Aus der Geschichte des Skitourismus und der Lawinenkunde – alt, aber keineswegs veraltet.
With a man, utility is the first consideration in providing his outfit for any particular sport; with a woman, the first question is, „How shall I look in it?“
Das meinte C. Mabel Rickmers im Kapitel „Ladies on ski“ im Skilehrbuch ihrers Mannes, und man kann sagen, dass ihre Behauptung auch 100 Jahre später noch stimmt. Nach 1910 buhlten gleich vier Lehrbuchautoren um die Gunst der rasch wachsenden Schar englischsprachiger Skiläufer: Willi Rickmer Rickmers mit „Ski-ing for Beginners and Mountaineers“ (1910), Vivian Caulfeild mit „How to ski and how not to“ (1910), E. C. Richardson mit „The Ski-Runner“ (1912) und Arnold Lunn mit „Ski-ing“ (1913). Nun, auf der Fahrt von London nach Mürren oder St. Moritz hatten die Sportler ja genügend Zeit, die Bücher zu lesen und miteinander zu vergleichen.
Wilhelm, genannt Willi, Rickmer Rickmers (1873-1965) ist ein Spross der bekannten Reederei Rickmers aus Bremen. Ihm kommt das Verdienst zu, dass er als Schüler von Matthias Zdarsky den Streit zwischen diesem und Wilhelm Paulcke zu schlichten versuchte, aber als alpiner Skiläufer der fürs Hochgebirge tauglicheren Lilienfelder Technik von Zdarsky den Vorzug gab. Mit seinem Führer gewann Rickmers die Engländer und damit auch die Schweizer für Zdarskys Lehre vom Skilauf. Nebenbei: Die Fragen, die Rickmers zur Lawinensituation stellt, sollten wir uns noch heute stellen: „How were weather and temperature during the last few days and how are they to-day? When was the last fall? Is this a snow-slab accumulated by wind?“ Bei der Verpflegung müssten wir allerdings Abstriche machen – „sardines, pâté de foie gras“ gehören höchstens noch zu einem letzten Abendessen der Skitourenwoche.
Wer des Englischen nicht kundig war, konnte ab 1910 mit Georg Bilgeris „Der alpine Skilauf“ das Schwingen lernen. Der Oberst aus Bregenz propagierte einen Kompromiss zwischen der Norweger (Paulcke) und der Lilienfelder Fahrart (Zdarsky) und hatte damit so grossen Erfolg, dass es schon bald nicht bei der Produktion von Software blieb: Nach und nach kamen Ski, Bindung, Harscheisen, Fellbespannung, Skistöcke, Skiteer, Skiwachs, Rucksack, Schuhüberzüge, Schneebrille und Lawinensonde von Bilgeri auf den Markt. Mehr noch: Bilgeris Ski-Turnübungen und Bilgeri-Skikurse wurden ebenfalls angeboten. In Zürich befand sich die Verkaufsstelle für sämtliche Bilgeri-Artikel in der Sportabteilung der Rathaus-Drogerie von Dr. H. Kunstmann an der Marktgasse 4.
Willi Rickmer Rickmers: Ski-ing for Beginners and Mountaineers.T Fisher Unwin, London, 1910. Reprint 2009 bei BiblioBazaar. Beide Ausgaben erhältlich bei www.bookfinder.com.