Plan B

Oft genug befallen mich Zweifel, ob ich in der Lage bin, höhere Mächte einfach hinzunehmen. Noch bevor ich einmal mehr darüber nachdenken konnte, wurde mir Plan B vorgelegt. Ungefragt. © Annette Frommherz

Kunkelspass Ringelspitzhütte 07 2015 (20)
Wallis Val d'Annivier mit Lucas 07 2015 (8)
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Nächtens erwachte ich und hoffte, die Schwärze der Nacht möge die Schnelligkeit der Zeit nehmen, die Hast verschlingen und die Ruhe behutsam einfangen. So lag ich wach und versuchte, die Gedanken, die sich übereinander stapelten, zu sortieren.
Eben noch hatten wir das pompöse Sommerwetter genutzt, um mit den Bikes über den Kunkelspass auf die Ringelspitzhütte zu fahren. Ein paar Tage später kletterte ich im Val d’Anniviers mit einem Bergführer über Grate, im Blickfeld meist den Lac de Moiry und über uns die locker dahinziehenden Wolkenfetzen. Alles war so, was ein guter Sommer sein soll. Überhaupt: Mit etwas anderem hatte ich nicht gerechnet, bis wir es uns zur Ehre des Nationalfeiertages auf einem Maiensäss gemütlich machten und nach dem Feuerwerk mein Rücken, der gute, blockierte. Nichts ging mehr. Zwei starke Männer legten mich vorsichtig nieder; ich kam mir vor wie ein Käfer auf dem Rücken, nur dass ich nicht strampeln konnte. Die REGA flog mich anderntags ins Spital, wo ich im vierten Stock die Aussicht über Chur hätte geniessen können. Es war mir nicht danach.
Nun, da Plan A ausser Reichweite verschoben worden ist, schlucke ich, wieder zu Hause, zu den vorgegebenen Zeiten brav Voltaren, Dafalgan, Novalgin, Sirdalud, und wie sie alle heissen, die halbe Palette der Pharmaindustrie. Ich besuche mal wieder meine Ärztin, die mich seit dem gebrochenen Daumen nicht mehr zu Gesicht bekommen hat, und lasse mich von einem Physiotherapeuten behandeln. Ich lese endlich das Buch „Sieben Jahre in Tibet“, welches mir mein Sohn längstens und wärmstens empfohlen hat, und probe den inneren Aufstand gegen die negativen Gedanken. Auf keinen Fall will ich meine dünne Haut in Selbstmitleid hinübergleiten lassen, obwohl ich dem Ganzen (noch) keine positive Seite abgewinnen kann. Immerhin habe ich die Kletter- und Tourenwoche absagen müssen; der Liebste schliesst sich übermorgen alleine der Gruppe an. Das ist hart.
Was ich daraus gelernt habe? Plan A ist nicht immer durchführbar. Es ist nützlich, einen Plan B in der Tasche zu haben. Notfalls sogar einen Plan C, falls Plan B es sich anders überlegt.

5 Gedanken zu „Plan B

  1. ohjeeeee du arme Zn8!! Rächt gueti Besssssserig!!!!!
    Mageschoner nöd vergässe bi so vill Schmerzmittel gäll, dänn chasch glii wieder umechraxlä.

  2. Ja hvad skal jeg sige? God bedring og en pause i livet er heller ikke saa daarligt ; naar bare alt bliver godt igen.

    God bedring og mod til det näste!!!!
    PuM

  3. Liebe Annette
    Gute Besserung von Herzen! Vielleicht gibt’s ja noch einen Plan D. Noch einen schönen Beitrag auf bergliteratur schreiben z.B.
    Emil

  4. Liebe Annette, dein Bericht macht mich sehr betroffen.
    Ich nehme seit einem Jahr die gleiche Medipallette ohne jeden Erfolg.
    Zum Glück scheint es bei dir akut und nicht chronisch zu sein.
    Wie ist die Diagnose? Wünsche dir von Herzen gute Besserung.
    Lieben Gruss
    Peter Müller

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