Versprochen ist versprochen; wir haben die Schneeschuhe gegen die Skier getauscht. Fantastische Schneeverhältnisse belohnen unseren Entscheid. Zur Freude des einen, für die andere nicht minder. © Annette Frommherz
Es gibt Artgenossen, die wünschen sich auf Weihnachten einen neuen Schirmständer oder ein gelbes Schlauchboot. Nicht schwer und unerschwinglich, solche Wünsche zu erfüllen. Wer sich aber Traumverhältnisse für eine Skitour wünscht, der muss sich mit der Tatsache abgeben, dass sich diese weder im Grossverteiler noch im Brockenhaus ergattern lassen. Wer solche Verhältnisse ohne Stossgebete oder anderes Flehen antrifft, der ist ganz einfach ein Glückspilz.
Wir sind uns dessen bewusst, als wir die Felle straff auf die Skier ziehen. Es ist Mittwoch, kurz vor Jahresende; in der stillen Bescheidenheit der winterlichen Natur. Das Hasenflüeli (2’412 müM) ob St. Antönien ist heute unser Berg. Märchenhaft zaubert die Sonne Schatten- und Lichtgebilde auf die Hänge. Wir sinken zeitweise tief im weissen Pulver ein. Die eine oder andere Spitzkehre am Steilhang meistere ich besser als noch in der letzten Saison; über die restlichen schweige ich. Achthundert Höhenmeter weiter oben ziehen wir die Skier ab, um durch das Couloir auf den kleinen Grat zu gelangen, der uns zu einer grandiosen Aussicht verhilft. Ist es nicht herrlich? flüstert mir eine Berggängerin vertraulich zu, als wäre das Prachtwetter eine verbotene Substanz, die unter der Theke gehandelt werden müsste. Auf jeden Fall ist es mehr Feststellung als Frage. Ich nicke ihr zu.
Noch nie bisher bin ich in solch tiefem und luftigem Schnee so steil hinunter gefahren, wie wir bald darauf den Nordhang einnehmen. Erst zwei Spuren zieren die Abfahrt; es ist also beinahe jungfräulicher Schnee, den wir antreffen. Meine Bogen sind weit, die Fahrkünste bescheiden, währenddessen mein Begleiter mit leichten Schwüngen ins Tal flitzt.
Je länger der Tag wird, desto demütiger verneigen wir uns vor diesem prächtigen Exemplar. Zwar kennen wir das Sprichwort ‚Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben’. Für einmal jedoch lassen wir den Ratschlag unbeachtet.