Ein Skipionier wird 100 – Émile Allais, vor 70 Jahren schnellster Abfahrer und Slalomschwinger der Welt, Erfinder einer eigenen Technik und Erschliesser von Skigebieten, u.a. dem berühmten Squaw Valley.
«Si vous êtes le meilleur et le plus vite, c’est que notre technique est la plus efficace.
Mais personne ne se fait tout seul ; même les meilleurs ont d’abord grapillé chez les uns et chez les autres. C’est la règle et il ne faudrait pas s’y méprendre : si le ski de descente trouve aujourd’hui en France sa vitalité lui-même, il doit une grande part des ses progrès à la science de ses premiers maîtres de Norvège, d’Autriche, de Suisse… ; ils ont aidé, et continuent de suivre d’ailleurs, un mouvement progressif où leur apport classique fut toujours heureux.
Mais aujourd’hui, sans reniement aucun, en exposent nos travaux dans ce volume, nous pouvons apporter une part que nous espérons décisive à l’évolution du ski moderne. On y verra que le ski français a maintenant une personnalité bien dessinée, résultat d’un travail sportif, entraîné par la volonté et l’enthousiasme. »
Eine Passage aus einem Skilehrbuch, das vor knapp 75 Jahren erschien und eine neue Ära im alpinen Skifahren einläutete. Verfasst von Paul Gignoux, capitaine de l’équipe de France, und von Emile Allais, champion du monde de ski, wie es auf dem Titel heisst. Und dieser Emile Allais war damals tatsächlich der beste und schnellste Skiläufer. An der Skiweltmeisterschaft von Chamonix im Februar 1937 gewann er alle drei Goldmedaillen (Abfahrt, Slalom und Kombination), wie die Deutsche Christl Cranz übrigens auch. An der Meisterschaft von Engelberg im folgenden Winter holte Allais in der Kombination einen weiteren Titel. Insgesamt fuhr er an Skiweltmeisterschaften 10 Medaillen heraus; an den Olympischen Winterspielen 1936 in Garmisch-Partenkirchen, wo die alpinen Skiwettkämpfe erstmals auf dem Programm standen, wurde er Dritter in der Kombination.
Wäre Emile Allais aber „nur“ Skirennläufer gewesen, so leuchtete sein Name nicht so hell am Skihimmel. Mit seinem Skilehrbuch, in dem er gleich selbst als sehr photogenes Skimodel agierte, propagierte er eine neue Technik, welche nicht auf dem Stemmschwung basierte, sondern gleich den Parallelschwung anvisierte, ausgehend vom Geradeausfahren und dann vom Abrutschen. Beherrschte man einmal diese Technik, erfolgte gleich das Erlernen des Kurvenfahrens mit parallel geführten Skis – sicher keine leichte Sache. Aber Skilehrer Allais zeigte meisterhaft, wie das geht, wie man auf den Ski stehen, wie man die Schulter drehen muss. 1937 wurde die l’École Nationale du Ski Français gegründet, Emile erhielt das Diplom Nr. 1.
Das Lehrbuch war ein Riesenerfolg, wurde gar ins Japanische übersetzt. 1947 doppelte Allais mit „Méthode française de ski – Technique Emile Allais“ nach; ein grossformatiges Buch, das seine Technik fotografisch und grafisch ganz neu vermittelte, mit Reihenbildern, Überblendungen und in Fahrtrichtung gesetzten Schriften und Pfeilen, gedruckt mit viel Raum und farbigen Stimmungsbildern. Ein Skilehrbuch, das auch Nichtskifahrer von der Spitze bis zum Ende fasziniert, immer noch.
Doch Allais war nicht nur Skirennfahrer, -lehrer und –lehrbuchverfasser, sondern förderte auch den Bau von Skigebieten, so Courchevel in den französischen Alpen, Squaw Valley und Sun Valley in Kalifornien, Portillo in Chile, Bariloche in Argentinien. Zudem war er mitbeteiligt an der Entwicklung neuer Ski; am berühmtesten ist der Rossignol „Allais 60“.
Emile Allais wurde am 25. Februar 1912 im französischen Megève geboren. Dort feiert er heute seinen 100. Geburtstag – wahrscheinlich skifahrend.
Émile Allais, Paul Gignoux: Ski français. Méthode officielle d’enseignement de ski de descente de la Fédération française de ski. B. Arthaud Éditeur, Grenoble 1937.
Emile Allais: Méthode française de ski – technique Emile Allais. Editions Flèche 1947.
Gilles Chappaz: Allais. La légende d’Émile. Éditions Guérin, Chamonix 2007; Neuausgabe in den Editions Ka2 2010, Préface de Karen Allais Pallandre, € 24.-, www.emileallais.com
Skiing Heritage. Journal of the International Skiing History Association, Vol. 24, No. 1, January – February 2012, p. 14-18.