Der Hausberg von Bern: Gurten

Der Gurten ist, obwohl fast ganz in der Gemeinde Köniz gelegen, der Hausberg Nr. 1 der grössten Aarestadt. Rechtzeitig zum 42. Gurtenfestival Bern vom 16. bis 19. Juli 2025 liegt der neue Bildband «Gurten» auf.

«Schaaren von Lustwandelnden sieht man oft an Feiertagen in der schönen Jahreszeit schon vor dem Aufgang der Sonne sich auf seinem Gipfel vereinigen, um sich an dem Genusse der lieblichen Aussicht und eines ländlichen Mahles zu erfreuen.»

So hielt 1850 der Berner Alpinismuspionier und Panoramazeichner Gottlieb Studer im Buch «Das Panorama von Bern» eine Gurten-Szene fest. Sie dürfte sich in dieser Woche erst recht wiederholen. Denn vom Mittwoch bis Samstag findet zum 42. Mal das berühmte musikalische Gurtenfestival statt; es zog erstmals 1977 Scharen von Leuten auf den berühmten Hausberg von Bern, der allerdings in den Gemeinden von Köniz und auch noch es bitzeli von Chäsitz liegt. Andere wichtige Jahreszahl, dank der zahlreiche Besucher den einfachsten Weg auf den 858 Meter hohen Hügel finden: Die Standseilbahn von Wabern her wurde 1899 eröffnet. Dem Festival und dem Bähnli widmet Hans Markus Tschirren in seinem prächtig illustrierten Buch «Gurten» zahlreiche Seiten.

Andere Themen sind: der Park im Grünen, der Sandstein für die Stadt Bern, der nur für Mitglieder zugängliche Golfplatz auf der grossen Gurtenmatte von 1937 bis 1958 – undenkbar heute, die verschiedenen Wege auf Ost- und Westgipfel. Und sehr vieles mehr. Auch wer den Güsche gut kennt, wird viel Neues sehen und lesen, zum Beispiel Jeremias Gotthelfs «Ernsthafte Erzählung eines lustigen Tages oder der bestiegene und wieder verlassene Gurten».

Ein paar Seiten behandeln natürlich den winterlichen Gurten, wie den Ponylift auf der Matte, die Sprungschanze beim Gurten Kulm, das Skirennen vom 16. Februar 1902. Dieses Rennen mit Langlauf, Abfahrt und Sprunglauf wird als das «1. Schweiz. Ski-Rennen» bezeichnet. Nur: Der Skiclub Glarus führte bereits am 19. Januar 1902 einen Skiwettkampf durch, und dieser wird meistens als das erste Skirennen in der Schweiz bezeichnet. Doch auch das stimmt nicht, wie man erst jetzt herausgefunden hat: Am Sonntag, 5. Januar 1902, fand vor dem Grand Hôtel du Lac de Joux in Le Pont der «Concours international de ski» statt, mit folgendem Programm, wie dem «Feuille d’avis de la Vallée» zu entnehmen war: «1. Course plate d’environ deux kilomètres. 2. Course de vitesse à la descente. 3. Course avec saut combiné de longueur et hauteur.»

Bleiben wir noch etwas an der Kühle und im Gurtenschnee. Im Jahrbuch des Schweizerischen Skiverbandes von 1933 erinnert sich der Berner Bergsteiger und Skifahrer, Schriftsteller und Fotograf Hans Kempf (mehr zu ihm hier: https://hanskempf.ch/) an seinen ersten «Ski Selbstunterricht auf dem Gurten Anno 1892». Ausschnitt: «Mit erstaunlich einfacher Bindung begab ich mich, versehen mit der langen Alpenstange, die damals als Skistock diente, auf die Gurtenhöhe, um dort oben meine heimlichen Skiversuche zu unternehmen. Der Gurten war noch nicht verbotenes Terrain, wurde es aber bald und drohte den stadtbernischen Skisport ernstlich zu gefährden. Zwischen Skifahrern und ansässigen Bauern setzte es böse Schlägereien ab, wobei die lange Alpenstange das wehrhafte Verteidigungsmittel spielte in den bösen, mit Hunden und Bauern geführten Händeln, die man im Existenzkampf um den aufkommenden Skisport auf den herrlichen Schneehängen des Gurtens auszufechten hatte.»

Hans Markus Tschirren (Text), Alexandra Hertig (Fotos): Gurten. Weber Verlag, Thun/Gwatt 2025, Fr. 49.-

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