Über die höchsten und die tiefsten Berge des Universums und viele dazwischen. Ein Alpenlexikon, das sogar in den Rucksack passt.
„L’alpinisme n’est qu’une des pratiques possible de la montagne. Certains sommets lui sont réservés, mais pour d’autres, pas moins intéressants, aucun piolet n’est nécessaire. La moyenne montagne n’est pas moins « montagne » que la haute, et le pèlerin qui gravit l’Arunachala, le trekkeur sur les sentiers du Népal, voire le touriste qui monte en auto au mont Ventoux, chacun à leur manière, « font de la montagne ». Et le collectionneurs de suiseki comme ceux de littérature alpine, alpinistes en pantoufles, sont eux aussi des amateurs de montagne.“
Das schreibt Sylvain Jouty im Vorwort zu seinem Dictionnaire de la montagne, den er mit Hubert Odier verfasst hat. 1999 erschien das Berglexikon zum ersten Mal in einer dicken und farbigen Ausgabe bei Arthaud. 10 Jahre später ist es nun neu in einem kleineren Format herausgekommen, garniert mit wenigen schwarzweissen Illustrationen, dafür erweitert und aktualisiert zu einer unglaublichen Fülle von Einträgen zum Thema „Berg“ weltweit. Ja über die Erde hinaus: Der höchste vorgestellte Berg ist der Mont Olympus auf dem Mars, rund 25‘000 Meter hoch, und für diejenigen, die ihn als erste besteigen, liegt schon ein Preis bereit. Fast so wie damals, als der Genfer Horace Bénédict de Saussure Dukaten für die Erstbesteigung des Mont Blanc in Aussicht gestellt hatte. Der tiefste Berg übrigens ist der Mont des Béatitudes (-25 m) am Ufer des Lac de Tibériade in Israel, der selbst 212 Meter unter dem Meeresspiegel liegt; auf dem Gipfel befindet sich eine achteckige Kirche.
2600 Stichwörter, von A (der 4093 Meter hohe A Dome in der Antarktis) über den heiligen Arunachala in Indien und die japanische Kunst des Auswählens von Steinen als Berge (Suiseki) bis Zwingelstein, Léon, den französischen Skialpinisten, der in den 1930er Jahren alleine die Alpen durchquerte und der in seinem Tourenbuch notierte: „Le véritable alpinisme est intérieur.“ Ein passender Schlusspunkt unter dieses Werk, das eben kein Lexikon des Alpinismus oder der Alpen ist, sondern den Horizont wirklich weit steckt. Vielleicht wird man den einen oder andern Namen vermissen (Steve House, Ueli Steck oder die Huber Buben zum Beispiel, doch Stecks Rekorddurchstieg der Eigernordwand ist erwähnt). Aber das sind Kleinigkeiten, genau so, wie auch ein Erstbesteiger der Dufourspitze fehlt. Das vollumfängliche, fehlerlose, topaktuelle und doch die ganze Historie berücksichtigende Lexikon wird es nie geben. Der „Dictionnaire de la montagne“ von Jouty/Odier ist der mit Abstand beste zu diesem Thema. Und gehört deshalb auf den Schreibtisch aller, die mit den Bergen etwas am Hut haben. Oder auch in den Rucksack; 600 Gramm sind ja noch leicht tragbar, vor allem für so viel gebündelte Information.
Sylvain Jouty/Hubert Odier: Dictionnaire de la montagne. Omnibus, Paris 2009, ISBN 978-2-258-07980-9, Euro 26.-