Ein Jahrhundert Genfer Alpinismus. Aus der Rhonestadt stamm(t)en immer wieder grosse Alpinisten, unter andern Horace Bénédict de Saussure, André Roch, René Dittert, Loulou Boulaz, Pierre Bonnant, Michel Vaucher, Yvette Attinger oder Michel Piola.
Liée dès les années 1930 aux grimpeurs de l’Androsace, Loulou Boulaz ne fera jamais officiellement partie du club, qui reste fermé à l’élément féminin. Elle gravitera cependant toujours à proximité, et réussira de très grandes ascensions en haute montagne, notamment en compagnie de Pierre Bonnant. «Pendant longtemps, Pierre Bonnant a entrepris des courses dans des conditions peu propices. Contraint de travailler le samedi jusqu’à 17 heures, il ne quittait Genève en moto qu’à cette heure tardive, arrivait tard au refuge, dormait peu, et effectuait le lendemain une escalade de telle ampleur qu’il ne parvenait au sommet qu’en fin d’après-midi dans la plupart des cas. Loulou Boulaz, sa compagne de cordée, partageait cette curieuse façon de concevoir l’alpinisme. Il leur fallait une santé de fer pour supporter chaque samedi un tel régime», raconte René Pellaton.
Ein Abschnitt aus einem Buch zur Geschichte des Alpinismus in Genf. Dazu gehören eben Loulou Boulaz und Pierre Bonnant. Sie beiden unternahmen 1937 einen Versuch zur damals noch undurchstiegenen Eigernordwand, mussten auf 2700 Meter aber umkehren. Loulou Boulaz war die erste Frau in der Wand, was in der Schweizer Presse scharf verurteilt wurde. Dabei hatte die 1991 verstorbene Alpinistin mit der Zweitbegehung der Nordwand der Grandes Jorasses mit dem Genfer Raymond Lambert 1935 bewiesen, dass sie mit den besten Alpinisten ihrer Zeit mithalten konnte. Von 1936 bis 1941 war Boulaz zudem Mitglied der Schweizer Ski-Nationalmannschaft. Lambert wiederum gelang 1952 mit Sherpa Tenzing Norgay fast die Erstbesteigung des Everest.
Anders gesagt: Aus Genf stamm(t)en immer wieder grosse Alpinisten, denken wir auch an Horace Bénédict de Saussure, André Roch, René Dittert, Michel Vaucher, Yvette Attinger oder Michel Piola. Élodie Le Compte beleuchtet in ihrer Arbeit ein Jahrhundert Genfer Alpinismus, von der Gründung der section genevoise du Club Alpin Suisse über die Gruppe „La Varappe“ – ihr Name geht zurück auf den Flurnamen „varappe“ am Genfer Hausberg Salève, dem genialen (Trainings)gelände der städtischen Alpinisten, und varapper heisst seither klettern – bis zu den einflussreichen Bergsteigervereinen Groupe Alpin Ouvrier und Androsace. Letzterem war schliesslich eben fast die Erstbesteigung des Everest geglückt. Dort gibt es ja den Genfer Sporn. In den Aiguilles Dorées erhebt sich die Aiguille de la Varappe, zwischen dem Val d’Arolla und dem Val d’Hérens steht die Pointe des Genevois; wie ein Turm in ihrem Nordgrat zum Namen Pointe des Carougeois kam, erfahren wir leider nicht.
Vielerorts haben die Genfer Alpinisten Spuren hinterlassen. Was insofern nicht erstaunt, wenn man an diese Aussage denkt: „Un Genevois c’est un montagnard, deux Genevois c’est un club, trois Genevois c’est une fédération.“ 1914 gab es in der Rhonestadt zum Beispiel 42 Bergsteigervereine, der kleinste zählte gerade mal 12 Mitglieder. Wie die alpinistische Vereinslandschaft wohl in andern Städten ausgesehen hat? Ein interessantes Feld für zukünftige Arbeiten zu diesem Pfeiler der Alpinismusgeschichte. Élodie Le Comte hat einen Anfang gemacht. Auf S. 31 ist ihr aber beim Rückblick auf die ersten Schweizer Bergsteiger ein hübscher Fehler unterlaufen: Der Melchior Ulrich, Erstbesteiger des Horns ob Saas Fee, das nun seinen Namen trägt, ist zu Thomas Ulrich mutiert, dem bekannten Fotografen, Filmer und Abenteurer.
Élodie Le Comte: Citadins au sommet. L’alpinisme genevois (1865-1970): un siècle d’histoire culturelle et sportive. Éditions Slatkine, Genève 2008, Fr. 59.-