Falesia del Gorilla

Wieder mal Frühling in Finale. Diesmal unter anderem in tierischen Gebieten: Falesia dei Tre Porcellini, Falesia del Gorilla. Letztere für uns Neuland.

Warum diese Wand nach einem Gorilla benannt ist, bleibt schleierhaft. Na ja, irgend einen Namen muss sie ja haben. Der sie eingerichtet hat, heisst übrigens Delfino. Noch so ein Tier. Ein bisschen ängstlich, scheint es. Jedenfalls kann auch der zittrige Grossvater fast jeden zweiten Haken auslassen, so dicht hat sie der Delfin gesetzt. Vielleicht auch aus reiner Menschenliebe, man weiss ja, Delfine sind freundlich mit ihren nahen Verwandten.
Heiss ist es schon hier nachmittags. Wir schon etwas müde in den Armen von einem harten Versuch an der Bastionata di Boragni. Drei junge Italos empfangen uns gleich mit freundlichem «buongiorno» und «scusate», da sie ihr Equipment den ganzen Wandfuss entlang verstreut haben. Woher wir kommen? Sie aus «tutta Italia», Genova, Albenga, Sicilia.
Junges Publikum, da werden die Alten wieder lebendig. Und als Christa einen überhängenden Einstieg mit perfekter Schrägzugtechnik meistert, zollen sie Applaus.
«La signora è settanta», erkläre ich stolz. Die drei Jungs wollen es nicht glauben. Als Christa wieder am Boden ist, kommen sie herbei, wollen das Kletterwunder aus der Nähe betrachten.
Die Wand, ja, sehr nett und griffig. Ein moderates Gebiet, familientauglich. Erst vor zwei Jahren entdeckt, zuvor in dichtem Gehölz versteckt. Für uns habe ich es zufällig in einer Nummer von «Klettern» entdeckt die irgendwo herumlag, in einem Artikel unseres Freundes Marco Tomassini. «Einer der schönsten Klettergärten, die der unermüdliche Giorgio Delfino eingerichtet hat», schreibt er. Und: man sollte 20 Exen dabei haben. Nun, ich hab’s auch mit meinen 14 geschafft.
Der Wandfuss ist tüchtig ausgeholzt, der Zustieg perfekt durchs Gebüsch gebahnt, markiert und wo es ein bisschen steiler wird, hat der unermüdliche Delfino Fixseile gespannt. Beim Abstieg sind wir Alten doch dankbar für die Gehhilfe.
Unten beim Steinbruch erinnern wir uns wie immer, wenn wir hier vorbeikommen, an unseren ersten Besuch in Finale vor 43 Jahren. Mit unserem halbjährigen Claudio, der von der Frau des Bildhauers, der damals im Steinbruch arbeitete, einen Stapel Windeln bekam. Keine Idee davon, dass wir hier dereinst klettern würden, als siebzigjährige Grosseltern. Der Steinbruch ist inzwischen verlassen, schade eigentlich.
Das Auto, an der Strasse parkiert, ist unversehrt. Obwohl Marco im Artikel vor Dieben warnt, die hier schon zugeschlagen hätte. Brösel von Autoscheiben zeugen davon.

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