Es musste ja einmal so kommen. Die Ski aus dem Keller geholt, entstaubt, Felle aufgezogen und ab mit Öv nach Amden. Kleiner Berg, ganz gross.
Nebel und weit herum grün. Da und dort Schneeresten. Doch höher oben zeigt die Natur Erbarmen. Etwas Schnee ist gefallen über Nacht, deckt alle Gräser (nicht Gräber) zu. Wir steigen auf. Bald stossen wir durch die Nebeldecke und auf die offizielle Aufstiegsspur, wo da und dort ein Menschlein sich dem Gipfel zu bewegt, der nicht weit und hoch aber als schön geformte Pyramide vor uns steht. Wir erinnern uns, dass wir hier einmal an einer Mutter mit Tochter vorbeifellten, sie motivierte ihr Kind mit einer «Hin- und Her-Geschichte». Wir nahmen den Faden auf, auch uns wurde der Aufstieg leichter. Bei der Hütte vor dem Schlusshang warteten wir auf die beiden und verglichen, wie sich unsere Geschichten entwickelt hatten. Die Tochter fand unsere Version nicht so lustig wie wir.
Also gut, rasten wir ein bisschen, trinken einen Schluck Tee.
Der Gulmen ist ja nun nicht der Berg, der in die Alpingeschichte eingegangen ist. Ein Datum sticht trotzdem hervor. Am 25. April 2010 bestiegen zwei weltbekannten Extrembergsteiger und Alpinschriftsteller, der Brite Andy Kirkpatrick und der Deutsche Robert Steiner den Gipfel. Dass grossen Bergsteigern auch ein kleiner Berg nicht zu klein ist, zeigt doch ihre wahre Grösse. Die Tour wurde dann fast noch zum Abenteuer, als Roberts Wagen streikte und Andy beinahe den Flug verpasste.
Nun, dem kleinen Tourenskifahrer von heute ist der kleine Gipfel schon beinahe zu gross geworden. Atem- und Kreislaufbeschwerden und Stollen unter den Fellen und eine angelaufene Sonnenbrille machen die letzten Meter im Schlusshang zur Qual. Bald schon, sagt er sich, wird auch der kleinste Berg zu klein sein. Hier hilft weder das Zählen der Schritte noch eine Hin- und Her-Geschichte noch die Sonne weiter, die den für kurze Zeit Nebel verdrängt. Sandwiches, Tee, ein halber Muffin.
Die Abfahrt dann überraschend fein im schon ziemlich sonnenweichen Schnee. Zu unterst fast wie auf einer Frühlingstour die letzten Meter vor Amden ein paar Schwünge über nasses Gras mit einem Zentimeter Neuschnee.