Ein dickes Buch voller Überraschungen. Für zuhause und unterwegs.
«Sie saugten die dampfende Mischung auf; der Käse floss in langen Fäden, die sich in den Schnurrbärten des Roten verfingen, aber der alte Mann kaute langsam weiter, sein Opinel-Messer weit geöffnet in der rechten Hand, der Ellenbogen auf dem Tisch ruhend, das Béret hinter die Stirn zurückgeschoben.»
Bon appétit! Joseph Ravanat und Pierre Servettaz beim Mittagessen in einem Chalet auf der Alp Fréty hoch oberhalb Courmayeur. Die Älplerin hatte ihnen eine heisse Suppe serviert, in die sie Brot- und Käsestücke schnitten. Mit dem Opinel natürlich, dem urfranzösischen Sackmesser. Ausschnitt aus dem vierten Kapitel des Romans „Premier de cordée“ von Roger Frison-Roche; 1941 erschien dieser urfranzösische Bergroman, der gleich ins Deutsche übersetzt wurde. Mehr dazu unter https://bergliteratur.ch/premier-de-cordee/.
Das Opinel also, 1890 konstruiert von Joseph Opinel, als er 18 Jahre alt war, in der Werkstatt seines Vaters, einem Werkzeugmacher im Dorf Albiez-Le-Vieux bei Saint-Jean-de-Maurienne. Das Klappmesser mit dem Holzgriff wurde ein Welterfolg: „a cult classic“. So urteilt die „Makers Bible The Alps“. In diesem schön gemachten Buch zu „101 brands from valleys & rocks“ werden Produkte und Unternehmen aus dem Alpenbogen vorgestellt, die sich durch Qualität, Leidenschaft und Handwerkskunst besonders auszeichnen. Macher und Marken werden mit prägnanten Texten und Fotos porträtiert, die das Beste aus den Alpen hervorholen und herausbringen. Aus Stein, Holz und Tuch. Aus Wurzeln, Früchten und Kühen. Als Butter und Konfitüre. Als Restaurant und Hotel. Als Hut und Ski. Als Stockwappen.
Stockwappen? Genau. Diese ein paar Zentimeter hohen, leicht gerundeten Metallplättchen nagelte man einst auf die Wanderstöcke, vorzugsweise mit einem Abbild des Ortes, wo man war. Nun gibt es sie mit modernen Sujets, und selbstklebend für die Trekkingstöcke. Alles weitere unter www.derberghammer.com. Der Sitz dieses Unternehmens ist freilich ziemlich alpenfern. Ab 300 Stück kann man sogar sein eigenes Stockwappen kreieren lassen. „Bärgfründe“ wär doch was. Damit sich diese erkennen, wenn sie unterwegs. Auf Fréty so gut wie in Surfrête bei Chemin-Dessus ob Martigny.
Makers Bible The Alps. Melville Brand Design, München 2020. € 35.-