Skifahren könnte die eben in Davos versammelten Wefpolitiker durchaus zu neuen Ideen beschwingen. Auch in der free Economy regieren bekanntlich Freerider bzw. Abzocker, im Gegensatz zu den stumpf vorgewalzte Pisten hinunter-blochernden Staatswirtschaftern. Auf die Ski also, meine Herren und Damen, statt ins Foyer zum Champagner. Die einschlägige Literatur präsentiert unser Skirezensent hier.
„Es gibt in den ganzen Alpen kein berühmteres Ski-Gebiet als das der Landschaft Davos.“
Steht als Motto über dem Führer „Ski-Touren in den Bergen um Davos“ von Hermann Frei und Henry Hoek. Nun könnte man über diese übermütige Behauptung skilängenlang diskutieren, ob nicht Chamonix, Cortina d’Ampezzo, Kitzbühel, St. Anton am Arlberg, Wengen-Grindelwald, Verbier oder Zermatt-Cervinia ebenso berühmte Ski-Gebiete sind. Sicher ist: Weltweit am meisten für Schlagzeilen und Einschaltquoten sorgt alljährlich wieder Davos im Januar. Allerdings weniger wegen des SKI, sondern wegen des WEF. Und das seit 1974.
Hier widmen wir uns aber den Brettern, die gleiten, und nicht dem Parkett, auf dem die Mächtigen der Welt ihre Auftritte hinlegen. 1902 (oder 1903) wurde der Davos English Ski Club gegründet, am 12. Februar 1903 ganz sicher der Ski-Club Davos (SCD). Und dieser publizierte nach dem 21. Januar 1906, als die Parsennhütte eingeweiht wurde, einen der ersten Skitourenführer für ein Gebiet in der Schweiz – ein Publikationsdatum fehlt in der 16-seitigen, postkartengrossen Broschüre „Ski-Fahrten in den Davoser Bergen.“ Grösser, dicker, stabiler sind die „Davoser Skitouren“ von Hermann Frei aus dem Jahre 1919, ebenfalls vom SCD herausgegeben. 1932 kam der Nachfolger von Frei und Hoek heraus. Und nun liegt ein aktuelles Werk vor: „Freeride Guide Davos Klosters“ von Christian Frei, Ruedi Berli und Roger Fischer. Ein kompakter, schenkeltaschentauglicher, clever aufgebauter und gluschtig illustrierter Führer, der die schönsten bekannten und wildtierverträglichen Tiefschneeabfahrten mit Ausgangspunkt ab einer der vielen Bergbahn- oder Skiliftstationen schwungvoll vorstellt, ganz nach Motto „kurz aufsteigen und lang abfahren“.
Beim Pischahorn (2980 m) wird unter Positivem zum Beispiel gesagt: „Herrlicher Skitouren-Berg mit wunderbarer Aussicht in alle Himmelsrichtungen. Relativ oft besuchter Gipfel. Die wunderbare lange Abfahrt durchs Mattjisch Tälli ist während der ganzen Wintersaison ein Genuss.“ Unter Negativem steht zu lesen: „Setzt gut Kenntnisse in alpinen Skitouren und genügend Kondition für den Aufstieg voraus. Die Tour nur bei einwandfreier Sicht und guten Verhältnissen in Angriff nehmen. Die Abfahrt entlang der Aufstiegsroute ist nicht lohnenswert.“ Hangneigung, Exposition, Höhenmeter Aufstieg und Abfahrt sind angegeben, Routenfoto und Kartenausschnitte liegen bei. Die Texte sind auch in Englisch, was die Mitglieder des DESC freuen würde. Alles ist da, nur selber er-fahren muss man das Pischahorn noch. Und Schnee sollte es natürlich auch haben.
Und den hat es dort oben, behauptete jedenfalls der Vorvorvorfahrer des Freeride Guide: „Keine Gegend der Schweiz mit Ausnahme vielleicht des Gotthardgebietes hat regelmäβig jeden Winter eine so hohe und lange liegenbleibende Schneedecke als das Davoser Gebiet.“
Christian Frei, Ruedi Berli, Roger Fischer: Freeride Guide Davos Klosters. Verlag Freeride Guide, Grindelwald 2014, Fr. 36.- www.freerideguide.ch