaffens, die andern leiden.

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Vor ein paar Wochen bekam ich ein Diplom: 50 Jahre Mitglied im Alpen-Club. Das ist nun kein grosses Verdienst, aber es erinnert einen wieder einmal mehr: Du bist im Alter. Tragische Erinnerung auch der Anruf kürzlich: Ein Freund, wenig älter als ich, ist auf einer Skitour an Herzversagen gestorben. «Ein schöner Tod», pflegt man zu sagen, an einem sonnigen Tag inmitten der geliebten Berge. Aber eigentlich möchte man doch lieber noch ein bisschen weiterleben, selbst ohne Sonnenschein. Zum Beispiel an einer schattigen Felswand im Süden noch etwas klettern, es muss ja nicht mehr 7a sein. Gerade wir Bergsteiger und Kletterer tun uns schwer mit dem Alter. Kommen im Klettergarten ein paar Junge daher und packen an, so schielen wir hinüber und schmunzeln heimlich, wenn sie am Überhang auch ein bisschen studieren müssen. Wir haben den doch locker geschafft, wann war das? Vor zwanzig Jahren? Und heute, na ja, nächstes Mal versuche ich, ob es nicht vielleicht doch noch geht.

Der beste Kletterpartner aus meiner Jugendzeit hat schon vor 30 Jahren aufgehört. Er war einer der stärksten Alpinisten aus der Gegend damals, ein begnadeter Kletterer und Spitze auch im Eis und im kombinierten Gelände. Nach einer Tour fand er: Ich hab’s gesehen! Genauso wie eine Bekannte, die zur Elite gehörte und nach einer tollen Kletterwoche ihre Ausrüstung an den Nagel hängte, buchstäblich. «Und da hängt sie nach Jahrzehnten immer noch», erzählt sie lachend. «Schöner kann es nicht mehr werden, sagte ich mir.»

Vielleicht haben die beiden es richtig gemacht, die Kurve bekommen, wie man sagt. Andere leiden, können nicht loslassen, verbeissen sich. Oder auch nicht. Der Bündner Bergführer Walter Belina liess sich mit 80 von Freunden durch die Cassinroute am Badile führen und hatte offensichtlich Spass daran. Inzwischen ist er auch verstorben. Marcel Remy, der Vater der bekannten Routenerschliesser Claude und Yves, kletterte mit 92 Jahren noch 5c im Vorstieg. Andere würden gern, haben aber leider keine Söhne oder Freunde als Seilpartner für das Felsabenteuer im Alter. Vom berühmten Max Niedermann, der auch schon gegen 90 geht, habe ich gehört, dass er vor allem noch Klettersteige geht, da er dazu keinen Partner braucht. Auch andere Bergsteiger im fortgeschrittenen Rentenalter klagen, dass sie gerne noch was unternehmen würden, aber keine Begleiter finden. Sich der Senjorengruppe des SAC anschliessen ist auch nicht jedermanns Sache.

Die meisten der alten Kumpels haben aufgehört zu klettern, sie wandern vielleicht noch oder haben sich aufs Biken oder aufs Elektrovelo verlegt. Zudem haben unsere Altersgenossinnen und -genossen ohnehin fast nie Zeit. Reisen, Ferienhaus, Enkel und Urenkel hüten, Altersuni und Tanzstunde und die vielen Einladungen und Gegeneinladungen und Geburtstage. Altersstress sagt man dem. Ich käme ja schon gern, aber … also vielleicht ein andermal. Nach zwei oder drei Anrufen oder Mails gibt man auf.

Ein Bekannter hat eine andere Lösung gefunden. Eine Kletterpartnerin, 30 Jahre jünger, ist nun auch Lebenspartnerin geworden. Inzwischen klettert sie ein paar Grade härter als der alte Crack, aber sonst scheinen sie glücklich. «Man ist so alt, wie man sich fühlt» ist ein Gemeinplatz, aber etwas Wahres ist schon dran. Stehe ich am Morgen auf, dann tun mir alle Knochen weh und manchmal fühle ich mich so zerschlagen, dass ich mich gleich auf Sofa legen möchte. Drei Stunden später im Klettergarten fühle ich mich so fit, dass ich nach dem Aufwärmen im Übermut ein altes Projekt anpacke. Ich schaffe es bis zur Crux, dann seile ich ab. Immerhin. Und wie es weitergeht, wüsste ich ja, von früher. Nur den Zangengriff mochte ich nicht mehr halten.

Unten sagt der Junge, der wartet, bis die Route frei ist, zu mir: «Wow, das haben Sie aber elegant geschaft. In Ihrem Alter.»

«Du kannst Du zu mir sagen», gebe ich zur Antwort, packe Seil und Expressschlingen ein. Das nächste Mal schaffe ich es bestimmt. Wenn nur niemand zuschaut.

Rockies und Heros

Die Kletterstars werden immer jünger, wir alten sehen alt aus. Klar, wir waren ja auch mal jung und wild. Und vererben auch unsere Leidenschaft. Das Klettergen.

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Mein Herbst-Kletterprojekt ist geplatzt – nicht weil ich’s nicht schaffte. Ich fühlte mich bestens, war gerade am Aufwärmen, als zwei Familien mit einer Schar Kinder über den Klettergarten herfielen. Bald hingen Seile da und dort, stört ja weiter nicht, aber als ich mein Projekt anpacken wollte, war der eine Papa schon beim ersten Haken. Man wartet halt ein bisschen, isst noch eine Banane, trinkt einen Schluck Wasser und schaut zu, wie sich der Mann abmüht. Mal hängt, mal schimpft, die Route sei viel schwerer als im Führer angegeben. Schon keimt Hoffnung auf, als die sichernde Ehepartnerin hinaufruft: «Bau ab, das ist zu schwer für uns.»
Nach einer gefühlten Unendlichkeit erreicht der Mann die Umlenkung, aber er zieht das Seil nicht ab, sondern nun kommt ein Töchterlein dran, offensichtlich der Kinderstar der Gruppe. Mama filmt, die Bunch zückt Handys und feuert die Kleine an, die sich jedenfalls tapfer anstrengt. Dass sie für die Shootingsession auf den Helm verzichtet, versteht sich von selbst, ihre langen blonden Haare machen sich gar gut auf den Bildern. In zwei Jahren, ich bin sicher, wird sie die Route locker vorsteigen. Ich vertage mein Projekt auf den Frühling, wir verabschieden uns, denn nun muss auch Mama anpacken und dann die Geschwister und die andere Famile – nur der Hund bleibt am Boden.
Die Kletterstars werden immer jünger und mir scheint, es sei eine Entwicklung im Gang wie in andern Sportarten, etwa Tennis, Ballett oder Eiskunstlauf: Totale Förderung des sportlichen Nachwuchses durch die Familie.
Letzthin nahm ich an einer Versammlung meiner SAC-Sektion teil. Vor den Ehrungen der Älteren und Alten, die vierzig oder fünfzig Jahre regelmässig ihren Mitgliederbeitrag geleistet haben, durfte ein Neunjähriger auf die Bühne, der in einem U10 Kletterwettbewerb einen guten Rang «erkämpft» hatte, wie er selber sagte. Ein sympathischer Bub, der weiss, was er will. Zweimal pro Woche fahren ihn seine Eltern oder der Grossvater ins Klettertraining. In zwei Jahren werde er ihn überholt haben, sagte sein Vater, selber ein hervorragender Kletterer.
«Da muss er aber Gas geben», meinte ich.
«Nein, ich muss Gas geben», lachte der Vater, sichtlich ein bisschen stolz auf den kämpferischen Jungen, «6b steigt er schon vor, onsight.»
Man muss sich damit abfinden: die Jungen kommen und sie werden immer jünger und stärker. Vor zwei Jahren schauten wir einer Dreizehnjährigen zu, die eine 7b punktete, gecoacht von ihrem Vater, einem Sportlehrer. Selbst der erste Haken schien mir auf einem andern Planeten zu stecken.
Der 152-jährige SAC will die Entwicklung jedenfalls nicht verschlafen. Vor kurzem hat er die GECKO TROPHY lanciert, «ein einheitliches Abzeichensystem für Kinder und Jugendliche», basierend auf «altersgerechter Ausbildung und Förderung im Klettern». Ab fünf geht’s los mit Schnuppern, später kommt in verschiedenen Kursmodulen Techniktraining, Persönlichkeitentwicklung und vieles mehr dazu, was zu unserem Sport gehört. Vom «Rockie» über «Champ» bis zum Titel «Hero» kann sich die Kletterjugend qualifizieren und mit einem von zwölf verschiedenen Abzeichen ausweisen.
Ein bisschen kompliziert, sinniert da der Alte, der noch aus einer anarchischen Kletterzeit stammt. Als wir mit 16 schon Sechser kletterten, wollte man uns aus der Jugendgruppe des SAC schmeissen – das Wort «Sport» war damals geächtet im Club. Der Lehrmeister verhängte Kletterverbot, die Eltern sperrten das Taschengeld, wenn man wiedermal zu spät und mit zerrissenen Hosen nach Hause kam. Von Förderung also keine Rede. Doch Neid auf die Jugend ist sicher fehl am Platz – jede Zeit hat ihre Helden bzw. «Heros». Auch in meiner Familie packt der Nachwuchs schon kräftig zu. Das Bild zeigt mein Enkelein am Parcours der Klettertrophy «U1». Es muss wohl an den Genen liegen.

Die Stimme der Geliebten

Die Wirklichkeit überholt manchmal die Fiktion. Kann sein, dass man sich plötzlich real in einer Felswand an kleinen Griffe hängend, wie in einem literarischen Werk fühlt. Zum Beispiel in Ludwig Hohls «Bergfahrt».

Ludwig Hohl als Kletterer
Ludwig Hohl als Kletterer

«Und als er in der unendlichen Vielfältigkeit der Felsenwelt in allen Richtungen ohne Hoffnung nach Hilfe schaute – da kam die Hilfe. Sie kam von seiner Freundin […] Das war die Erlösung.» Ich lüge nicht – mir ist es kürzlich so ergangen und ich habe in derselben Sekunde, als ich die Stimme hörte, an diese Stelle in Ludwig Hohls Erzählung gedacht. Und wie in der Geschichte, erlebte ich es auch: «Das Folgende ging sehr leicht vonstatten …»
Ja gut, so leicht war es doch auch nicht, aber es ging, es ging (6b+). Der Tag, prächtig, unten Nebel, hier Sonne, ein bisschen kühl der Wind, der die Wand entlangstreicht. Die Route kenne ich. Doch schon der erste Aufschwung, sonst problemlos, warf mich beinahe ab. Irgend etwas habe ich falsch gemacht, vielleicht einen Tritt vergessen, den man hoch antreten muss. Jedenfalls klammerte ich mich ziemlich verzweifelt an kleine Griffe, bis ich schliesslich vom Fleck kam. Und dann kam ja erst die Schlüsselstelle. Ein weiter, sehr weiter Zug, dann rechts mit zwei Fingern eine kleine Felszacke fixieren und links einhängen und dann Zangengriff und so weiter und so fort. Ich wusste, ich schaffe das niemals, hatte mich unten schon verausgabt und die Moral war in den Hosen.
Doch dann die Stimme. Wie in Hohls «Bergfahrt», als sein Protagonist in verzweifelter Lage ohne Hoffnung in einer Felswand hängt. Wie vom Himmel erreicht ihn die Stimme, «nah, ganz ruhig und warm». Er kann sich retten – vorläufig jedenfalls – «aber seine Geliebte, die ihn gerettet hatte, war nicht mehr da». Es war nur eine Halluzination, in der sie zu ihm gesprochen hatte.
Bei mir aber ist die Geliebte da, real unten an der Wand, sichert und ruft «Allez! Pack an! Du schaffst es.»
Ich hab’s geschafft. Und ich bin sicher, es war ihre Stimme, die mir die Kraft gegeben hat, den Elan und den Mut, zuzupacken, nicht loszulassen, ruhig auf die kleinen Tritte zu stehen, den Haken zu klippen und weiter zum Zangengriff und zur kleinen Zweifingerschuppe und zur Umlenkung. Noch bevor ich sie erreiche, weiss ich schon: Das gibt wiedermal einen Text. La realité dépasse la fiction.

Gertrud Luder
Gertrud Luder

Übrigens: Ludwig Hohls Freundin hiess Gertrud Luder, sie war mit ihm aus Zürich nach Frankreich abgehauen, eine starke Bergsteigerin, die ihm auf seinen Gewaltstouren im Dauphiné klaglos folgte. Auch an jenem Augusttag 1925, als sie zusammen über eine steile Wand vom Col de la Pilatte Occidental gegen Süden abzusteigen versuchten und in eine prekäre Lage gerieten – er hatte seinen Pickel verloren. In Wirklichkeit war sie also bei ihm und sie hatte schliesslich die rettende Idee. «Da rief mir T. ob ich nicht könne ein Stück des Seiles nur abschneiden, denn wie wollten wir ohne Seil den Gletscher passieren? Auf diesen Gedanken war ich des Pickelverlustes wegen nicht selber gekommen.»
In der Erzählung «Bergfahrt» hat er sie in die Fiktion verbannt – in der Wirklichkeit hat er sie bald darauf verlassen. Sie kehrte zurück nach Zürich, war als Sprach- und Musiklehrerin tätig. Am 30. Juni 1946 stürzte sie aus rätselhaften Gründen auf einer leichten Wanderung am Nüenchamm zu Tode.
Wir sitzen auf Steinen an der Sonne, schauen hinüber zum verschneiten Nüenchamm, denken an den Dichter Hohl, an seine verlassene und unglückliche Freundin und all die seltsamen und tragischen Schicksale, die uns in den Bergen schon begegnet sind.

Die Schlüsselstelle

Klettern hat etwas kryptisches, und wie in der Kryptografie, so braucht es auch zum Überwinden gewisser Stellen einen Schlüssel. Ähnlich jenem, den Alan Turing für das Knacken des Codes der deutschen Wehrmacht entwickelte. Er war zwar kein Kletterer, sondern ein Marathonläufer.

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Heute sagt man vielleicht eher Crux, der Begriff Schlüsselstelle klingt ein bisschen verstaubt. Wie auch immer, ein Rezept, einen bestimmten Ablauf, einen Geheimtipp braucht jedenfalls die Überwindung mancher Stellen im Fels. Das Unmögliche wird plötzlich möglich. Es ist wie das Knacken eines kryptischen Codes, aus einem wirren Gespinst von Zeichen schält sich eine sinnvolle Botschaft. Aus Vorsprüngen, Kanten, Noppen und Auflegern ein möglicher Ablauf.
Vor Jahren fertigte ich Skizzen an von solchen Stellen, Hand links krallt sich an rauhe Felsrippen, Fuss auf abschüssigen Tritt links hoch, dann den Körper gespannt, die Rechte weit, weit gestreckt erreicht eine Kante. Und so weiter. Später fertigte ich eher Skizzen für Tangofiguren an, aber ist man am entscheidenden Punk der Figur oder der Crux, so hilft die Skizze in der Regel nicht weiter, sondern nur das entschlossene Weiterziehen. Zögern ist das Ende. Es führt zum Absturz oder zum Tritt auf den Fuss der Dame. Das Gedächtnis lässt im Alter ohnehin nach, also keine Skizzen mehr. Und die Kante ist weit, zu weit.
Wahrscheinlich sind wir geschrumpft, so einigen wir uns, als wir die Schlüsselstelle nicht mehr schafften. Es ist doch so: im Alter wird man kürzer, die Körperspannung lässt nach, die Bandscheiben werden dünner, die Sehnen kürzer. Und die Muskelkraft, na ja. Nützt nicht viel, wenn der Arzt sagt, man sei immer noch dreissig Prozent über dem Schnitt. Was heisst denn das? Was ist der Schnitt? Würde der Durchschnittsmensch diese Stelle überhaupt je schaffen? Und wir, wir haben sie doch hundert Mal geschafft an unserer Trainingswand, oder zwei- oder dreihundert Mal. Gezählt haben wir nicht. Es ging ja einst so leicht. Bis zum ersten Sturz. Zum zweiten. Und so weiter. Irgendwann kam uns dann in den Sinn, die Stelle doch noch etwas genauer anzuschauen. Es hat da doch noch andere Griffe, vielleicht hatte man sie damals sogar in der Skizze festgehalten. Vergessen, es ging auch ohne. Sie sind zwar klein, schmale Leisten für zwei oder drei Finger, aber genügend vielleicht für einen Dynamo zur Kante. Letzten Freitag war das, ich stieg mit einer Sauangst ein, schon der Beginn der Schlüsselstelle war eine Zitterpartie. Ruhig, ruhig. Greif noch mal ins Magnesiasäcklein, schüttle noch mal die Hände. Der Zangengriff, zum Einhängen des Hakens vor dem weiten Zug ging ganz gut. Und dann hatte ich die Kante in der Hand, bevor ich wusste wie. Die Stelle, fast so leicht wie einst. Ich bin geschrumpft und hab’s trotzdem geschafft. Nochmals. Und vielleicht auch die nächsten fünfzig Mal noch. Oder sagen wir, die nächsten fünf Mal. Oder wenigstens noch einmal.
(Foto Marco Volken)

Siebenschläfer, Hornissen, fliegende Schweine

«Tiere auf der Autobahn», heisst es oft im Strassenbericht am Radio. Tiere gibt’s aber auch auf steileren Pfaden, zum Beispiel auf Kletterrouten. Ein Erfahrungsbericht.

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Die Route im Tempio del Vento, Finale, heisst «Suini volanti» – fliegende Schweine. Riss, Platte, überhängender Ausstieg an löchrigem Fels, der einer Bienenwabe gleicht. Braungelb, griffig, Genuss. Kein fliegendes Schwein in Sicht, aber irgend was anderes summt mir um dem Kopf, als ich anpacke. Ein Insekt. Na ja, kommt vor, letzthin kletterte ich mit einer Gottesanbeterin um die Wette. Auch der zweite Brummer stört mich nicht, ich bin mit der Kletterei beschäftigt, mit dem Hier und Jetzt, das Zeit und Umwelt für ein paar Atemzüge auslöscht. Erst, als ein verstärktes Geschwader von gelbschwarzen Flugobjekten um meinen Kopf kreist – zum Glück trage ich Helm – hänge ich mich in einen Griff, sehe mich um, und ein frühkindliches Trauma wirft mich beinahe aus der Wand. Hornissen! Hornissen!
Damals, auf dem Schulweg, gab’s in einem Baum ein Hornissennest. Man sagte, sieben Stiche töten ein Pferd, drei einen Menschen. Wir rannten in Todesangst in einem weiten Bogen um den Baum. Nun surrten also diese Todesengel um meinen Kopf und es wurden immer mehr, direkt vor meiner Nase sah ich sie aus ihrem Felsenloch kriechen, abheben und sich dem Geschwader der Nestverteidiger anschliessen. Immer wieder stürzte das eine oder andere Tier auf mich los wie eine Messerschmidt im Luftkampf. Fliegende Schweine wären mir doch wesentlich lieber gewesen. Rechts oberhalb vom mir blinkte im Fels ein Ring, mein Rettungsring vor dem sicheren Tod durch Hornissengift. Ich spreizte hinüber, klinkte mich ein. Der Schwarm umkreiste mich weiter, mit etwas Distanz aber immer grösserer Zahl. Einige hundert Tiere soll so ein Nest umfassen.
Mein Kindestrauma hatte ich inzwischen überwunden, hatte mich erinnert, dass Hornissen doch besser als ihr Ruf seien, gar nicht so giftig, wie der Volksmund meint und eher zurückhaltend mit Stichen. Es brauche doch etwa 500 bis 1000, um einen Menschen zu töten, werde ich mich später auf Wikipedia informieren. Den Satz «Die Hornisse kann durchaus ein wehrhaftes Tier sein, wenn es darum geht, ihr Nest zu verteidigen» kann ich jedenfalls aus eigener Erfahrung bestätigen.
Ein anderes geflügeltes Wesen machte uns im Frühling auch eine Route in den Finalefelsen streitig: Auf «Oggi in stereo» nisteten Wanderfalken. Das waren wesentlich wildere Kerle als die wehrhaften Hornissen. Ich habe früher davon berichtet, diesmal war die Route wieder frei und im grossen Loch, in dem sie ihre Brut verteidigten, keine Spur mehr von den seltenen Vögeln. Wir hoffen also, sie haben den Kletterbetrieb des Frühlings überlebt.
Diesen Herbst hörte man in Finale da und dort Kletterer mit Respekt von Begegnungen mit Siebenschläfern berichten. Vor Jahren fauchte uns so ein Pelztierchen an der Rocca di Corno auch schon aus Felslöchern an. Ebenso wehrhaft wie Hornissen verteidigen auch sie ihre Lebenswelt gegen die Eindringlinge, die ihre Magnesiafinger in ihre Wohnstube strecken. Es scheint, als habe sich diese Spezies in der Gegend verbreitet, Löcher für feine Nester finden sie hier zur Genüge. Und wer weiss, vielleicht ergreifen Tiere allmählich Besitz von den Felsen, greifen zur Selbsthilfe und verdrängen uns Kletterer ohne die Unterstützung von militanten Naturschützern aus ihrer Lebenswelt.

Schnee auf der Sulzfluh

Manchmal braucht es etwas Nachschub, um auf einen Berg zu kraxeln. Zum Beispiel bei Nebel und Neuschnee. Man tut sich das ja nicht nur wegen der Aussicht an. Die gab’s ohnehin nicht.

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Es hat gescheit in der Höhe, Nebel schleichen um die Felswände des Rätikon, in der Hütte ist’s warm. Doch die zwei Holländerinnen rüsten sich aus, Sturmjacken, Gamaschen, Regenschutz über dicken Rucksäcken. Vier oder fünf Stunden ist’s zur Schesaplanahütte. Auch den Herrn aus dem Ruhrgebiet, mit seiner Tochter unterwegs, verabschiedet sich. Auch sie bestens gerüstet fürs Gebirg. Die zwei jungen Deutschen aus Westfahlen, auf einer Hüttentour unterwegs, wollen auf die Sulzfluh, dann zur Tilisunahütte. Schnee hat’s dort oben. Na ja, man wird sehen. Nur der grosse Bergsteiger, der am Abend zuvor mit seinen Heldentaten geprahlt hat, zögert. Die Sulzfluh, ach ja, da war man doch schon öfters. Die Wand hoch natürlich. Und so weiter.
So etwas wie Ehrgeiz gibt’s in den Bergen nicht, das könnte ja tödlich sein und ist gegen die herrschende Alpenethik. Selbst Ueli Steck geht ja nur für sich selber und aus goldlauterer Freude z’Berg, wie er sagt. Jedenfalls packt nun auch der Altalpinist seinen Rucksack, bindet die Bergschuhe und zieht los. Den rotweissen Markierungen nach, die zum Glück dicht genug aus dem Nebel auftauchen.
Im Gemstobel hockt ein Steinbock auf einer Kanzel, dreht träg den Kopf. Schön streng das, mit so einem Gehörn. In einer Senke tummeln sich die Geissen mit den Jungen. Alle zehn Jahre darfst du einen Bock schiessen, hat vor zwei Tagen eine Jägerin erklärt. Und zuerst eine Geiss. So und so schwer etcetera. Die Regeln der Jagd sind kompliziert, stelle ich fest, die Prüfungen hart. Eigentlich müsste dieses Felsenkar Steinbocktobel heissen, aber vielleicht gibt es ja auch gelegentlich Gemsen. Oder Gämsen nach neuer Rechtschreibung. Kein Witz übrigens: In Zürich gab’s eine Gemsenstrasse. Heisst heute Gämsenstrasse. Also Gämstobel. Oder Steintobel. Denn steinig geht’s hoch und bald auch schon durch etwas Schnee. Ein bisschen Atem schöpfen, man ist ja nicht mehr der Jüngste und hat die beiden Flachländer natürlich längst überholt. Grund siehe oben unter Stichwort «Ueli Steck».
Wie fast überall in den Bergen tauchen auch hier Erinnerungen auf wie die Flammenschrift an der Wand im alten Testament. Mit F. aus Teheran wanderten wir mal hier hoch, halb oben liessen wir sie zurück. Da sass sie im Nebel und ängstigte sich. War ja keine Bergsteigerin, jobbte im Coop-Lagerhaus in der Herdern und endete als Senior Economist bei der Weltbank.
Der Aufstieg zieht sich dahin, Zickzack und Gedankensprünge, als sei das Gehirn ein Steinbock. Jetzt hinterlasse ich schon Spuren im Schnee und Spuren auch im Gipfelbuch am Riesenkreuz, das endlich aus dem Nebel ragt. Aussicht Null. Ein Selfie will mir nicht gelingen mit den kalten Händen. Etwas Brot und einen Apfel verzehre ich im Abstieg bei einem Felsblock, wo es nicht mehr so bläst. Weiter unten, schon fast bei den Steinböcken und -geissen treffe ich auf die mutigen Deutschen.
«Warst du schon oben?»
Der Veteran nickt, ein bisschen stolz wohl.
«Krass!»
Weiter unten dann die Sonne. Und ein Kaffee im «Alpenrösli».

Piz Caschlegla

Der Hüttengipfel der Medelserhütte, eine einsame Tour am Morgen nach einer Lesung. Grandiose Aussicht und vielleicht eine kleine Einsicht.

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Wieder mal auf einem Piz. Es muss lange her sein, seit dem letzten. Vielleicht war’s der Piz Cavardiras dort drüben überm Tal, so um 1980 herum. Die letzte Sektions-Klettertour und die einzige, die ich je leitete. Vielleicht auch die letzte von Freund Willy, der später einem Terroranschlag zum Opfer gefallen ist. Ich denke an ihn, während ich gegen den Grat hinaufsteige, manchmal stehen bleibe, in die Runde schaue, Atem schöpfe.
Gestern Abend Lesung in der gastlichen Medelserhütte, die Sonne ging über den Bergen im Westen unter, während ich las, den letzten Text konnte ich nur noch mit knapper Not entziffern. Aber ich kenne ja die Geschichten. Ein freundliches, interessiertes Publikum. Später in der Nacht dann Vollmond, ich sass noch in der Küche beim Röteli mit den Hüttenwart- und Hüttenchefpaaren und einer Angestellten.
Am Morgen keine Wolke am Himmel, da musste ich einfach los. Die Sonne brennt schon, während ich über Wiesen, Schutt und Blockhalden dem Grat folge auf diesen Piz, den Hüttengipfel, nicht ganz 3000 Meter. Zitronengelbe und schwarze Flechten auf den kristallinen Blöcken, Vorgipfel, kurzer Abstieg an Eisenklammern. Die Kette am Hauptgipfel verpasse ich, klettere direkt über eine feste Felsstufe hinauf. Ist ja leicht. Steinmänner, ein Stecken, drüben der Tödi zum Greifen nah. Das Panorama weit, Monte Rosa, Weisshorn, Finsteraarhorn mit dem kleinen Agassizhorn, dessen Namen geändert werden soll, weil der Naturforscher Louis Agassiz ein Rassist war. Eine Angelegenheit, die heftige Emotionen weckt, wie ich auch schon erfahren habe, als ich meine Meinung zum Thema in einem Blog kundtat.
Der einsame Aufstieg über den Blockgrat hat mich an meinen allerersten Berg erinnert. Auch ein Piz, Piz Cazarauls, 3063 m, bei der Planurahütte. Ich war 15, mit meinem Vater zur Hütte gekommen auf unserer letzten gemeinsamen Wanderung. Er musste ausruhen und so stieg ich allein über den Grat auf den Gipfel. Ich sehe ihn dort drüben neben dem Tödi, winke hinüber. Wundere mich, wie ich Ähnliches fühlte heute, allein in dieser grossartigen Berglandschaft, Ähnliches wie am Cazarauls am Anfang meines langen Bergsteigerlebens. Es gibt also Gefühle, die immer wiederkehren. Die Wiederkehr des immer Gleichen, frei nach Nietzsche. Schwer zu beschreiben, also vielleicht so: Du bist allein auf dieser Welt, allein auf dich selber gestellt gehst du deinen Weg. Das habe ich auch mal in einem Gespräch mit einem Bundesrat gehört, der als Junge einmal Geisshirt war und sagte, er fühle sich noch immer gleich wie damals allein mit den Tieren auf der Alp.
Ich schicke ein Selfie nach Hause, schreibe meinen Namen ins Gipfelbuch dieses Piz, bevor ich absteige. Dokumentiere meinen Besuch für die Nachwelt. Man weiss ja nie. Finde nun auch die Kette, neu und an Bohrhaken befestigt. Leicht geht’s nun bergab, doch mit gebührender Vorsicht. Nur nicht stolpern, hinfallen. Bin bald in der Hütte, bekomme einen Kaffee und verabschiede mich.

Altmann

Es gibt viele Schicksalsberge auf der Welt. Matterhorn, Nanga Parbat, Mount Kenya und so weiter. Für uns ist es der bescheidene Altmann, 2436 Meter über Meer. Eine Spurensuche.

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Im Alter wandert man durch die Welt und trifft allüberall auf Spuren seiner selbst – so meint man jedenfalls. Wünscht sich, dass überall dort, wo man einst durchging, eine rote Linie die Spur markieren würde, zur ewigen Erinnerung. So gibt es auch schon Menschen, die ständig mit einer Webcam auf dem Kopf herumlaufen und ihren Lebenslauf Schritt für Schritt aufzeichnen, wozu auch immer. Doch schliesslich, wir wissen es, wird am Ende alles Staub sein, so wie es in der Bibel steht und wie uns die Pluto-Sonde New Horizons vom entferntesten Planeten des Sonnensystems in Erinnerung gerufen hat.
Also bleiben wir doch in der Nähe, sitzen auf dem Altmannsattel und schauen hinüber zu dem schönen weissen Kalkberg und erinnern uns an unseren eigenen Horizont. «Pluto» war doch auch der Spitzname des Lehrlings, dem ich als Laufbub Werkzeug an die Fräsmaschine brachte und der mich dann zum Lesen und zum Klettern verführte – ihm sei ewig Dank. Inzwischen ist er in die Ewigkeit eingegangen wie schon so viele Freunde. Jedenfalls war es im Jahr 1959, Pfingsten, als ich auf dem Altmann stand, meinem ersten Kletterberg, nach dem Schaffhauserkamin. Im Jahr darauf Westgrat, später Westgrat mit der ersten Kletterfreundin, Nordwestpfeiler, dann Ost- und Westgrat als erste Solotour. Auf dem Gipfel traf ich den Bergführer Paul Etter mit einer Gästin, das war die erste Frau von Max Eiselin und sie lobte meine blauen Socken, die ich im Versand von Eiselin gekauft hatte. Ja, es waren gute Socken, nur ein bisschen zu kurz, aber das war ja nicht so wichtig damals. Dafür lobte mich Paul, der später berühmte und tragisch verunglückte Bergführer aus Walenstadt.
Also der Altmann hatte es mir schon angetan und als ich von einem Studienkollegen hörte, er sei mit seiner Schwester über den Altmann-West geklettert, da hatte es auch die Unbekannte mir angetan. Ein Mädchen, das klettert, wow! Die erste Kletterfreundin war ja schon wieder abgetaucht. So wurde der Altmann also zu einer Art Schicksalsberg und nun sitzen wir auf dem Altmannsattel und schauen hinüber zu den schönen weissen Felsen.
Unter uns weidet eine Herde Steinböcke, zwei Kletterer rüsten sich aus für den Grat, der uns auch wiedermal verlocken könnten, aber heute doch nicht. Heute haben wir andere Ziele, zum Beispiel einen Kaffee in der Zwinglipasshütte, die es zu unseren Urzeiten noch nicht gab. Aber wie es so ist, die Hütte ist geschlossen.
Also weiter, Chraialp, Teselalp, und dort gibt’s dann doch einen feinen Kaffee mit beliebig viel Schnaps von der Mutter der Sennerin, die aus dem Allgäu stammt.

Ikarus

Eine Route wie ein alter Freund, dem ich immer wieder mit Respekt begegne. Besonders an einem heissen Sommertag.

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Würde Ikarus heute seinen Flugversuch starten, er käme nicht weit. Das Wachs seiner Flügel würde schon nach ein paar Metern schmelzen und er würde überleben, nicht zu Tode stürzen wie in der Sage. Trotzdem, wir versuchen Ikarus, die Kultroute auf der Galerie. Noch liegt sie ja im Schatten, doch wir sind von der Aufwärmroute schon nassgeschwitzt. Aufwärmen klingt wie Hohn, bei dieser Temperatur, aber es geht ja um die Muskeln, die noch etwas steif sind. Also Ikarus. Wahrscheinlich war es 1991, aber sicher auch ein heisser Sommermorgen, als ich Ikarus erstmals rotpunkt schaffte. Nach einigen Versuchen, die Route ist ja doch etwas knifflig, kleingriffig da und dort, technisch. Galerie halt. Was macht eigentlich der Ernst, haben wir uns gefragt, der Ikarus eingerichtet hat, zur Frühzeit des Galeriekletterns. Jahre nicht mehr gesehen. Wie so viele andere Freunde, Galeriefreunde, Kletterfreunde. Und Freundinnen natürlich.
Auch Ikarus ist so etwas wie ein alter Freund, den man kennt, der aber doch immer wieder Überraschendes bietet, etwa einen Griff, den man noch nicht kannte, ein guter Freund, der auch immer wieder herausfordert, fordert. Manchmal versuche ich auszurechnen, wie oft ich Ikarus geklettert bin in all diesen Jahren. Ich geb’s auf. Als wir noch drüben in Obstalden wohnten, gab es Wochen, in denen ich viermal Ikarus kletterte. Jetzt ziemlich seltener, aber doch immer wieder mal. Und immer mit grossem Respekt, immer mit Schmetterlingen im Bauch, oder eben kleinen flatternden Ikarüslein. Erreiche ich den Halbmondgriff, mag ich ihn noch halten, und die Schuppe, rutsche ich nicht ab, und dann die Leiste, hoch oben. Auch heute muss ich mich strecken, nachgreifen. Aber es geht, ja es geht noch.
Ikarus gehört zu meinem Kletterleben wie wohl keine zweite Route. Als ich sie damals schaffte, schrieb ich gleich einen Text. Röbi Bösch fotografierte mich dazu. (Die Bilder hier sind von damals, auch das schöne Signe, das leider verschwunden ist.) Der Text wurde dann Script für einen kleinen Fernsehbeitrag, drei Tage hat man gefilmt, von oben, von unten, von der Seite. Ich kletterte die Route ein Dutzend Mal. Im Lauf der Jahre gab es auch Tiefpunkte, etwa als ich Ikarus nicht mehr schaffte, nach Krankheit zum Beispiel, oder wenn ich wieder mal ins Seil fiel. Mich dann aber stets wieder erholte. So ist das mit jeder Freundschaft. Es gibt diese Hochs und Tiefs. Und einmal nimmt sie ein Ende, unweigerlich, wie auch immer. So wird auch meine Beziehung zu Ikarus einmal zu Ende sein. Wie auch immer.