Ein feines, rucksacktaugliches Buch, das eben erschienen ist und wofür Emil Zopfi Geschichten vom Wandern und Bergsteigen ausgewählt hat, von A wie Annemarie Schwarzenbach bis Z Carl Zuckmayer.
„Gegen acht Uhr erreichte ich Locarno. – Nun bin ich eine Woche nicht aus den Kleidern gekommen, und wie gerne werfe ich mich nun in den glitzernden See, in dieses klare, weiche und immer frische Gewand des Wassers, das unsere schwimmenden Glieder so kantenlos umfängt! Noch kann ich es kaum fassen, daß es ein Dasein ohne Rucksack gibt, und mich dünkt, noch nie habe ich das Baden so genossen, wie eben jetzt, da es die lange Sehnsucht heißer Wandertage erfüllt.“
So schliesst Max Frisch seinen Artikel „Über die Alpen“, der am 13. August 1937 in der Neuen Zürcher Zeitung erschien und eine sechstägige Wanderung aus dem Glarnerland nach Locarno beschreibt. Frisch als Wanderer, ja als Bergsteiger: Das nimmt man wieder vermehrt zur Kenntnis, Peter von Matt hat im letzten Jahr den Roman „Antwort aus der Stille. Eine Erzählung aus Bergen“ neu herausgegeben, und Emil Zopfi widmet dem berühmten Autor und weniger berühmten Alpinisten ein Kapitel in seiner herausragenden Studie „Dichter am Berg“.
Max Frischs Mehrtagestourenbericht über die Alpen macht den Auftakt in einem feinen, schön gebundenen und rucksacktauglichen Buch, das eben erschienen ist und wofür Emil Zopfi Geschichten vom Wandern und Bergsteigen ausgewählt hat, von A wie Annemarie Schwarzenbach bis Z Carl Zuckmayer. Goethe ist ebenfalls dabei, Mark Twain natürlich, Hermann Hesse, Thomas Mann und Charles Ferdinand Ramuz. Aber auch unbekanntere Schriftsteller mit Neigung zum Gebirge wie Alfred Graber und Jürg Weiss. Fünfzehn Texte, jeder lesenswert, das Nachwort des Herausgebers übrigens auch. Auf dem Gipfel, in der Hütte oder am Ufer eines Sees. Letzteres scheint nicht mehr lange möglich, dann ist der Sommer vorbei.
Über alle Berge. Geschichten vom Wandern. Herausgegeben von Emil Zopfi. Unionsverlag, Zürich 2010, Fr. 22.90
PS: Am Mittwoch, 25. August 2010, findet die Buchvernissage des jüngsten Buches von Emil Zopfi statt, um 18.30 in der Cafeteria des Kletterzentrums Gaswerk Schlieren bei Zürich. „Finale“ heisst der Roman und schildert den dritten (und hoffentlich nicht letzten) Fall der Bergführerin Andrea. Der Titel könnte allerdings so verstanden werden. Aber feiern (und lesen) wir erstmals diesen stimmigen Bergkrimi. Und hier noch das Programm vom Mittwoch:
Begrüssung durch Patrick Hilber, Bergführer und Inhaber des Kletterzentrums; Bildprojektion und Lesung zur Einführung in den dritten Bergkrimi nach Steinschlag (eben neu aufgelegt) und Spurlos; Finale-Wettbewerb mit Buchpreisen; Büchertisch des Limmat Verlags; Apéro, offeriert vom Kletterzentrum. Eintritt frei. Anmeldung erwünscht auf buchvorstellung@kletterzentrum.com