Das berühmte Dreigestirn der Berner Oberländer Berge im Paket: ein Geschenk, das sich der Zürcher AS Verlag zum 20-Jahr-Jubiläum macht. Sich – und allen Bergfreunden, die nicht nur klettern, sondern auch lesen – oder wenigstens blättern und spektakuläre Bilder betrachten.

„‚Als Wahrzeichen unsers Hiergewesenseins‘ stecken zwei Aarauer Seidenbandfabrikanten und zwei Walliser Gemsjäger eine Stange mit einem schwarzen Leinentuch in den jungfräulichen Gipfelschnee. Pech für die Erstbesteiger der Jungfrau: Die Fahne war vom Tal aus nicht sichtbar. Das war ungefähr so, wie wenn die Astronauten 1969 behauptet hätten, sie seien auf dem Mond gelandet, und keine TV-Kamera hätte sie dabei gefilmt. Aber die Männer geben nicht auf. Im Jahr darauf wird die Besteigung wiederholt, und diesmal ist die ‚rothe Wachstuchfahne, vier Schuh ins Gevierte groß‘, auf dem dritthöchsten Gipfel der Berner Alpen nicht zu übersehen.
Darum geht es: Sich selbst, den Nachfolgenden und den Leuten unten beweisen, dass man ganz oben war. Als der Berner Gottlieb Studer und seine Führer im Sommer 1842 zur fünften Besteigung aufbrechen, erobern sie im Ausgangsdorfe zuerst ‚die bescheidene Schürze einer ehrlichen Walliserin‘ als ungewöhnliche Gipfelfahne. 24 Stunden später hissen sie das weibliche Haushaltungskleidungsstück auf der Jungfrau. Und stecken Zettelchen mit ihren Namen in eine leergetrunkene Weinflasche, die auf der umschwärmten Spitze zurückbleibt.“
Ein Ausschnitt aus dem Vorwort meiner ersten Bergmonografie für den Zürcher AS-Verlag: „Jungfrau – Zauberberg der Männer.“ Das Buch erschien 1996. Vor 200 Jahren wurde die Jungfrau erstmals bestiegen – ein Meilenstein in der Geschichte des Alpinismus. Vor 20 Jahren gründeten Heinz von Arx und Peter Schnyder den AS-Verlag. Und in diesem Jahr wird meine zehnte Bergmonografie erscheinen. Da darf man schon eine Flasche zum Kühlen in den Gipfelschnee stecken…
Die Jungfrau ist eine schöne Berggestalt. Ihre beiden Nachbarn zur Linken sind auch ansehnliche Kerle. Nun stecken sie seit ein paar Tagen zusammen in einem Schuber. Gediegen und sauber verpackt. Die Jubiläumsausgabe zum Verlagsjubiläum. Ein tolles, gewichtiges Geschenk, das sich die beiden neuen Leiter, Urs Bolz und Matthias Weber, da ausgedacht haben.
Und weil mich das freut, und weil noch nie ein Buch von mir in einem Schuber steckte (geschweige denn drei), habe ich mich erfrecht, dieses Buchpaket als Buch der Woche auszuwählen. 643 Seiten mit fast gleich vielen farbigen und schwarzweissen Abbildungen. Das sollte reichen für ein frühsommerliches Wochenende im Liegestuhl.
Daniel Anker: Eiger, Mönch & Jungfrau. 3 Bücher im Schuber, AS Verlag Zürich, Fr. 98.-