Tour de Suisse

Die nostalgische Schweiz – wie sie einst in Plakaten ihre Sonnenseite zeigte. Jungfrau und schlanke, sonnengebräunte Jungfrauen. Ein Bilder- und Lesebuch für trübe Tage und gegen trübe Stimmungen angesichts des aktuellen Zustands der Nation.

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„Natürlich fahren Sie in das Oberland in erster Linie, um auszuspannen. Aber wenn Sie auch noch so gute Vorsätze haben, so können Sie auf die Dauer doch nicht der Anziehungskraft der Jungfrau widerstehen, und bald sieht man auch Sie wandern, klettern und auf die Berge steigen wie einen echten Touristen. Sie werden ein aktiveres Leben führen als in der Stadt und sich dabei ausgesprochen wohlfühlen.“

Wohlfühlen tun wir uns auch mit dem Bildband „Tour de Suisse. Eine nostalgische Reise zu den schönsten Plätzen der Schweiz“. Denn es zeigt 74 wunderschöne, bekannte und auch unbekannte Reiseplakate aus der Zeit zwischen 1920 und 1960 und garniert sie mit Texten aus „Meyers Reisebücher“, Band Schweiz (1920) und aus „Schweiz 1952“ von Eugen Fodor. Sonniger war die Schweiz – wenigstens auf Plakaten – nie als zu jener Zeit. Der wieder beziehungsweise neu einsetzende (Winter)tourismus der Zwischenkriegszeit, der Aufschwung in den 1950er Jahren: Das schlug sich in der Plakatkunst nieder. Oder waren die Plakate dafür verantwortlich, dass der Tourismus Fahrt aufnahm, dass wir uns manchmal ein bisschen zurücksehen in diese ferne und wenigstens in den ausgewählten Illustrationen und Texten so unschuldige Zeit? Ganz so unschuldig ist freilich das sehr freizügige Plakat „herrliches Arosa“ von Viktor Rutz aus dem Jahre 1938 nicht… Damit könnte der Bündner Kurort heute wohl nicht mehr werben.

Wie auch immer: Es macht Spass, mit diesem Bildband die Sommerferien zu planen und zu verbringen. Mehr noch: Sieben Plakate im Format 30 x 45 cm und eines im Format 67 x 33 cm (natürlich vom Jungfraujoch) können herausgetrennt und gerahmt werden, so dass das Wohlgefühl auch anhält, wenn wir wegen trüben Wetters wieder in der Stube hocken müssen. Peter Graf und seine Mitarbeiter konnten übrigens der Jungfrau auch nicht widerstehen: Neun Mal ist sie abgebildet, viel mehr als jeder andere Berg. Darunter auch auf dem Plakat von Klara Borter von 1930, welches den berühmten Gipfel, das Schwimmbad Wengen und im Vordergrund eine schlanke junge Frau zeigt.

Tour de Suisse. Eine nostalgische Reise zu den schönsten Plätzen der Schweiz. Herausgegeben von Peter Graf. Walde + Graf Verlag, Zürich 2010, Fr. 68.-

Im Museum für Gestaltung in Zürich findet noch bis zum 25. Juli 2010 unter dem Titel „Paradies Schweiz“ eine Plakatausstellung statt, die sich auf überaus spannende Art und Weise dem Mythos Schweiz widmet; www.museum-gestaltung.ch.

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