Eine wunderbare Zusammenstellung von ganz verschiedenen Personen aus verschiedenen Zeiten, die die Schweiz bereist haben. Dabei stehen die Berge natürlich ganz oben. Wie am 11.12.18 auch.
„Ich sage: Es macht mir Freude, auf einem Gipfel oder auf halber Höhe eines Berges zu stehen, und es ist für mich ein Vergnügen, zu klettern, selbst wenn niemand sonst klettern würde und nie ein Mensch davon etwas zu sehen oder zu hören bekäme. Und ich bekomme zur Antwort: Das glauben wir nicht! Da hört natürlich jeder Versuch der Verständigung auf. Es ist so, als ob ich äuβerte, daβ ich gerne Oliven esse, und jemand versichert mir: Das tust du nur, weil du es für vornehm hältst. Meine Antwort würde ganz einfach die sein, weiter Oliven zu essen, und ich hoffe, die Antwort der Bergsteiger wird sein, daβ sie weiter Berge besteigen.“
Der Mann, der diesen frechen Vergleich zwischen Berge besteigen und Oliven essen zog, ging gerne auf die Berge. Vor allem in der Schweiz. Und wenn möglich als erster. Was ihm auch bestens gelang im Goldenen Zeitalter des Alpinismus von 1855 bis 1865. Der Engländer Leslie Stephen (1842–1904), Nicht-Bergsteigern bekannt als Vater von Virginia Woolf, stand als Erster auf Bietschhorn, Rimpfischhorn, Alphubel, Blüemlisalphorn, Schreckhorn, Monte Disgrazia und Zinalrothorn. Er veröffentlichte 1871 ein Buch, dessen Titel zum Programm für bergsportliche Aktivitäten in den Alpen wurde: „The Playground of Europe“. Das Werk wurde immer wieder neu und verändert aufgelegt, in mehrere Sprachen übersetzt, im Deutschen gleich in zwei verschiedenen Versionen; hier zitiert aus der Übersetzung von Henry Hoek von 1942.
Mehrere Textauszüge aus Stephens Klassiker finden sich in einem neuen Buch, das aus solchen besteht: „«O Switzerland!» Reiseberichte von 57 v. Chr. bis heute“. Ashley Curtis, 1959 in Kalifornien geboren und seit 2013 Schweizer mit Wohnsitz im Berner Oberland und den Walliser Alpen, hat die so vielfältige wie überraschende Zusammenstellung besorgt. Tolkien und Tolstoi, Petrarca und Prince, Julius Caesar und Arthur Conan Doyle, Eliza Cole und Elizabeth Robins Pennel und viele mehr schreiben über Geld und Kriege, Armut und Berge, Feste und Gefängnisse, Wölfe und Flöhe. «O Switzerland!» versammelt über 450 Berichte von über 200 Reisenden aus vielen verschiedenen Ländern, klug und humorvoll geordnet in 20 Kapiteln, illustriert mit schwarz-weissen Abbildungen sowie versehen mit Kurzbiografien der Autoren und Autorinnen.
Das letzte Kapitel ist dem Alpinismus gewidmet. Und da werden nicht nur Befürworter des Bergsteigens zitiert, wie Leslie Stephen oder Janet Adam Smith (1905–1999), schottische Schriftstellerin und Vizepräsidentin des Alpine Club: „Hier, auf dem höchsten Punkt des Monte Rosa, überfiel mich erneut der Freudentaumel, der einer der Gründe ist, warum wir bergsteigen.“ Auf der gegenüberliegenden Seite kommt Charles Dickens (1812–1870) zu Wort, der das Bergsteigen offenbar nicht ganz begriff und der über den internationalen Tag der Berge am 11. Dezember wohl nur den Kopf schüttelte:
„Das Erklimmen solcher Höhen wie Schreckhorn, Eiger und Mönch trug so viel zum Fortschritt der Wissenschaft bei, wie es ein Club junger Herren täte, die auf alle Wetterhähne auf allen Kirchturmspitzen im Vereinigten Königreich steigen würden.“
Ashley Curtis (Hrsg.): «O Switzerland!» Reiseberichte von 57 v. Chr. bis heute. Bergli Books, Basel 2018, Fr. 29.80, www.bergli.ch. Auch in Englisch erhältlich: “O Switzerland!” Travelers’ Accounts, 57 BCE to the Present.
Am Dienstag, 11. Dezember 2018, wird der internationale Tag der Berge gefeiert. Auf zwei Veranstaltungen sei besonders hingewiesen:
«Holz im Kopf» im Alpinen Museum. Gemeinsam mit Cipra, Mountain Wilderness, dem Schweizer Alpen-Club und der Swiss Academy of Arts and Sciences führt das Alpine Museum in Bern eine besondere Veranstaltung durch. Im Pecha Kucha-Format erzählen acht Menschen von ihrer Beziehung zum Bergholz. Pecha was? Das ist eine rasante Präsentationsform mit klaren Regeln: Die Vortragenden präsentieren 20 Bilder, und jedes wird genau 20 Sekunden gezeigt. Für jede Präsentation stehen also exakt 6 Minuten und 40 Sekunden zur Verfügung.
18.30 Uhr Apéro riche im Restaurant las alps, offeriert von Coop Pro Montagna und dem Bundesamt für Raumentwicklung; 19.30 Uhr der Beginn Pecha Kucha «Holz im Kopf»; für die Zwischentöne sorgt der Perkussionist Prosper NKouri. www.alpinesmuseum.ch
«Von Meyer zu Heckmair, von Studer zu Steck». Zum Bergsport im Berner Oberland – in der Zentralbibliothek Zürich. Hätten die Bergsteiger den Pickel nicht zuweilen gegen den Stift ausgetauscht, hätte das Bergsteigen kaum diese grosse touristische Wirkung entfaltet. Mit bergsportlichen Büchern im Kopf und Rucksack kamen immer Alpinisten und Touristen ins Berner Oberland. Anhand von besonderen Publikationen – vom Bericht über die Erstbesteigung der Jungfrau 1811 über Leslie Stephens „The Playground of Europe“ bis zu Ueli Stecks erstem Buch „Solo“ – zeigt Daniel Anker vorlesend, wie sich der Bergsport rund um Eigernordwand, Chuenisbärgli und Blüemlisalp entwickelt und etabliert hat.
18 Uhr im Hermann Escher-Saal in der Zentralbibliothek Zürich am Zähringerplatz 6. Im Anschluss an die Lesung gibt es einen Apero. www.facebook.com/Zentralbibliothek.Zuerich/videos/289996948298103