L‘ Inverno è venuto

Wer sich nach Schnee, Ski und eiskalten Nordwänden sehnt, kann sich mit den besprochenen drei Büchern hervorragend vorbereiten. Von der Eigerwand im Winter bis zu Steilabfahrten auf Kreta. Italienischkenntnisse vorausgesetzt – ausser bei einem Titel.

Cover Inverno

“Cerchiamo nello zaino qualche cosa da mangiare, ma è tutto un blocco di ghiaccio. Impossibile far scaldare dell’acqua, troppo ripido il tratto in cui siamo fermi. Pazienza, mettiamo del cioccolato sotto le maglie, lo mangeremo più avanti.”

So kalt ist es heute kaum, dass das Essen im Rucksack zu einem Eisblock gefroren ist und wir ein Stück Schokolade unter das Hemd stecken müssen, damit es dank der Körperwärme auftaut und essbar wird. Und wenn es auch so kalt wäre, steckten wir wohl kaum unter dem Eisschlauch in der Eigernordwand, wo sich nur schlecht ein Platz findet, um im Kocher Eis oder Schnee zu schmelzen.

Mit einem heissen Punch oder einem Glühwein jedoch findet sich in der warmen Stube sicher ein Platz, um ein paar kalte Geschichten in winterlichen Büchern zu lesen. Diesmal in italienischen Publikationen – Ihr kennt doch das Lied, darin der inverno einen kurzen Auftritt hat. Aber der ist diesmal nicht vorbei, im Gegenteil: Heute ist der meteorologische Winterbeginn.

Eiskalte Platten und Couloirs, Hände und Hosenbeine, manchmal auch Gefühle und Hoffnungen serviert uns Ivo Ferrari mit „Alpinismo d’inverno. Storie all’ombra di grandi pareti“. 48 Abenteuer in kühlen Alpenwänden von 1973 bis 2013, darunter eben die erste italienische Winterbegehung der Heckmair-Route am Eiger durch Marco und Sergio Della Longa vom 5. zum 8. Januar 1990, unter dem Titel „Freddo Eiger“. Allerdings ist es in der Nordwand immer ein bisschen kalt. Ganz sicher war es das am 7. November dieses Jahres, als Martial Leiter und ich durch teils knietiefen Pulverschnee von der Station Eigergletscher auf die Kleine Scheidegg hinunter stapften, während weisse Staublawinen unentwegt über Spinne, Bügeleisen und Eisfelder wischten. Meraviglioso!

Cover Skitouren Lombardei - Graubünden

Aber vielleicht sind wir ja keine Nordwandgesichter, weder lesend noch kletternd. Winter schon, Schnee ebenfalls, doch bitte auch Sonne. Skifahren wäre beispielweise eine Alternative zum eisig-schattigen Klettern. Genauer: Skitouren. Mit eigener Kraft hochsteigen. Earn your turns. Sorry – es geht ja um italienische Winterbücher. Da ziehe ich eines aus dem Zaino, aus dem Rucksack: „Scialpinismo tra Lombardia e Grigioni“ von Giorgio Valè. 91 ausgewählte Skitouren zwischen Comer See, Veltlin, Engadin und Graubünden. Wer da nicht seine Turns, seine Schwünge, findet, dürfte mit den beiden Brettern (oder mit dem einzigen Brett) noch nicht wirklich warm geworden sein. Und, das für diejenigen, die eine ähnliche Erfahrung mit dem Italienischen gemacht haben: Diesen Führer gibt es auch auf Deutsch. Wunderbar!

Cover Vagabondi

Und dann? Wenn wir die 91 Touren zwischen Grigna und Palü gemacht, die Eigernordwand wandernd oder skifahrend bewundert haben? Dann suchen wir uns neue weisse Ziele. Alberto Sciamplicotti hat sie gefunden, für uns erkundet und aufgeschrieben. In „I vagabondi delle nevi“ beschreibt, nein; erzählt er seine Skifahrten in Pakistan und Iran sowie auf Kreta. Creta con gli sci? Die fast südlichste Insel Europas mit Schnee. Nun, das dortige Gebirge Lekfa Ori bedeutet ja weisse Berge. Nichts wie hin! Bevor die Schokolade zu schmelzen und unser Singen beginnt: „L’inverno è passato.“

Ivo Ferrari: Alpinismo d’inverno. Storie all’ombra di grandi pareti. Alpine Studio, Lecco 2014, € 19.00, www.alpinestudio.it
Giorgio Valè: Skitouren in der Lombardei und in Graubünden. 91 ausgewählte Touren zwischen Comer See, Valtellina, Engadin und Gaubünden. Milano 2013, € 29.50, www.versantesud.it
Alberto Sciamplicotti: I vagabondi delle nevi. Alpine Studio, Lecco 2014, € 15.00, www.sciampli.it

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