Schweizer Wintersporthelden

Es gibt also auch im Skisport Helden (und Heldinnen), jedenfalls wenn es nach den Sportreporterhelden Vater und Sohn Sepp und Thomas Renggli geht. Und auch Anti-Helden wie den Schweizer Andreas Däscher, der das moderne Skispringen, den «Finnen-Stil» erfunden hat. Prophet im eigenen Land.

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„Eigentlich müsste auch Andreas Däscher in die Skisprung-Weltgeschichte eingehen. Er war der erste Mensch, der die Schanze nicht mit vorgestreckten Armen, sondern mit eng an den Körper gepressten Händen verliess. Die Schweizer Verbandsfunktionäre verboten dem Davoser diese ‚Marotte‘ und drohten mit Sanktionen. ‚Die Hände nach vorne! Kapiert?‘ Das Bibelwort vom Propheten, der nichts gilt in seinem Vaterland, bewahrheitete sich erneut. Das ärgerte Däscher und freute die Finnen. Sie kopierten den Bündner und nannten dessen Erfindung keck ‚Finnen-Stil‘. Etikettenschwindel! Damit ging für Norwegen die Springerwelt unter und für Finnland auf. Suomi entthronte seinen Nachbar dank Däscher brutal und gewann an den Welttitelkämpfen 1954, 1956, 1958 Gold, Gold, Gold, Silber, Silber, Silber! Ferner hüpften die Norweger.“

Und die Schweizer auch… Jedenfalls an den diesjährigen alpinen und nordischen Skiweltmeisterschaften – letztere gehen ja heute Sonntag in Oslo zu Ende. Wenigstens holten die Altmeister Simon Ammann und Didier Cuche einmal mehr Edelmetall für die Schweiz. Aber sonst viel Pech: Dario Cologna läuft mit verwachsten Skis, Beat Feuz fädelt ein paar Tore vor dem Ziel und der Silbermedaille ein, dafür gibt es ein paar vierte Plätze. Doch von denen ist dann in den Medaillenübersichten nichts mehr zu lesen. Und so heisst bei der Winterolympiade 1964 in Innsbruck: „Keine Medaille für die Schweiz“. Ich erinnere mich noch gut ans dieses Debakel, damals war ich zehn Jahre alt, klebte die Fotos der Skirennfahrer in ein blaues Hüseliheft, auch diejenige von Jos Minsch, der in der Abfahrt die Bronzemedaille um sechs Hundertstelsekunden verpasste. Ein tragischer Held. Auch im neuen Buch „Schweizer Wintersporthelden“ verfehlt er einen Auftritt um Sekundenbruchteile.

Porträtiert mit Text und 120 Fotos sind in diesem Buch der Sportexperten Sepp Renggli (Vater) und Thomas Renggli (Sohn) vor allem die glücklichen Medaillengewinner, von Simon Ammann, Bernhard Russi und Roland Collombin über Erika Hess, Conny Kissling und Marie-Theres Nadig bis zu Marcel Reymond (Skisprungweltmeister 1932), Mike Schmid und natürlich Pirmin Zurbriggen. Im Zentrum steht der alpine und nordische Schneesport, aber auch von Bob, Curling, Eishockey, Eiskunstlauf und Skeleton ist die Rede, also von den olympischen Wintersportarten. Dass es auch Weltmeisterschaften im Eisklettern und Skibergsteigen gibt, und dabei Medaillen für die Schweiz, wird leider nicht gesagt und gezeigt.

Sepp Renggli/Thomas Renggli: Schweizer Wintersporthelden. Von den Anfängen bis heute, Faro Verlag, Lenzburg 2010, Fr. 34.90

Ein Gedanke zu „Schweizer Wintersporthelden

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    Albert Brunner
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