Ich näherte mich den Gebirgen

Mit Fürsten und Dichtern durch die Alpen, von den Julischen bis in die Cevennen. Auf den Fersen historischer Prominenz, unter anderm auf den Grossglockner, zur Errichtung des vier Meter hohen Gipfelkreuzes.

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„Ganz sicher war Fürstbischof Salm dabei, als am 27. Juli 1800 eine weitere Expedition von immerhin 62 Mann die Hütte auf der Hohenwarte erreichte (sie wurde inzwischen erweitert und nach Salm benannt). Pferde trugen reichlich Proviant und erlesenen Wein hinauf. Während die prominenten Teilnehmer, darunter der Botanik-Professor Hoppe aus Regensburg, ein Pfarrer und ein Arzt, am folgenden Tag zurückblieben oder bis zum Kleinglockner mitgingen, brachen die Klotz-Brüder um 6 Uhr früh auf. Sie holten vier Zimmerleute ein, die nachts eine Firnrinne geschlagen hatten. Diese Vier waren wohl die ersten, die den 3798 m hohen Großglocknerhauptgipfel erreichten. Schon einen Tag später gingen die Erstbesteiger zusammen mit dem Mathematikstudenten Valentin Stanic noch einmal hinauf, um ein vier Meter hohes Kreuz aufzustellen.“

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Ein hohes Kreuz steht auf dem höchsten Berg Österreichs noch immer. Wie die Erstbesteiger heissen, wusste man hingegen lange nicht. Das Setzen eines Symbols war offenbar wichtiger als das Nennen der Namen sozial tief gestellter Leute. Wenn der Fürst, der Arzt oder der Pfarrer unter den Erstbesteigern gewesen wäre, dann wäre dies natürlich sofort bekannt geworden. Laut Wikipedia allerdings steht „aus heutiger Sicht von den fünf Erstbesteigern nur Martin Reicher und Mathias Hautzendorfer namentlich fest.“

Mit Franz Xaver Altgraf von Salm-Reifferscheid, Fürstbischof in Gurk und seit 1786 Kardinal in Klagenfurt, auf den Grossglockner, mit Hermann Hesse nach Montagnola, mit Mark Twain auf die Rigi, mit Sophie von La Roche zum Mont Blanc, mit Ödön von Horváth vom Kreuzeck zur Höllentalklamm oder mit Ernest Hemingway im Montafon: Berühmte Fürsten und Dichter konnten sich der Faszination der Alpen nicht entziehen. Der Journalist Karl Stankiewitz hat sich an die Fersen der historischen Prominenz geheftet und spürt ihren Erlebnissen und Berichten zwischen Cevennen und Julischen Alpen nach. Ergänzt werden die kurzweiligen, historisch da und dort nicht allzu genauen Geschichten (gibt es nun vier oder fünf Erstbesteiger des Grossglockners?) durch historisches Bildmaterial und aktuelle Ansichten. Etwas magere touristische Hinweise und Literaturangaben sowie Übersichtskärtchen ergänzen die 44 Ausflüge (1 in Slowenien, je 5 in Frankreich und Italien, 8 in der Schweiz, 9 in Bayern und 16 in Österreich).

Karl Stankiewitz: Ich näherte mich den Gebirgen. Mit Fürsten und Dichtern durch die Alpen. Volk Verlag, München 2009, Fr. 34.50

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