Niemals wieder habe ich, das kann ich aufrichtig versichern, mit einem so absolut gefährlichen Berge zu tun gehabt. Der Mount Sefton war schwieriger als der Monte Rosa von Macugnaga; ich würde eine Besteigung von dieser Seite nie wieder unternehmen.

Das sagte der Schweizer Bergführer Matthias Zurbriggen über den Mount Sefton (3151 m) in den neuseeländischen Alpen, nachdem ihm mit seinem Gast, dem Engländer Edward Fitzgerald, am 14. Januar 1895 die fast buchstäblich halsbrecherische Erstbesteigung des auch als „Matterhorn von Neuseeland“ bezeichneten Gipfels gelungen war. Nachzulesen im Buch „Von den Alpen zu den Anden. Lebenserinnerungen eines Bergführers“ (1899 englisch, 1937 deutsch). Oder in Kurzform nun in einem neuen, grossformatigen Bildband zur Geschichte des Bergsteigens mit dem etwas hochtrabenden Untertitel „die grössten Abenteuer des Alpinismus“. DIE grössten Abenteuer gibt es nämlich kaum, einfach nur grössere und kleinere; und je nach Herkunft und Geschichtskenntnis der Autoren, nach Zugänglichkeit zum Bildmaterial usw. erfolgt die Auswahl der Abenteuer. So verfuhren auch Paolo Lazzarini und Roberto Mantovani in ihrem gewichtigen Werk; es setzt mit der Erstbesteigung des Mont Blanc anno 1786 ein (wie wenn es vorher keinen Alpinismus gegeben hätte!) und hört auf mit einem Porträt von Josef Rakoncaj, dem bekanntesten Bergsteiger der Tschechischen Republik. Das Buch brilliert mit üppigem, zeitgenössischem Bildmaterial, das immer wieder auf aufklappbaren Seiten präsentiert wird; grossartig zum Beispiel die Foto von Vittoria Sella vom Beginn des Baus der Capanna Regina Margherita auf der Signalkuppe (4554 m) am 15. September 1892; es ist die höchstgelegene Hütte der Alpen auf dem vierthöchsten Gipfel des Monte Rosa (und der Schweiz). Durch die 2400 m hohe Ostwand des benachbarten Nordend (2609 m) hatte Zurbriggen 1893 eine neue Route, die Via Restelli, eröffnet. Und am Fusse dieser Wand liegt eben Macugnaga, wohin der zweijährige Matthias von seiner Mutter im Tragkorb über den Monte Moro-Pass getragen worden war; in Saas Fee hatte die Familie kein Auskommen mehr gefunden. Eine Verwandte führt heute das „Bed & Breakfast Zurbriggen“ in Macugnaga; vom Balkon von Zimmer 6 sieht man den Monte Rosa.

Paolo Lazzarini, Roberto Mantovani: Eroberer der Berge. Die grössten Abenteuer des Alpinismus. Knesebeck, München Fr. 83.90.