Tsum Glück. Ein entlegenes Tal im Himalaya

Stilles Glück weit, weit weg. Oder ganz nah – in einem prächtigen Bildband.

„Zu den Dingen, die mich glücklich machen, zählen: Berge, Freunde, Bewegung, Ruhe, Natur, gutes Essen. Deshalb war ich auf vielfache Weise glücklich, dass ich im Herbst 2016 vier Wochen lang zusammen mit meinem Freund, dem Fotografen Enno Kapitza, im Himalaya unterwegs sein durfte. Wir wanderten ins Tsum-Tal, eine abgelegene Region in Nepal, das nur zu Fuβ erreichbar ist und im tibetischen Buddhismus als „Tal des Glücks“ oder „verstecktes Tal“ bekannt ist. Der Anmarsch dauerte fast eine Woche. Zeit genug, um sich zu akklimatisieren. Die Orte im Tal liegen in Höhen von 2.200 bis 3.400 Metern. Und eine gute Gelegenheit, um sich beim Gehen meditativ auf das Thema unserer Recherche einzustimmen: Was ist Glück?“

Schwierige Frage, nicht wahr? Vielleicht hätten wir schon am Welttag des Glücks eine Antwort erhalten. Doch der ist vorbei, am 20. März wird er jeweils gefeiert, am kalendarischen Übergang vom Winter zum Frühling. Bis zum nächsten Weltglücktag wollen wir dann doch nicht warten. Deshalb jetzt ein Buch über ein Tal, wo das Glück offenbar zu Hause ist. Das gerade jetzt, wo das Wetter einen nicht wirklich glücklich stimmt. Jedenfalls nicht in Bern mit bedecktem Himmel und bissiger Bise, an diesem Montag, 13. Mai 2019. Nur nebenbei: Heute vor 179 Jahren kam Alphonse Daudet, Schöpfer des unvergesslichen Romanhelden und Alpinisten Tartarin, auf die Welt. 1867, so meldet Wikipedia, heiratete der Schriftsteller Julia Allard: „Die Ehe war glücklich.“

Aber jetzt zurück ins glückliche Tal. Fotograf Enno Kapitza und Herausgeber Titus Arnu haben eine Region erkundet, die erst seit 2007 wieder von Touristen besucht werden darf. Wir erinnern uns: 1954 bereiste Peter Aufschnaiter das im Norden Nepals an der Grenze zu Tibet gelegene Hochtal. In diesem abgelegenen Tal, wird die ursprüngliche Lebensweise des tibetischen Buddhismus noch gelebt. Das Leben ist einfach und entbehrungsreich, doch strahlen die Menschen eine tiefe innere Zufriedenheit aus – ganz sicher jedenfalls auf den Fotos von Enno Kapitza. 140 Farbfotos zeigen uns eine ganz andere Welt, faszinierend zum Anschauen in diesem sorgfältig gemachten Bildband. Vielleicht gar verlockend zum Besuchen, doch das Tsum-Tal liegt schon etwas weit weg. Mit einem schönen Buch in den Händen lässt sich auf dem Sofa zufrieden reisen. Allerdings:

„Wenn man unglücklich ist, findet man auch auf einem weichen Sofa keinen Schlaf. Wir sind hier so glücklich, dass wir auch auf einem Felsen schlafen können“, sagt Nyima Dorze, ein Bauer im Tsum-Tal.

Enno Kapitza (Fotos): Tsum Glück. Ein entlegenes Tal im Himalaya. Herausgegeben von Titus Arnu. Texte von Nadine Plachta, Titus Arnu, Karénina Kollmar-Paulenz. Sieveking Verlag, München 2018, € 55.-

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