La cordée royale – die königliche Seilschaft

Die Geschichte der Freundschaft Edward Whympers und des Bergführers Michel Croz aus Le Tour bei Chamonix, die am 14. Juli 1865 nach der Erstbesteigung des Matterhorns ein jähes Ende nahm. Dazu eine neue Whymper-Biografie, erschienen zu seinem hundertsten Todestag.

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«Cette montagne a la fascination d’une femme et la puissance d’un géant. Le Cervin s’élance d’un seul jet vers le ciel, sans se rattacher à la terre, par cette suite d’ondulations dont les courbes empêchent d’apprécier la vraie altitude des montagnes. C’est la plus grandiose créature du monde…»
Das schrieb Théophile Gautier, französischer Schriftsteller, seinem Landsmann und Berufskollegen Victor Hugo, am 25. Juli 1868, dem Tag seiner Ankunft in Zermatt. Dieses Briefzitat steht am Beginn eines roten, im April 2011 erschienenen Taschenbuches des renommierten Bergbuchverlages Guérin aus Chamonix. Unter dem Titel „Die königliche Seilschaft“ rollt Marcel Pérès, docteur des lettres et historien sowie von 1978 bis 1984 Direktor der École Nationale de Ski et d’Alpinisme, die Geschichte und Freundschaft des englischen Alpinisten Edward Whymper und des Bergführers Michel Croz aus Le Tour bei Chamonix auf.
Die „cordée royale“ fand ein jähes Ende am frühen Nachmittag des 14. Juli 1865, als Croz zusammen mit drei britischen Bergsteigern über die Nordwand des erstmals bestiegenen Matterhorns abstürzte, während Whymper und die Bergführer Taugwalder Vater und Sohn oben blieben, mit einem zerrissenen Seil in Händen. Eines der bekanntesten Unglücke des Alpinismus, das brutale Ende seines goldenen Zeitalters. Und ein Schock für Chamonix, das seinen berühmtesten Bergführer verlor, ausgerechnet in Zermatt, ausgerechnet mit Whymper, der gut zwei Wochen früher als erster auf der stolzen Aiguille Verte (4122 m) stand, zusammen mit den Schweizer Bergführern Christian Almer und Franz Biner, während Croz im Tal unten auf einen Gast warten musste, der dann doch nicht eintraf.
Von diesen Tragödien, Triumphen und ihren Folgen erzählt Pérès. Von der ersten Besteigung der Barre des Écrins (4102 m), des südlichsten Viertausenders der Alpen, durch Whymper & Croz und durch Horace Walker, Adolphus Warburton Moore & Almer am  25. Juni 1864; auf dem Titelbild des Buches ist die Zeichnung von Whymper abgebildet, wie er mit Croz nach dieser Tour bei einem improvisierten Biwakfeuer sitzt. Die erste Besteigung des Monviso vor 150 Jahren ist ebenso ein Thema im Buch wie die Jugend von Croz im Bergbauerndorf La Tour und diejenige seines berühmtesten Gastes in England. Und natürlich auch dessen Jahre nach dem Matterhorn-Drama. Am 9. September 1911 schrieb sich Whymper, von Genf angereist, ins Gästebuch des Hôtel Couttet in Chamonix ein: „Chambre n° 89. Edward Whymper, Anglais. Profession: rien. Date de naissance: avril 27, 1840. Observations: très content.“ Genau eine Woche später lag er tot auf dem Hotelbett.
„Le centenaire de la mort d‘Edouard Whymper“: Daran erinnert das Buch von Marcel Pérès. Auf eloquente und – leider – zu nonchalante Art und Weise. So fehlen ein Inhaltsverzeichnis, eine kurze Chronik sowie im Literaturverzeichnis das wichtigste Buch zum Absturz am Matterhorn („The First Descent of the Matterhorn“ by Alan Lyall). Ärgerlicher sind freilich die zu vielen Schreibfehler (Finsterhorn statt Finsteraarhorn beispielsweise) sowie die willkürlich gesetzten Anführungszeichen. Die Aiguille Verte wird auch so geschrieben: aiguille Verte, Aiguille „Verte“, la Verte, la „Verte“, „La Verte“. Und Whymper heisst, eh oui, Edouard.

Marcel Pérès: La cordée royale. Edouard Whymper et Michel Croz, le prince de guides. Éditions Guérin, Chamonix 2011, € 15.

Zum 100. Todestag von Whymper erscheinen im Englischen zwei neuen Biografien:
Ian Smith: Shadow of the Matterhorn: The Life of Edward Whymper, £ 25.
Emil William Henry: Triumph and Tragedy – The Life of Edward Whymper, £ 17.99.

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