Zwei Nachkriegs-Skibücher hat unser Rezensent diesmal aufgestöbert, wohl um uns zu erinnern, dass die Saison ansteht. Sie erschienen in einer Zeit, in der der Tourismus allmählich wieder auf Touren kam und sich die Menschen wieder erfreulicheren Dingen als Bombenkrieg und Nazidiktatur zuwenden konnten.
Der HIAS, der war ein armes Kind,
Doch gut und brav, wie wenige sind.
Holt die kargen Speisenreste
Vom Berghotel, wenn satt die Gäste,
Teilt er am Heimweg diese Gaben
Noch stets mit KRUKEKRAA, dem Raben.
Und Tränen gibt’s, fällt jäh ihm ein:
Es hat kein Geld das Mütterlein.
So beginnt das hübsch illustrierte und gedichtete Kinderbuch „Ski-Hiasl“ von Mary Teltscher-Bohuslaw aus dem Jahre 1946. Ich fand dieses österreichische Skimärchen zufällig vorgestern im Buchantiquariat Peter Petrej an der Sonneggstrasse in Zürich – man darf sich ja auch selbst etwas zu Weihnachten schenken. Ein Ski-Hiasl ist nicht etwa ein Skihäschen; Hiasl ist die Verkleinerungsform von Matthias bzw. Hias, hat aber auch die Bedeutung von Dummerchen erhalten. Genau das ist aber Klein-Hias nicht, wie schon die erste Strophe zeigt. Unser Held will unbedingt das Skirennen gewinnen und damit den Siegerpreis von 100‘000 Schilling. Wie er das schafft mit Hilfe des Raben, der Skifee Skiffi sowie den Skilauf-Geistern Schneepflug, Stemmbogen, Christiania und Sprung, ist wirklich märchenhaft. Das letzte Bild zeigt die Mutter, die Hiasl umarmt, welcher den Geldsack in der Hand hochhält. Die letzten beiden Zeilen lauten: „SKILAUF IST KUNST – GANZ SICHERLICH/DOCH WER BRAV ÜBT, DEM LOHNT ES SICH.“ Wer weiss das nicht besser als der Emmentaler Beat Feuz: Er hat auch fleissig geübt und heute Freitag den Super-G auf der Saslong in Val Gardena gewonnen.

Nichts gewonnen, nur fast alles verloren, sogar das eigene Leben: So erging es dem Engländer Neil Blair zur gleichen Zeit, wie das Ski-Hiasl-Märchen erschien. Blair soll im Auftrag eines Filmproduzenten das Rifugio Col de Varda bei der Bergstation der Slittovia, der Schlittenseilbahn, hoch oberhalb Cortina d’Ampezzo auskundschaften, um dann ein Drehbuch für einen Spionagefilm zu schreiben. Mit dabei ist ein Kameramann – und auch er überlebt den Aufenthalt in der geheimnisvollen Hütte, in der Nazi-Schergen Gold versteckt haben sollen. Natürlich hat auch eine Contessa ihre Auftritte im Thriller „The Lonely Skier“ von Hammond Innes, den mir Tony Astill von www.mountaineeringbooks.org besorgte. Mit Carla Rometta wagt sich der Ich-Erzähler Blair wieder auf eine Abfahrt: „Whilst I was still hesitating on the brink of the run, her cry of ‚libera!‘ floated back to me from the woods, telling me that already she had reached the point where the ski track from Monte Cristallo joins the Col da Varda-Cortina run.“ Eine der flotten Skiszenen im Skikrimi. Lebensgefährlich für den Drehbuchschreiber wird es dann auf einer Skitour mit dem Bösewicht Gilbert Maine, der das Nicht-Beherrschen des Christiana seines Tourengefährten auf ganz gemeine Art bei der Abfahrt ausnützen will. „The Lonely Skier“, in den USA als „Fire in the Snow“ erschienen, kam 1948 unter dem Titel „Snowbound“ ins Kino; Regie führte David MacDonald, den Hüttenwart Aldo spielte der Berner Schauspieler Willy Fueter, bei uns mehr bekannt für seine Rollen in Gotthelf-Verfilmungen.
Mary Teltscher-Bohuslaw: Ski-Hiasl. Ein lustiges Ski-Märchen. Graphischer Großbetrieb Alfred Wall, Graz, mit Druckerlaubnis erteilt von I.S.Z.U. am 26.6.1946.
Hammond Innes: The Lonely Skier. Collins, London 1947.