Zwei Frauen, ein Berg. Aber welcher? Die Suche nach unserem Viertausender gestaltet sich schwierig. Wir beraten auf dem Weg zum höchsten Zürcher Berg. © Annette Frommherz
Breit ist das Sortiment der Schweizer Berge. Das wird Anny und mir bewusst, als wir von Steg aus auf das Schnebelhorn wandern. Im Rucksack liegt schweigend der ‚plaisir alpin‘.
Nach unserem Tödi, wie wir ihn zu nennen pflegen, sind wir mutiger und anspruchsvoller geworden und wollen uns diesen Sommer einen richtig schönen Viertausender genehmigen. Während wir über die Hirzegg laufen, zerbrechen wir uns die Köpfe, wägen wir Vor- und Nachteile der höchsten Schweizer Gipfel ab. Einige Kriterien, da sind wir uns einig, müssen genauestens beachtet werden: Nicht zu hoch soll der Berg sein, aber mindestens viertausend Meter über Meer. Ein Genuss fürs verwöhnte Auge ist die absolute Bedingung, und bitte ohne Karawanen von Seilschaften, die hinter und vor uns über den Gletscher pilgern. Das Allalinhorn verschmähen wir deshalb genauso wie das Breithorn, das wir – weil zu komfortabel – links liegen lassen wollen.
So schwer kann es doch nicht sein, zu finden, was unseren bescheidenen Wünschen entspricht. Wir suchen nach einem richtig edlen Berg von vollendeter Schönheit. Erstbestiegen darf er sein; das lässt sich nicht mehr ändern. Aber unserem Können in Eis, Schnee und Fels soll er entgegenkommen und auf jeden Fall abwechslungsreich und herausfordernd sein. Am liebsten wäre uns eine Route mit einer hübschen Kletterei im dritten, höchstens vierten Grad – und um Himmels Willen nicht zu ausgesetzt. Kurz und gut: Wir suchen den absoluten Geheimtipp. Würde das Weissmies unseren Anforderungen genügen, mit der Überschreitung von Süden her? Oder könnte eher das Lagginhorn auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten sein? Wir mausern uns zu richtigen Rosinenpickern.
Heute haben wir vom Angebot des Frühlings Gebrauch gemacht und den Montag zu unserem freien Tag befördert. Auf dem Burenboden schauen wir in die Weite. Milchig steht unser Tödi in der Ferne. Auf diesen stiegen wir letztes Jahr ohne Wenn und Aber.
Über unseren Köpfen zieht ein Sperber seine Kreise und äugt zu uns hinunter. Oben auf dem Gipfel liegt ein Stein, der die Grenze zwischen zwei Kantonen zieht. Auf der St. Galler Seite liegen noch Schneefelder. Ein jung gebliebenes Paar feiert hier oben die ersten zehn Jahre ihres gemeinsamen Weges. Sie hätten sich, sagen die beiden lachend, unten in der Alpwirtschaft Tierhag kennengelernt. Nun kehren sie zurück an den Tatort. Mit Weisswein stossen sie auf ihr Jubiläum an, und ich halte den Kuss mit ihrer Kamera fest.
Wir lassen sie im Liebestaumel zurück, suchen nach halbwegs trockenen Ästen, um Feuer zu machen, und schon bald züngeln die Flammen. Surprise! Ich packe den Brotteig aus, den ich frühmorgens geknetet habe, rolle ihn zwischen den Händen und drehe ihn um einen Ast. Anny staunt. Unsere erste Wurst in dieser Saison brutzelt über dem Feuer, das Brot duftet, die Sonne scheint, es ist perfekt. Nur unseren Berg haben wir noch immer nicht gefunden.
Wo „Liebestaumel“ bitte. 🙂 Aber es hat Spass gemacht Euch kennenzulernen. Wir beide geniessen die Berge so wie sie sind, nicht vermessen und gerichtet, einfach um der Berge wegen. Nicht vergessen: Eine Handvoll Holzkohle im Zipp Beutel.
Margrit & Robert
Liebe Annette
Wie wärs mit Piz Bernina, Königin der Ostalpen, 4049 m. Muss ja nicht Biancograt sein, die Normalroute bietet leichte Kletterei. Oder Strahlhorn im Wallis, 4190 m. Beides auch schöne Skitouren.
Emil