Nanga Parbat

Auf den Film über das Drama der Gebrüder Messner am Nanga Parbat stimme ich mich ein mit einer Skitour auf den Üetliberg.

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Selbstverständlich haben wir heute nicht den Nanga Parbat bestiegen, bloss den Üetliberg vom Haus aus mit Ski, wozu sich vielleicht weniger oft die Gelegenheit bietet als für einen Gipfeltag an einem Achttausender. Schöner Pulverschnee, ein stiller Aufstieg durch verschneiten Wald mit dem Rauschen der Stadt im Rücken, das allmählich verebbt, gelegentlich ein Jogger, Waldarbeiter mit schwerem Gerät und einmal ein Mann in weissem Hemd, Hut und Halbschuhen, der uns auf dem steilen Pfad entgegenrutscht. Er sieht aus wie jene halluzinierte Gestalt, die Reinhold Messner den Abstieg vom Nanga Parbat gewiesen haben soll. Das lerne ich ein paar Stunden später im Kino, denn der Film ist gerade angelaufen und ein Muss, so wie die Besteigung des Üetlibergs mit Ski und Fellen bei diesen seltenen Verhältnissen.
Die Idee stammt übrigens von Daniel Anker, dem Autor der Buch-der-Woche-Rubrik auf diesem Blog, und er hat den Tourentipp aus dem Internet (skitouren.ch), und das hat mich erinnert, dass ich die Tour vor gut 40 Jahren schon mal gemacht habe. Also etwa in der Zeit, in der Reinhold Messner und sein Bruder Günther den Nanga Parbat bestiegen und in ihr Drama taumelten wie bekannt und seither immer wieder ausgiebig diskutiert und publizistisch ausgeschlachtet. So hat mich denn vor allem interessiert, wie getreu die Ausstattung jener Zeit entsprach, und ich muss sagen, sie deckt sich mit dem Material, das ich selber in jener Zeit benutzte. Muss ja stimmen, Reinhold war schliesslich als Berater beim Film dabei. Ob auch sonst alles stimmt, darüber haben sich Generationen und alle Beteiligten gestritten, und dass Messner im Film doch recht positiv, beinah als positiver Held im Licht steht, bzw. auch taumelt und kriecht, versteht sich somit von selbst. Seine Leistung ist jedenfalls geschichtswürdig, das weiss man auch ohne Film. Wie auch das Drama der beiden Brüder von fast biblischer Dimension ist – was der Pfarrer im Dorf der Familie Messner auch gleich mit dem Mythos von Kain und Abel unterstreicht. Wäre die Geschichte erfunden, so wäre sie Kitsch, wie auch der Film gelegentlich in Pathos und Klischees kippt wie sich das für einen zünftigen Bergfilm gehört: Der Antiheld, Expeditionsleiter Herrlingkoffer, ist etwas überdeutlich zum Bösewicht à la Göbbels geraten. Aber die Geschichte ist nicht erfunden, wie wir alle wissen, und die Geschichte (im historischen Sinne) hat Reinhold Messner schliesslich weitgehend Recht gegeben.
Viel Neues erfährt man durch den Film nicht, nach den vielen Büchern und Artikeln, und doch hat er mich eigentlich angesprochen (und die sieben andern Kinobesucher vielleicht auch) und die Ausrüstung, wie gesagt, perfekt, man staunt, wie die damals die Tour mit den steinzeitlichen Pickelhämmern und Steigeisen schafften.
Nun, das war also nach unserer Üetlibergbesteigung per Ski, die weder geschichtswürdig noch irgend eine besondere Leistung ist, bloss ein heiteres Unterfangen an einem Neuschneetag in der Stadt. Ein Film wird nie daraus, ein halber Blog vielleicht, ein bisschen frische Luft, Abfahrt durch den Wald, Erinnerung.
Müsste ich wählen, Nanga Parbat im Kino oder Üetliberg real, die Wahl fiele mir nicht schwer.

Ein Gedanke zu „Nanga Parbat

  1. Im Schweizer Fernsehen, in der Sendung «Box Office» kommt der Film auch ganz schlecht weg. Ein spannender Hinweis findet sich am Ende des Beitrages auf eine Dokumentation von Werner Herzog und ein Filmausschnitt, der einem die Tränen in die Augen treibt. Da würde dann vielleicht die Wahl Üetliberg oder Kino doch noch anders ausfallen 😉

    http://videoportal.sf.tv/video?id=7117b6db-6712-430c-8761-2c472f2d99a6;DCSext.zugang=videoportal_sendungsuebersicht

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