Schnee!

Der Winter zeigte sich letzte Woche auch in tieferen Lagen. Grund genug, auf Publikationen zum Schnee und auf eine elegante Ausstellung zum Wintersport hinzuweisen.

– Wir haben ein schönes Zimmer, wir haben gut gegessen und wir haben Skier unter den Füßen. Herz, was begehrst du mehr?
– Eine rasante Abfahrt!

Kurzer Dialog zwischen Tante Daisy und Onkel Gustav in «Spaß im Schnee» im Sonderband 30 von «Lustiges Taschenbuch» mit dem Titel «Frohes Fest in Entenhausen». Der Band enthält zehn Episoden, wovon fünf deutsche Erstveröffentlichungen zum Thema «Entenhausen im Schnee». Natürlich kann Donald Duck nicht zulassen, dass Gustav seiner Daisy genau dann den Hof macht, wie er seinen eingebundenen Fuss zu Hause kurieren muss. Aber von wegen! Er verfolgt die beiden auf besonderen Ski mit Steuerung, was nicht gut kommt, selbstverständlich nicht. Doch auch Daisy bekommt das Skifahren nicht wirklich. Die letzte Szene zeigt sie und Donald, wie sie vor einem Skigeschäft panisch Reissaus nehmen.

Dabei kann man auf Schnee und Ski so elegant und rasant unterwegs sein wie am vergangenen Donnerstag Abend nach dem heftigen Schneefall bis in die Niederungen. In der Berner Länggasse jedenfalls flitzten Langläufer skatend über die weissen Strassen. Dass der viele Schnee den öffentlichen und privaten Verkehr hingegen gehörig bremste, ist eine andere Geschichte.

Bremsen tut Clément Noël erst nach der Zieldurchfahrt. Und dort stellt der Franzose oft die Bestzeit auf. Der Slalom-Olympiasieger von Peking gewann die beiden ersten Slaloms der neuen Weltcup-Saison. Von Noël findet sich ein Porträt im fünften Band der Publikation «Ski français», die sich der «Compétition» widmet. Da geht es um berühmte und vergessene französische Skistars wie Jean-Claude Killy oder Carole Montillet, um Skirennen im Zeitalter des Klimawandels, um 100 Jahre Skilauf in Frankreich von Chamonix 1924 mit den ersten olympischen Winterspielen bis heute. Im Band 6, der im Januar 2025 erscheinen wird, komm die „Innovation“ zur Sprache. Wer sich für die früheren Ausgaben interessiert, wird hier fündig: https://bergliteratur.ch/vom-avant-ski-zum-apres-lift-neue-skibuecher-und-mehr/ und https://bergliteratur.ch/schneebuecher-zum-fruehlingsbeginn/.

Onkel Donald kennt man, seine Neffen Tick, Trick und Track ebenfalls. Auch von Pingu – freilich nicht im (Schnee-)Reich von Walt Disney angesiedelt – wird man schon gehört haben. Aber kaum von Pingo. Beide sind in der Kälte zuhause. Der erste ist der junge Pinguin Pingu in der gleichnamigen, schweizerisch-britischen Knetanimation-Trickfilmserie; oft spielt auch die kleine Schwester Pinga mit. Pingo ist ein im Permafrost entstandener Erdhügel; der Ibyuk Pingo in den kanadischen Northwest Territories misst 49 Meter in der Höhe. Er ist abgebildet in «Schnee und Eis. Eine Entdeckungsreise zu gefrorenen Welten» – nur eine der vielen Sehenswürdigkeiten im Sachbuch von Jürg Alean und Michael Hambrey. Sie führen uns in neun Kapiteln zu Reif und Hagel, Gletscher und Eisbergen, Eis auf Meeren und Flüssen, Permafrost und Eishöhlen (zum Beispiel im Jura). Immer anschaulich geordnet mit jeweils drei Verben, wie mit „erstarren, ausbreiten, verschwinden“ bei den Eiszeitgletschern. Immer illustriert mit aussagekräftigen Fotos und Illustrationen, unterstützt von genauen Legenden.

Meteorologisch beginnt der Winter am kommenden Sonntag. Noch bis zum Sonntag, 15. Dezember 2024, ist im Musée Bolle in Morges die Ausstellung «Sports d’hiver à la belle époque» von Carlo Pellegrini (1866–1937) zu sehen. Pellegrini stammt aus in Ablese in Norditalien. Er liess sich zum  Maler und Illustrator ausbilden und arbeitete ab 1900 als künstlerischer Berater im Genfer Verlagshaus Vouga & Co, einem der ersten grossen Postkartenverlage. Pellegrini seinerseits wurde durch Plakate und Postkarten bekannt, die Schweizer Landschaften sowie die winterlichen Aktivitäten der Urlauber zeigen. Anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1912 in Stockholm nahm Carlo Pellegrini am ersten Wettbewerb für Kunst und Literatur teil; er gewann die Goldmedaille in der Kategorie Malerei mit seinem Werk «Wintersport». Die Ausstellung in Morges zeigt zahlreiche Originalpostkarten, einige Aquarelle sowie als Wandbild die Vergrösserung eines faltbaren Tourismusprospektes, den Pellegrini für Adelboden schuf. Zudem wird kurz auf die Geschichte der Postkarte und ihre Blütezeit in den 1920er Jahren eingegangen, und als Leihgabe des Schweizer Skimuseums in Le Boéchet gibt es zahlreiche Gegenstände aus der damaligen Zeit wie Ski und Schlitten zu entdecken. Kurz, eine winterliche Reise nach Morges lohnt sich. Und wenn sich dann am Ufer des Léman das verschneite Panorama vom Moléson bis zu den Voirons entfaltet, mit dem Mont Blanc als Höhepunkt, wird einem warm ums Herz.

Ski français. Tome 5: Compétition; tome 6: Innovation. Éditions Glénat, Grenoble 2024/25. Je € 20,00.

Jürg Alean, Michael Hambrey: Schnee und Eis. Eine Entdeckungsreise zu gefrorenen Welten. Haupt Verlag, Bern 2024. Fr 44.-

Carlo Pellegrini: Sports d’hiver à la belle époque. Musée Bolle an der Rue Louis-de-Savoie 73-75 in Morges. Offen Mi bis So, 14 bis 17 Uhr. https://museebolle.ch/

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert