Mountain

Ein Bildband über «den Berg», zusammengestellt von Sandy Hill, siebte Alpinistin, die die Seven Summits schaffte und die das Bergrama am Everest 1996 überlebte. Mountain – der Berg schlechthin, an dem sich der Mensch misst, den erklettert, den er betrachtet.

„We all reached the top and, in spite of a blinding and violent storm we encountered on the descent, during which I, for one, was very nearly killed, all but one of us safely returned. Our leader, Scott Fischer, died on the mountain on that expedition, one of eight deaths in the thirty hours after midnight on Mai 10, 1996, the most deadly day in Himalayan climbing history. Those losses, added to my own near death experience, dampened my desire to publish a mountain book of any kind: I was filled with so much grief that I could not bring myself to write. By the time I had made sense of it all in my own head, so many articles and books had already been written about the disaster that I assumed very few people would be interested in ready another survivor’s account.”

Nachvollziehbar eine clevere Entscheidung, dass die New Yorkerin Sandy Hill, Akteurin, Berichterstatterin und Fast-Opfer in einem der berühmtesten (aber nicht tödlichsten) Bergdramas im Himalaya, jenem vom Mai 1996 auf dem Mount Everest, kein weiteres Buch einer Überlebenden schrieb. Jon Kracauers Bestseller „Into Thin Air“ und all die Folgebücher halten ja ziemlich detailliert fest, was damals auf dem Dach der Welt passierte.

„This book is the antidote to that”, schreibt Sandy Hill im Vorwort ihres üppigen Bildbandes mit dem schlichten Titel „Mountain”. In der Einzahl, obgleich auf den 353 Seiten viele Mountains abgebildet sind. Mountain aber ist der Berg schlechthin. Der Berg, an dem sich der Mensch misst, den er bebaut, überbaut, erklettert, befährt, abbaut. Den er freilich auch betrachtet, nur anschaut – und aufnimmt. In diesem Fall mit der Kamera. Sonst gäbe es ja dieses Buch und seine vielen Vorgänger nicht.

Ein gewichtiges Buch, das Sandy Hill, die siebte Alpinistin, welche auf den höchsten Berge der sieben Kontinente stand, zusammengestellt hat, mit 350 grossformatigen Fotos bekannter und unbekannter Fotografen, von Vittoria Sella und Eadweard Muybridge bis Fred Gibrat und Robert Bösch. Das Schwergewicht liegt auf dem Werk des US-amerikanischen Fotografen Ed Cooper, und die Berge in Far West sind denn auch häufig abgebildet. Kurze Texte verschiedener Autoren strukturieren den Bildband, der thematisch gegliedert ist, vom Berg an sich über Gletscher und Vulkanismus bis zum Bergsteigen und Skifahren. Das Kapitel über Woman Climber beginnt fulminant – und bringt dann doch vor allem Bilder männlicher Kletterer. Die Bildlegenden sind erstaunlich präzise, doch bei Daniel Lockharts beklemmend-grossartiger Foto der Eigernordostwand von 2004 stehen zu viele Angaben: „Jungfrau, The Eiger and Mönch, Bernese Alps, 13‘642 ft. (4158 m), Valais and Berns, Switzerland, 46°32‘12‘‘ N, 7°57‘45‘‘ E“. Weniger wäre mehr gewesen.

Und dann kann Alfred Stieglitz‘ „Lake and Mountains“ von 1894 nicht wie angegeben den „Black Mountain“ in den Adirondacks im Staate Ney York abbilden. Ich sehe in dieser romantischen Foto den Thunersee mit dem Stockhorn. Ferdinand Hodler wüsste es auch, hat er doch ungefähr zur gleichen Zeit diese Landschaft gemalt. But that’s another story.

Sandy Hill: Mountain. Portraits of high Places, Edition Olms, Zürich 2011, Fr. 99.-

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert