Wandern oder die Ausstellung besuchen? Biken oder fauler Sonntag? Das Wetter hilft uns entscheiden. © Annette Frommherz
Die Ausstellung ‚Entscheiden‘ im Stapferhaus Lenzburg wollen wir unbedingt besuchen, doch das gute Wetter spricht dagegen. Damit gewinnt für heute der Federispitz das Rennen. Wir machen gleich Nägel mit Köpfen. Zwischen Schänis und Kaltbrunn biegen wir ab und fahren bis zur Obermatt, wo der Pfad gleich richtig steil den Hang hinauf führt. Matschig nach dem Dauerregen, erarbeiten wir uns jeden Höhenmeter. Der Herbst dringt kühl zwischen Tannen und Laubbäumen hindurch und lässt die Pilze aus dem feuchten Boden und sogar aus Baumstämmen schiessen. Wie wir Richtung Alp Beischnaten stapfen, unterhalten wir uns über Entscheidendes und weniger Bedenkliches.
Wir leben im Supermarkt der Möglichkeiten, heisst es auf der Homepage des Stapferhauses. Richtig. Aber nichts ist einfacher geworden, seit wir selber entscheiden können, wann wir sterben wollen.
Im Federiwald machen wir auf dem schmalen Pfad Platz für einen älteren Mann, der uns entgegen kommt und um dessen Hals ein Fernglas baumelt. Was man damit so sehe, frage ich ihn. «Die Weitsicht», brummelt er, die Krumme zwischen die Lippen geklemmt. «Sieht man vom Gipfel bis in die Berner Alpen?» fragen wir. «Natürlich!» sagt er, «sogar bis zum Mythen sieht man!» Der Mann hat Humor. Oder aber er meint es ernst. Bevor wir uns entscheiden wollen, was von beidem zutrifft, hebt er die Hand zum Gruss, zieht an der Krummen und von dannen.
Die Qual der Wahl trifft jeden. Das fängt schon damit an, dass man nicht einfach ein Rivella bestellen kann. Rot, blau oder grün? Oder einen Kaffee. Latte Macchiato, Cappuccino, Kaffee Crème oder Espresso? In diesem Punkt allerdings ist in der Federihütte schnell entschieden: Es gibt die braune Brühe im Chacheli. Welche Nascherei wir dazu wählen sollen, bleibt uns ebenso erspart: es hat nur noch Zitronencake und Birnweggen. Wir nehmen beides.
Auf dem Gipfel des Federispitz bläst uns der Wind unanständig garstig um die Ohren. Wir überblicken die kleine Welt da unten und schauen schweigend in die weite Weite. Den Glärnisch haben sie eingepackt, andere Gipfel geben sich beschaulich. Weiter unten wintert ein Mann im Gnägileibchen sein Hüttchen ein. Morgen soll hier Schnee liegen, wird erzählt.