Zwei Passionen an zwei Tagen: Gestern Tango getanzt, heute Tangotime geklettert. Vom Cruzado in der Senkrechten und der Waagrechten.
Freitagabend: Tangolektion. Samstagmorgen: Tangotime auf der Galerie geklettert. Wohl nicht ganz so locker wie Cruzado und Ocho gestern Abend, für die uns der Tanzlehrer lobte. Aber immerhin: 6c rotpunkt. Obwohl mir die Route nicht so besonders in der Hand liegt. Am Ausstieg aus der überhängenden Schuppe habe ich mir gelegentlich schon die Finger ausgerissen. Heute ist das Glück auf meiner Seite. Vielleicht bin ich doch noch ein bisschen beschwingt vom Tango, wer weiss. Jedenfalls denke ich in diesen Tagen oft über meine alte und meine neue Passion nach: Klettern und Tangotanzen.
Niemals, und da war ich bis vor einigen Wochen noch felsenfest überzeugt, niemals würde ich je eine Tanzfläche betreten. Nein, alles, aber das nicht. Aber wie das so ist im Leben, alles kommt anders. Der Tango kam als Weihnachtsgeschenk verpackt, von Christa, die gerne klettert, aber noch lieber auch mal was anders unternimmt mit ihrem Ehemann, als nur immer Galerie und Mettmen und Bockmattli und Finale und so weiter. Also Tango. Schwierig, wie Klettern. Braucht intensives Training, wie Klettern. Auch Gleichgewicht, wie Klettern. Lebenslange Passion, wie Klettern. Fordert Körper und Geist wie Klettern. Tango beschwingt, wie Klettern. Zum Tango brauchts zwei, wie beim Klettern meistens auch. Wobei einer führt, wie beim Klettern. Ach ja, da gibts doch einen kleinen Unterschied. Beim Tango führt immer der Mann, wie früher beim Klettern auch fast immer, aber die Kletterszene hat sich offenbar schneller emanzipiert als die Tangoszene. Man könnte noch weitere Unterschiede herausfiltern. Beim Klettern kann man bekanntlich zu Tode stürzen, beim Tango wohl höchstens einen Fuss brechen. Oder ein Herz. Aber auch das kann man am Berg.
Tangotime: Wie ist Mike Schwitter wohl auf den Namen der Route gekommen, die er vor ein paar Jahren eingerichtet hat? War er vielleicht auch mal ein Tangotänzer? In Argentinien war er jedenfalls, aber wohl nicht nur zum Tanzen, sondern auf dem Cerro Torre. Hat zuoberst auf dem Eispilz vielleicht vor Glück einen Cruzado oder Ocho getanzt, wer weiss.
Die Route Tangotime hat ihren Namen, weil wenn richtig geklettert die Bewegungen wie während einen Tango ausgeführt werden sollten. Beine links, Kreuzzug, Beine rechts und im Rythmus zu Argentinischer Musik… mit etwas Übung im Tanz und im Klettern geht ein ganz neues Feeling auf! Bitte ausprobiern es ist der Hammer.