Ein Stein ist ein Stein ist ein Stein. Oder auch mehr. Zum Beispiel die Miniatur eines Berges. Vielleicht des Pizzo Badile. Gefunden in Zürich Seebach.
Für jeden Berg, so lautet eine These, gibt es eine Kopie im Kleinen. Vielleicht auch mehrere, und vielleicht ist auch ein Berg wiederum nichts als eine Kopie eines viel grösseren Gebildes, irgendwo in der Unendlichkeit, auf das vielleicht gerade Voyager 1 zurast, das uns aber auf Grund seiner schieren Grösse und Entfernung unsichtbar und unzugänglich bleibt. Halten wir uns also besser ans Kleine, Alltägliche. Ich zum Beispiel an den kleinen Badile, den ich letzthin entdeckt habe, irgendwo in einer Rabatte an einer langweiligen Strasse in Zürich Seebach. Die Nordkante weist zwar nicht exakt gegen Norden, aber es ist der Badile, zweifellos, mit seiner einzigartigen Form und all den Erinnerungen, die ihn umwolken in meinem Kopf. Während ein Mann nebenan gerade den Kot seines Hündchens aus der Rabatte klaubt, zücke ich mein uraltes Handy und fotografiere meinen Traumberg. Klein aber fein und ganz zugänglich; sein grosser Bruder im Bergell wird mir wohl für immer Erinnerung bleiben. Je älter man wird, desto kleiner die Welt, auch das ein Gemeinplatz. Da hilft auch keine Kreuzfahrt in die Antarktis, kein Trekking in Nepal, alles um uns herum schrumpft. Dieser kleine Badile gehört nun mir, ich bin vielleicht der einzige Mensch, der diesem grauen Granitbrocken, der so verloren und nutzlos und wie vom Zufall hingeworfen in der Rabatte in Zürich Seebach verdämmert, einen Namen gibt und eine Geschichte und für den er ein glückliches Gefühl bedeutet. Es war ein grosses Glück damals, dass wir den Gipfel lebend erreichten und auch den Abstieg schafften, und so freue ich mich an diesem kleinen und bescheidenen Glück. Vielleicht gibt es doch keine Zufälle und nichts in der Welt ist ohne Nutzen und ohne Sinn.