Die Viertausender der Schweiz

Hier vorgestellt wird das beste, schönste, poetischste, gründlichste und umfassendste Werk über die Viertausender der Schweiz. Und davon gibt es doch eine stattliche Anzahl, also sowohl Bücher wie auch Berge. Aber wir leben ja in einer Zeit der Superlative. Dieses viersprachige, grandios bebilderte und dokumentierte Buch allerdings ist wohl nicht mehr zu übertreffen. Es enthält einfach alles und noch mehr: auch ein paar Gipfel, die es nicht ganz zur magischen Höhe geschafft haben. Aber wir wissen ja: die Alpen wachsen noch…

Layout 1

„Bist du obe?“ fragte Fuchs von hinten. „Emel gsehn i wit und breit nüt so höch wie mir.“

So einfach lässt sich das sagen, wenn man oben ist. Die Frage stellte Bergführer Fritz Fuchs aus Lauterbrunnen seinem Berufs- und Dorfkollegen Adolf Graf, welche die Berner Heinrich Dübi und Fritz Wyss am 22. Juli 1876 von der ersten Weisshornhütte auf den Gipfel führten. Dübi gefiel die Aussicht nicht sonderlich, wie er im SAC-Jahrbuch von 1877 bemängelte: „Hier aber ist nichts als unendliche Wildniss.“ Was vielleicht davon kommt, dass man auf dem Weisshorn (4506 m) wirklich hoch oben ist. Das Horn ist der siebthöchste Gipfel der Schweiz. Nun hat es noch eine neue Nummer erhalten: Im eben erschienenen Bildband „Die Viertausender der Schweiz“ steht es an fünfter Stelle. Dieses Buch ist ebenfalls – ganz oben.

Der Stapel von Büchern zu den Gipfeln der (Schweizer) Alpen, die 4000 Meter und mehr messen, ist mindestens 4000 Millimeter hoch. Das Werk von Caroline Fink und Marco Volken kommt oben drauf. Nicht weil es das neueste ist. Sondern weil es einfach das beste, schönste, poetischste, gründlichste und umfassendste ist. In diesem Werk sind endlich alle 48 Viertausender der Schweiz beschrieben, nicht nur die grossen wie Weisshorn, Mönch und Piz Bernina, sondern auch die kleinen wie Östlicher Breithornzwilling und Hinteres Fiescherhorn, und das gleichwertig wie die grossen. Und wie sie vorgestellt werden: mit grandiosen Fotos, mit gescheiten Zitaten aus der Bergliteratur, mit genauen Angaben zu allen Erstbesteigern (gab es bis jetzt nicht). Höher noch: Der Anhang brilliert mit erstmaligen Übersichten, so zu den Jahren der Erstbesteigungen, zu den Alpinisten mit mehreren solchen (zuoberst Franz Andenmatten mit sechs Erstbesteigungen, gefolgt von Melchior Anderegg, Peter Perren und Leslie Stephen mit je fünf), zu den Gemeinden mit mehreren 4000ern (hier an oberster Stelle Zermatt mit 22), zur Skitauglichkeit dieser hohen Berge. Im Weiteren sind im Anhang die 25 Gipfel versammelt, die es in der Schweiz nicht ganz auf die magische Zahl geschafft haben, vom Piz Zupò (3996 m) bis zum Piz Palü (3900 m).

Doch zurück zu den ganz hohen helvetischen Bergen, zur Signalkuppe, die in Italien Punta Gnifetti genannt wird, zur Punta Dufour, zum Breithorn orientale, im deutschsprachigen Raum eher als Westlicher Breithornzwilling bekannt, während der östliche im Nachbarland schlicht Punta 4106 heisst. Das Buch schaut eben über den Rucksackrand hinaus, berücksichtigt alle offiziellen Bezeichnungen, beim berühmtesten Viertausender der Alpen seine insgesamt drei Namen. Alle Texte sind viersprachig, nämlich deutsch, französisch, italienisch und – nein, nicht rätoromanisch, sondern englisch. So kann das Originalzitat von Elizabeth Burnaby Main Le Blond zum Bishorn beim Weisshorn in drei Übersetzungen gelesen werden. Sie machte mit ihren Führern die Erstbesteigung seines Ostgipfels (4135 m) – einfach schade, dass sie nicht noch hinüber zum Hauptgipfel des Bishorns (4153 m) weitergingen, um ganz oben zu stehen. Dann hätte wenigstens auf einen der 48 Viertausender auch eine Frau ihren Fuss als erste gesetzt. Immerhin heisst der Ostgipfel Pointe Burnaby, leider allerdings nur inoffiziell. Und: Autorin und Fotografin Elizabeth wäre entzückt über das Werk, das ihre Nachkletterin Caroline zusammen mit Marco geschaffen hat.

Bilderschau, Lesebuch, Nachschlagwerk, Sammlerobjekt, Ankreuzband, Bett-, Sofa- und Hüttenlektüre: All das ist „Die Viertausender der Schweiz“ von Fink & Volken. Kurz gesagt: ganz obe.

Caroline Fink, Marco Volken: Die Viertausender der Schweiz. AS Verlag, Zürich 2015, Fr. 68.-

Die Vernissage findet am Donnerstag, 18. Juni, um 19.30 Uhr statt – weit weg von den Viertausendern, aber doch inmitten von Steigeisen, Gletscherseilen und Eispickeln. Nämlich bei Bächli Bergsport in Zürich-Oerlikon.
Und falls es nicht möglich sein sollte, dort vorbeizuschauen: Weitere Anlässe sind geplant. Die Daten, alle 48 CH-4000er und noch viel mehr auf www.viertausend.ch.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert