Schneegeschichten

Schneeglück sei vergänglich, heisst es im Untertitel dieses Buches. Aber zur Vergänglichkeit gehört ja erst mal die Existenz. Und die ist bekanntlich nicht vorhanden. Oder noch nicht. Wir warten (also, die einen). Oder lesen Schneegeschichten. Oder mieten Schlittschuhe am Oeschinensee.

Cover Schneegeschichten

„Ein paar Tage vor Weihnachten sieht das Groβe Walsertal so aus, als ob Ostern schon vorbei wäre. Die Wiesen und Bäume an den Hängen sind grün, nur die verputzten Wände der Bauernhöfe leuchten weiβ. Die Schneeketten liegen als Ballast im Kofferraum. Auf einem Ortsschild steht ‚Blons‘. Von hier sind es nur noch ein paar Kilometer bergauf bis Damüls. Das soll das schneereichste Dorf der Welt sein.“

Oder war es vielleicht mal. Wenn nicht grad der Welt, so wenigstens von Österreich, bestimmt jedoch des Bundeslandes Vorarlberg. Damüls liegt auf 1430 Metern Höhe im Bezirk Bregenz und ist der höchstgelegene Urlaubsort zwischen dem Bregenzerwald und dem Großen Walsertal. Das Skigebiet von Damüls präsentiert sich auch in diesem ach so schneearmen Winter erstaunlich weiss: nämlich kunstschneeweiss, wie ein Blick auf www.damuels-mellau.at/de/service/webcams bestätigen wird.

Wer also nachweihnächtliches Winterglück auf hartgepressten Pisten zu finden wünscht, wird es in Damüls finden. Wer sich mit winterlicher Sonnenwärme und Fernsicht zufrieden gibt, beispielsweise sitzend auf einer Bank an einer Holzhütte, könnte ja vom Schnee lesen. Vom Schnee in seinen verschiedensten Formen. Vom bösen und vom lieben Schnee, vom erwünschten und unerwünschten. Von Nansens Gespür für Schnee und vom Schneemann des Michelangelo. Vom Schwäbischen Schneepflug und von der Erfindung des Skilifts. Von der letzten Skifabrik und vom Iglu von Mumbai. 30 solche Geschichten tischt uns der Journalist Johannes Schweikle in seinem jüngsten Buch auf: „Schneegeschichten. Unterwegs zum vergänglichen Glück“.

Wie vergänglich genau dieses Glück ist, beweist uns dieser naturschneearme Winter täglich. Ob technisch hergestellter Schnee die Rettung bringt? Wohl kaum, wenn das Klima immer wärmer wird. Davon handelt Schweikles Geschichte „Kunstschnee auf der Blüemlisalp“. Apropos Büemlisalp: In der schattigen Senke an ihrem Westfuss liegt der Oeschinensee. Und der präsentiert sich zur Zeit als riesige Natureisbahn, zum ersten Mal wieder seit 19 Jahren. Schneelose Wintertage sei dank. Ein einmaliges Erlebnis. Die Schlittschuhe können am Seeufer gemietet werden. Man kann natürlich auch ohne Kufen über die kilometerweite Fläche gleiten. Füsse und Hände können im Berghotel Oeschinensee aufgewärmt werden. Und die Lesebank mit Sonne gibt es bei der Bergstation der Gondelbahn von Kandersteg her.

Johannes Schweikle: Schneegeschichten. Unterwegs zum vergänglichen Glück. Klöpfer&Meyer, Tübingen 2015, Fr. 26.90, www.kloepfer-meyer.de.

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