Emil Zopfi und Robert Steiners neues Buch über den Expeditionsbergsteiger und Fotografen Lorenz Saladin, der 1936 nach der Drittbesteigung des Khan Tengri ums Leben kam. Mit vom AS Verlag hervorragend restaurierten Fotos.
Ewgeni Abalakow, ein begnadeter Kletterer, schlägt in einer abschüssigen Granitwand im Kara Su einen Haken. Wie damals üblich, ist er um den Bauch angeseilt, klettert am Doppelseil und steht mit seinen Gummigaloschen auf Reibungstritten. Mit einer Hand hält er sich an einem Haken fest, noch ist «Rotpunktklettern» kein Thema.
Legende zu einem Foto mit Folgen. Der Schriftsteller und Kletterer Emil Zopfi blätterte vor Jahrzehnten auf einem Flohmarkt im Buch «Lorenz Saladin – ein Leben für die Berge», sah das Bild des hakenschlagenden russischen Alpinisten auf einer abschüssigen Felsplatte – und kaufte das Buch. Am kommenden Donnerstag spricht Zopfi im Alpinen Museum in Bern über den Bildband „Lorenz Saladin – Tod am Khan Tengri“, den er nun zusammen mit dem Extremalpinisten und Tien-Schan-Kenner Robert Steiner herausgegeben hat.
Ohne die Fotos von seinen Expeditionen wäre Lorenz Saladin verschollen geblieben. Sein Grab am Iniltschekfluss im fernen Tien Schan Gebirge ist erst im Jahr 2008 gefunden worden. Den Pik Saladin hingegen, eine 6280 Meter hohe Schneekuppe im Nordostgrat des Khan Tengri, gäbe es auch ohne die Fotos. Weil russische Bergsteiger damit einen Alpinisten ehrten, der mit ihnen – und in ihren Bergen – in den 1930er Jahren gewaltige Touren unternahm. Aber in der Schweiz? Saladin? Vergessen. Der Erstbesteiger von hohen, schwierigen Gipfeln im Kaukasus und Pamir, Drittbesteiger des Khan Tengri, des nördlichsten und kältesten Siebentausenders der Erde – nie gehört. Die Leica hat Lorenz Saladin gerettet. Nicht das Leben, aber das Weiterleben in unserer Erinnerung. Am 17. September 1936 ist er tot vom Pferd gekippt. Zwei Jahre später erschien seine Biografie. Und jetzt liegt dieser Bildband vor. Ein Dokument. Eine Entdeckung. Eine Offenbarung.
Die Schweizer Schriftstellerin und Fotografin Annemarie Schwarzenbach war so beeindruckt von Saladins Fotos aus dem fernen Asien, dass sie eine aufwändig recherchierte, reich illustrierte Biografie schrieb: «Lorenz Saladin – ein Leben für die Berge». Darin eben die Foto, dank der Emil Zopfi auf Saladin aufmerksam wurde. In seinem neuen Buch ist sie auf S. 89 zu sehen.
Die Buchvernissage findet am Donnerstag, 7. Mai 2009, um 19 Uhr im Schweizerischen Alpinen Museum am Helvetiaplatz 4 in Bern statt. Der Eintritt ist frei.
Emil Zopfi, Robert Steiner: Lorenz Saladin – Tod am Khan Tengri. AS Verlag, Zürich 2009, Fr. 78.-
Daniel Anker