Franz Hohler zum 70sten

Der 1. März 2013 ist zwar schon fast vorbei, doch die Grüsse unseres alpinen Bloggers aus Bern kommen trotzdem von Herzen. Und erinnern daran, das der Franz nicht nur «schnäll i Chäller» sondern auch bedächtig auf hohe Berge steigt. Nebst allem andern. Ja, der Franz, der kanns. Auguri! Happy Birthday. Und noch viele schöne und hohe Touren wünschen wir dir!

Und im Herbscht isch alles im Näbel versoffe
über Olten isch e dicki Decki gchläbt
nur im Hombärg si grossi Haifischflosse
het zeigt, dass do unden öppis läbt.

Der diese Strophe als elfte und letzte im Gedicht „Olten und Umgäbig“ geschrieben hat, lebt auch. Und wie! Der jüngste ist er nicht mehr, aber jung ist er geblieben. Und wie! Heute, am 1.3.13, wird er 70 Jahre alt. Alles Gute zum Geburtstag, Franz Hohler!

So ein Geburtstag will gefeiert werden. Mit Interviews, Sendungen und Lesungen, wie heute Abend im Zürcher „Kaufleuten“. Mit Gedichten, wie im „Tages-Anzeiger“ auf Seite 27, Titel „Alt?“. Mit Bücher wie „Der Geisterfahrer“, die vollständige Sammlung der längeren Erzählungen, schön passend zu diesem runden Jahresfest herausgekommen; darin finden sich bekannte Erzählungen, „Der Rand von Ostermundigen“ oder „Der Stein“ beispielsweise, aber auch das für mich unbekannte „verspeiste Buch“ – einfach obenuse, so wie der Homberg aus dem Einerlei der Nebelsuppe hervorsticht. Die Geschichte um dieses ganz besondere Buch beginnt in Olten, also in der Stadt, in der Hohler aufgewachsen ist. Aber lassen wir ihn doch gleich selbst erzählen, wie er dies auf www.franzhohler.ch macht:

Geboren 1943, am ersten März
in, eehm
ich hab die ersten Male, als ich dies gefragt wurde, immer gesagt
in Biel
im Kreisspital
meine Mutter hatte mir das sogar gezeigt
ist heute ein Kulturzentrum
Pasquart
vielleicht hab ich schon bei der Geburt etwas Kulturschaffendes ausgestrahlt
Tatsache ist, ich habe erst bei der Geburt
meines ersten Sohnes realisiert
dass diese an sich richtige Angabe falsch ist
man ist dort geboren
wo die Eltern zur Zeit der Geburt wohnhaft sind
demnach wäre ich in Seewen, Kt. Solothurn geboren
aber als ich dies merkte, war ich schon auf einer literarischen Schweizerkarte
mit einem ganz kleinen Passfoto in Biel neben Robert Walser abgebildet
und dachte dann
diesen Platz geb ich nicht mehr her
also geboren in Biel , mit 4 Jahren mit den Eltern nach Olten gezogen
wäre ja noch schöner
wenn die Eltern ihren Vierjährigen in Seewen zurück gelassen hätten
ab dann in Olten aufgewachsen.

Die Stadt also zwischen Geissflue und Born, Säli und Homberg. Keine grossen Berge, doch am Franz sein Spielplatz, sein Playground, den er im Oltner Gedicht beschreibt, das in seinem zweitjüngsten Buch mit dem fätzigen Titel „Schnäll i Chäller“ abgedruckt ist. Aber ebenso oft stieg er aus dem Keller, aus dem Nebelloch an die Sonne, auf die hohen Berge. Auch darüber hat er ganz starke Texte geschrieben. Zum Beispiel, als er auf dem Walliser Weisshorn eine Art „Weltuntergang“ erlebte. So lautet der Titel der Berichts, der das Buch „Zur Mündung“ (2000) beschliesst und „37 Geschichten von Leben und Tod“ enthält. Am 11. August 1999 fand eine totale Sonnenfinsternis statt – Hohler und sein Führer Adolf Schlunegger erlebten das Spektakel von dieser hohen Warte:

„Ein großes Kreuz ist im Fels verankert, daran hängt ein echter Jesus, aus rostfreiem Eisen, und er tut mir leid, wenn ich daran denke, wie er hier lange Nächte durchfriert, von Gott und den Menschen verlassen. Mein Bergführer hat gleich nach unserer Ankunft das Seil um einen Balken des Gipfelkreuzes geschlungen, um uns zu sichern – so werden wir, während wir hier sind, durch Jesus gehalten.“

Franz Hohler: Schnäll i Chäller. edition spoken script, 2012.
Franz Hohler: Der Geisterfahrer. Die Erzählungen, Luchterhand, 2013.

BR-alpha sendet am 1. März ab 21.00 Uhr im alpha-forum ein ausführliches Gespräch mit Franz Hohler (Wiederholung am 4. März um 13.00 Uhr). SRF 1 zeigt am 5. März ab 18.40 Uhr bei glanz & gloria einen Beitrag über Franz Hohlers Geburtstagslesung im Zürcher Kaufleuten am 1. März. Ein Porträt des Jubilars wird am 10. März um 11.55 Uhr und um 23.05 Uhr ebenfalls auf SRF 1 in der Sendung Sternstunde Kunst gezeigt. Radio SRF 2 Kultur sendet am 1. März um 22.06 Uhr bei Reflexe ein Interview. Am 23. März von 19.05 bis 21.00 Uhr veranstaltet Radio Bremen/Nordwestradio Ein Abend für Franz Hohler anlässlich seines 70. Geburtstags.

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