Die Route mit dem 68-er Slogan als Name gehört zum Jahrespensum – gerade noch geschafft, bevor es einschneit.
Es muss einfach sein. Obwohl, ein schwarzer schlammiger Streifen zieht sich über die Route, aber die schwersten Stellen scheinen trocken. Es ist wohl das letzte Mal in diesem Jahr, dass wir in Mettmen klettern, und jedesmal verpasste ich die Route, die zum jährlichen Pflichtprogramm gehört. «Nur Fliegen ist schöner». Der Slogan stammt aus der Autoindustrie, ein Carolus Horn kreierte ihn 1968 für den Opel GT. (So nützliche Infos gewinnt man aus dem Internet, und auch das Bild habe ich dort geklaut.) Warum Felix Ortlieb den Satz für seine luftige Route wählte, kann ich ahnen. Der Abschluss ist ziemlich ausgesetzt, hart an der Kante zum Nichts. Also gut, vielleicht zehn Meter über der Alpweide, aber ein Begleiter meint: Ab zwei Metern beginnt der Abgrund. Vielleicht auch ab vier, also gerade dort, wo der schwarze Schlammstreifen einsetzt, mit dem ich mich eben beschäftige. Hinüberspreizen auf nasse Tritte, aber da ist ein Griff, der zwingend ist und ziemlich glitschig. Ich pudere ihn dick mit Magnesia ein, bis er einigermassen hält. Und dann weiter zur Kante ins Trockene. Kraft und ein bisschen Nerv hat die Artistik schon gekostet. Die Querung hinaus ins Leere läuft dann doch sehr leicht. Eben: Nur Fliegen ist schöner, der Slogan aus dem Jahr 68, das für mich in doppelter Hinsicht von Bedeutung ist: Politischer Aufbruch und private Einfahrt in den «Hafen der Ehe», um mal eine total abgedroschene Floskel zu bemühen. Der Hafen allerdings überhaupt nicht, ein Teil davon klettert, der andere sichert und das ganze noch schöner als Fliegen. Schön auch dieser traumhafte Herbsttag an diesem so friedlichen Ort, die Pastellfarben der Hänge, die schwarzen Schatten, der Staubzucker auf den Kämmen und Gipfeln, der Glärnisch jenseits des Tals. Weniger schön dann das mühsame Abbauen der Route mit dem grossen Pendelschwung ins Leere. Aber jeder Flug endet ja mal.