Freies Gut

Alles wieder neu. Der Drang nach Kreativem kehrt zurück. Lust auf Berggeschichten, Schichten von Bergen, Berge von Ungeschriebenem. Aber eine Frage, eine wichtige, bleibt. Was passiert mit unseren Freien Gütern? © Annette Frommherz bergell-08-2011-41

Jetzt, wo ich das Pareto-Prinzip und die Preisunelastizität und den Fieldresearch hinter mir lassen kann, fühle ich mich wieder freier. Es ist nicht so, dass die Kreativität einfach verschwunden wäre. Sie ist nur weggedrängt, stumm in die Ecke getrieben worden. Der Kopf leert sich nun von der trockenen Materie, die sich in den letzten Monaten eingenistet hat.
Ich könnte also guter Dinge sein. Und doch lassen mich die Fragen nicht los, die einen Zusammenhang mit dem Gelernten bilden. Was können Marktanteile oder Corporate Communications gegen ein Wolkengebilde anrichten, das sich am Himmel türmt? Der Marketing-Leiter würde sagen: Nichts. Freies Gut. Nichts weiter. Ganz nüchtern. So steht es im Lehrbuch. Nicht dass es die Antwort auf die Frage gewesen wäre.
Ich muss es also anders formulieren: Wie frei ist denn das Gut am Horizont? Wie frei fühlt sich die Landschaft, mit der wir wirtschaften? Wie frei ist das Wasser, das sich in Seitenbächen sammelt und mit der Schwerkraft in die Täler zieht? Wie frei sind unsere Berge wirklich? Und wie lange noch? Das kann ein Marketing-Fachmann nicht beantworten. Andere ebenso wenig. Weil Kommerz und Profit offenbar die effizienteren und nachhaltigeren Diskussionsthemen sind als die Natur mit ihren Sorgen. Weil uns dabei die Füsse einschlafen; schon hundert Mal gehört, in den Medien gelesen, beim Apéro gesmalltalkt. Und weil es bislang keine Antworten auf diese Fragen gab. Es gibt aber gute Gründe dafür, sich mit diesen Gedanken zu beschäftigen. Schliesslich haben wir nur eine Natur. Und die sollte für die nächsten Generationen erhalten bleiben. Der Zeigefinger ist also erhoben.
Gemeint ist mit dem Freien Gut sowieso, dass wir Menschen das Recht haben, das Freie Gut frei zu nutzen. Also machen wir damit, was wir wollen? Also macht die Natur mit uns auch, was sie will? Auge um Auge, Zahn um Zahn. Es fragt sich, wer schlussendlich der Stärkere ist: Natur oder Kreatur? Wer immer sich mit diesen Fragen auseinandersetzen will: Lassen wir sie nicht im Raum stehen. Lieber in der Natur. Dort haben sie etwas mehr Freiraum.

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