Am 19. Mai 2018 findet in der St George’s Chapel auf Windsor Castle die Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle statt. Hierzulande feiert man mit Publikation und Ausstellung Harry’s Ururururgrossmutter Queen Victoria, die vor 150 Jahren in Luzern logierte und in der Schweizer Bergwelt Ruhe und Erholung fand. Ein zweites Buch widmet sich den doppeldeutigen majestätischen Bergen.
„Bei unserer Rückfahrt leuchtete der Mond über dem Gletscher & die Berge sahen unbeschreiblich wunderbar aus. Hoffmann & der Kutscher jodelten während der Fahrt.“
Hielt Queen Victoria (1819–1901) am 24. August 1868 in ihrem Journal fest. Vom 22. bis 25. August weilte die Königin von England, damals die mächtigste Frau der Welt, in einem bescheidenen Gasthaus auf dem Furkapass oben; in der ersten Nacht betrug die Temperatur in ihrem Raum gut 5° Celsius. Trotzdem: Dank des schönen Wetters, das sich glücklicherweise einstellte, wurden die Tage auf dem Hochalpenpass fast in jeder Hinsicht zum Höhepunkt ihres Aufenthaltes in der Schweiz vom 7. August bis 9. September. Die Monarchin, die als Countess of Kent unterwegs war, wohnte in dieser Zeit mit drei ihrer Kinder in der Pension Wallis auf dem Gütsch ob Luzern. Sie hatte die Reise in Erinnerung an ihren geliebten Gatten Albert von Sachsen-Coburg und Gotha unternommen, sozusagen als Abschluss der Trauerzeit. In der Schweiz und in den Bergen, abseits des Hofes und der Politik, konnte sich die Ururururgrossmutter von Prinz Harry, der in drei Tagen seine Meghan Markle heiratet, erholen, und Queen Victoria kehrte mit neuer Kraft auf die Insel zurück.
Im Gepäck hatte sie nicht nur ihr Journal, sondern auch zahlreiche Bilder. Denn Königin Victoria war eine sehr talentierte Zeichnerin und Aquarellistin (wie Prinzessin Louise übrigens auch). Das königliche Aquarell vom Rhonegletscher ist schlicht (und) grossartig. Zu bewundern ist es im Buch „Queen Victoria in der Schweiz“, das zum 150. Jubiläum ihrer Reise und zur gleichnamigen Ausstellung im Historischen Museum in Luzern erschienen ist. Anhand von Tagebucheinträgen und Originalbriefen beschreibt die Publikation die Umstände der Reise. Und die Folgen für die Schweiz: So hiess der 1870 vom Stapel gelassene Dampfer auf dem Lake Lucerne natürlich Victoria, und zahlreiche Hotels mit diesem Namen wurden eröffnet. Nur schade, dass hierzulande kein Gipfel der Berge, die die Queen doch so liebte und die ihr so gut taten, nach ihr benannt wurde. In Belize hingegen steht der Victoria Peak (1120 m), in Neuseeland gibt’s gleich zwei Mount Victoria.
Doch zurück in die Alpen. Nicht zufällig zeitgleich zu Buch und Ausstellung von Queen Victoria ist im gleichen Verlag eine ebenfalls sehr lesenswerte Publikation erschienen, die einerseits die Beziehung der britischen, italienischen und österreichischen Monarchien zu den Alpen beleuchtet und andererseits zeigt, wie sich das Alpenbild im 19. Jahrhundert wandelte, von der philhelvetischen Alpenbegeisterung der Aufklärung bis zum majestätischen Alpenbild der Belle Époque. In „Majestätische Berge. Die Monarchie auf dem Weg in die Alpen 1760–1910“ hat natürlich auch Queen Victoria ihren Auftritt, genauso wie die Regina Margherita, die vom 18. auf den 19. August 1893 in „ihrer“ Hütte auf der Punta Gnifetti/Signalkuppe (4554 m) übernachtete. Dieser Gipfel, der vierthöchste der Schweiz, gehört zum Monte Rosa, auch bekannt als Königin der Alpen. Passend dazu heisst es im Schlusswort: „Die Majestät der Gipfel entsprach auch der Majestät der Herrscher.“
Peter Arengo-Jones, Christoph Lichtin: Queen Victoria in der Schweiz. Hier und Jetzt, Baden 2018, Fr. 39.-
Jon Mathieu, Eva Bachmann, Ursula Butz: Majestätische Berge. Die Monarchie auf dem Weg in die Alpen. Hier und Jetzt, Baden 2018, Fr. 39.- www.hierundjetzt.ch
Ausstellung „Queen Victoria in der Schweiz 1868“ im Historischen Museum Luzern (bis am 16. September 2018); https://historischesmuseum.lu.ch/ausstellungen/Ausstellung_Queen_Victoria
Am Donnerstag, 17. Mai 2018 um 18.30 Uhr, findet im Historischen Museum Luzern an der Pfistergasse 24 die Podiumsdiskussion „Der Adel in den Alpen“ mit den BuchautorInnen statt. Eintritt frei. Im Anschluss kann die Ausstellung besucht werden.