Das Bergsportgeschäft Eiselin kennt heute fast jeder Bergsteiger. Doch nur wenige wissen noch, dass Inhaber Max Eiselin die Expedition leitete, die 1960 den Dhaulagiri erstbestieg. Sein erfolgreiches Buch ist längst vergrifffen.
„Zehn Tage später, am 23. Mai 1960, stehen nochmals zwei Bergsteiger auf dem Haupte des Dhaulagiri: Hugo Weber und Michel Vaucher. Der dreizehnte Achttausender erlebt dadurch seine zweite Besteigung, und unsere Expedition hat das Glück, einen doppelten Erfolg buchen zu dürfen.
Gegen Mitternacht schleppe ich mich in mein Zelt zurück. Die Geschichte meiner Kameraden hält mich noch lange wach. Es ist die Geschichte vom Kampf um einen Berg, der uns günstig gesinnt war und der uns ebensogut wie unsere Vorgänger hätte abschütteln können.
Mit den ersten Sonnenstrahlen stehe ich vor den Zelten. Die gewaltige Eismasse des Dhaulagiri ragt vor mir auf, und in unwirklicher Ferne steigt ein schneeweißer Grat zum Himmel, der Schlüssel zum Gipfel des Dhaulagiri.“
Der Schluss eines Bergbuches, dem vor 50 Jahren ein grosser Erfolg beschieden war. Das in einer Lizenzausgabe bei Ex Libris erschien und in einer englischen, japanischen, dänischen, holländischen und tschechischen Übersetzung. Und das heute schwierig zu finden ist; nur ein paar Exemplare sind bei den Internet-Antiquariaten vorrätig. Offenbar steht „Erfolg am Dhaulagiri“ von Max Eiselin immer noch sauber eingereiht in schweizerischen Bücherwänden.
Vor 50 Jahren also feierte der schweizerische Expeditionsalpinismus nach der Erstbesteigung des Lhotse 1956 einen weiteren grossen Erfolg. Am 13. Mai 1960 gelang einem sechsköpfigen Team der von Max Eiselin geleiteten Dhaulagiri-Expedition – den Schweizern Peter Diener, Ernst Forrer und Albin Schelbert, dem Österreicher Kurt Diemberger sowie die beiden Sherpas Nawang Dorje und Nyima Dorje – der erste Aufstieg zum 8167 Meter hohen Gipfel. Im seinem Buch lässt Eiselin den Erstbesteiger Peter Diener zu Wort kommen: „Zu sechst sind wir auf dem Gipfel. So viele Menschen auf einmal standen noch nie auf dem Gipfel eines Achttausenders. (…) Im Süden braut sich ein Gewitter zusammen. Dumpfes Donnergrollen und das bekannte Knistern in den Haaren sorgen für einen schnellen Aufbruch. Ein Gewitter auf dem Gipfel eines Achttausenders möchte wir lieber nicht durchmachen!“
Max Eiselin: Erfolg am Dhaulagiri. Die Erstbesteigung des Achttausenders durch die Schweizerische Himalaya-Expedition 1960. Orell Füssli Verlag, Zürich 1960.
Um grosse (und kleine) Gipfel geht es auch heute Montag Abend um 18.30 Uhr im Zürcher Kaufleuten. Im Rahmen von Züri Littéraire unterhält sich Röbi Koller mit Evelyne Binsack, Robert Bösch, Emil Zopfi und Daniel Anker.