Klettern in den Alpen – passt bestens. Klettern im Mittelland – etwas weniger; gibt aber schon ein paar Seillängen, auch draussen. Und Klettern im Jura – geht wiederum bestens. Zwei neue Führer zeigen, wo es am schönsten und am schwierigsten ist. Anseilen bitte!
11.11.[73] Jura: Im Schilt. Zwischen La Huette und Sonzeboz. Viele wunderschöne Routen, schwierig. Wir machten Normalweg IV-V, 120 m. Herrlicher Fels, todsichere Standplätze. Res und ich bezwangen noch eine Artificiel-Route (A1, -IV).
Eintrag aus meinem zweiten Tourenbuch, mit nicht ganz korrekter Schreibweise: Die beiden Ortschaften im Berner Jura schreiben sich La Heutte und Sonceboz, und ob man Standplätze als todsicher bezeichnen kann, bleibe mal dahingestellt. Immerhin war man damals froh, wenn wenigstens an den Standplätzen wirklich verlässliche Felshaken steckten. Neunzehn Jahre alt war ich bei meinem ersten Kletterausflug im Jura, und bis ich dorthin zurückkehrte, sollten weitere vier Jahre vergehen. Dabei liegt das zweite Gebirge der Schweiz so nahe vom Mittelland wie die Alpen, und klettern kann man dort mindestens so gut. Wandern natürlich auch, gerade im Spätherbst, wenn die Schneefallgrenze zu sinken beginnt, wie MeteoSchweiz nun ankündigt: „Am Sonntag oft stark bewölkt und zeitweise Niederschlag, besonders am Alpennordhang. Schneefallgrenze auf 1000 bis 1300 Meter sinkend.“
Wer aber lieber klettert, greift zu zwei neu aufgelegten Führern aus dem Hause Filidor. Sandro von Känel und seine Mitarbeiter präsentieren in „plaisir Jura“ und „extrem Jura“ auf je 358 Seiten so viele wunderschöne Routen in allen Schwierigkeitsgraden, dass wir für die nächsten Jahrzehnte genug zum Klettern im Schweizer Jura haben. Und gar un peu darüber hinaus. Im Plaisir-Band sind nämlich acht Gebiete aus dem Französischen Jura, fünf aus dem Elsass und eines aus dem Schwarzwald beschrieben, die unbedingt einen Besuch lohnen. Zum Beispiel die Trois Commères, die drei Klatschbasen, bei Morez; das Dorf liegt nur 13 Kilometer entfernt von La Dôle, dem westlichsten Gipfel der Schweiz. Oder die rötlichen Bunt-Sandsteine von Gueberschwihr, „ein wirkliches Plaisir-Paradies zwischen Weinbergen und traditionellen Winzerhöfen“, wie es im Führer heisst.
Wie immer in den handlichen Werken der Edition Filidor: klar und kundig das Ganze. Texte und Topos, Skizzen und Fotos: alles tipptopp. All die präsentierten Gebiete und Seillängen: verlockend bis vielleicht unmöglich – letzteres vor allem im Band „Extrem“, wenigstens für Otto Normalkletterer. Bevor man sich im Schilt also an die mit 7a bewertete Route „La Symphonie des mousquetons“ wagt, sollte die Normalroute gemacht werden, ein „Klassiker mit deutlichen Gebrauchsspuren“.
Sandro von Känel: plaisir Jura sowie extrem Jura. Filidor Verlag, Reichenbach 2017, je 44 Fr. Gratis dazu gibt es einen Downloadcode für eine kostenlose Anwendung auf iOS und Android, damit man die Führer auch auf dem Smartphone konsultieren kann. www.filidor.ch