2 Bände über 158 oft auf Anhöhen errichtete Anlagen, die rund 1000 Jahre alt sind. Anleitung zum Erwandern kaum bekannter Geschichte und Gefälle.
„Ziel der vorliegenden Publikation ist es, die Existenz der Erdwerke wieder in Erinnerung zu rufen und dazu zu animieren, diese zum Beispiel in Rahmen eines Spaziergangs oder einer Wanderung einen Besuch abzustatten.“
Genau das machen wir. Gerade jetzt, wo das Wetter so schön und warm ist. Wo der Schnee in den Niederungen geschmolzen ist. Wo die Bäume noch keine Blätter tragen. Wo die Sonnenstrahlen schräg durch die Wälder fallen. Dann sehen wir diese besonderen künstlichen Berge am besten. Wobei Berge etwas gar hoch gegriffen ist. Aber um menschengemachte Aufschüttungen handelt es sich, die Heinz J. Moll in seinem zweibändigen Werk „Erdwerke in der Region Bern“ lokalisiert, erfasst und fotografiert hat.
Erdwerke? Genau. Manchmal auch Erdburgen genannt. Ganz einfach Plätze, die unsere Vorfahren vor rund 1000 Jahren geschaffen haben, indem sie Wälle und Gräben geschaufelt haben, am liebsten an Orten, wo die Natur sozusagen auf mehreren Seiten schon Abhänge geschaffen hat, so dass nur auf einer Seite ein Wall aufgeschüttet werden musste, um den Zugang zu erschweren. Aber es gibt auch Erdwerke, die ringsum erbaut wurden, wie zum Beispiel die Chnebelburg ob Bellmund bei Biel: Diese ovalförmige, 135 x 60 Meter grosse Erdburg wurde vor zuoberst auf dem Gipfel des Jäissberg (610 m) errichtet; die Mauern aus Holz sind natürlich längst verschwunden, aber das 10 Meter überhöhte Burgplateau, der Graben und der äussere Wall sind noch gut erkennbar. Von anderen Anlagen ist kaum noch etwas sichtbar, so von der Viereckschanze im Berner Bremgartenwald; diese prähistorische Wehranlage (be)suchten wir anfangs Februar, an einem trüben Sonntag mit Nassschnee auf dem Gestrüpp. Trotzdem standen wir auf einmal auf der einen Ecke, die etwas zu rechtwinklig war, als dass der Waldboden einfach so geworden wäre. Geschaffen wurden diese Erdwerke als Refugien für die Bevölkerung (bei Gefahr konnten sie aufgesucht werden) sowie teils auch als eigentliche Burgen, also mehr zur Überwachung eines Gebietes
Heinz J. Moll beschreibt 158 Erdwerke in der Region Bern, in Band 1 von Aarberg bis Muri bei Bern, in Band 2 von Niederhünigen bis Zwieselberg; also alphabetisch nach Gemeinden geordnet. Immer mit einem Auschnitt der 1:25‘000er Karte, mit einer 3D-Reliefschattierung, mit Fotos und mit Text, wobei da häufig aus schlecht zugänglicher Literatur zitiert wird. Was fehlt, ist eine Übersichtskarte über die Region Bern mit den Erdwerken, damit man sich schneller zurechtfindet und besser eine Frühlingswanderung gar über mehrere dieser so besonderen Relikte aus alter Zeit planen kann. Das höchste erfasste Erdwerk liegt auf dem Chalchstettepuggel (1053 m) nordwestlich von Guggisberg. Über seinen steilen Nordrücken kurvten Hans Peter Müller und ich vor acht Tagen hinab, bei Sonne und perfektem Pulverschnee. Und hinterliessen so ein vergängliches Schneewerk an einem Hügel, den ein jahrhundertealtes Erdwerk verschönert.
Heinz J. Moll: Erdwerke in der Region Bern. 2 Bände. Books on Demand, Norderstedt 2017. Ca. 50.- Bestellen bei heinz.moll@bluewin.ch